Hansjörg Berger: Als Coach des ÖSV-Snowboard-Parallelteams weltweit unterwegs

Hansjörg Berger ist seit Juni 2019 als Snowboard-Trainer für den ÖSV tätig. Wir trafen den gebürtigen Matreier bei den Weltcup-Rennen in Bad Gastein zum Gespräch.

Die Superstars der Snowboardszene kämpften am 14. und 15. Jänner 2020 im Gasteinertal um Hundertstelsekunden und mittendrin im Geschehen: Hansjörg Berger. Seit Juni 2019 trägt der 46-Jährige als Trainer die Verantwortung für das Parallel-Team (Slalom und RTL) des ÖSV. Aufgewachsen ist er mit sechs Brüdern und einer Schwester auf einem Bergbauernhof in der Fraktion Berg im Matreier Tauerntal. „Klettern, Bergsteigen, Skifahren – das alles stand bei uns natürlich auf der Tagesordnung. In den späten Achtzigerjahren haben wir dann im Goldried mit dem Snowboarden begonnen. Das war damals etwas völlig Neues und dadurch natürlich für uns Jugendliche äußerst spannend“, erinnert sich Hansjörg an die Anfänge zurück.

 

 

Später trainierte der Matreier die Kids des Snowboard-Clubs Mittersill und bestritt selbst Rennen – vom Salzburger Landescup bis zum FIS-Europacup. „Ich war Trainer und Betreuer gleichzeitig und fuhr teilweise bei den Rennen gegen die Athleten, die ich trainierte.“ Im Alter von 26 Jahren beendete der gelernte Tischler seine aktive Rennkarriere. Er absolvierte die Ausbildung zum staatlich geprüften Diplom-Trainer und übernahm nach Abstechern in die Radsportszene einen Trainerjob in einem Privatgymnasium in der Schweiz. In den USA arbeitete er später für den Wintersportclub in Steamboat Springs und betreute auch das Weltcup-Team. Danach trainierte er eineinhalb Jahre die Nationalmannschaft Serbiens. Ein Privatinvestor aus Ungarn ermöglichte es ihm, eine Athletin und einen Athleten auf die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver vorzubereiten.

 

 

Von 2011 bis 2016 engagierte sich Hansjörg als Trainer des Schweizer Nachwuchsteams, um dann – bis 2018 – das russische Top-Duo Alena Zawarzina und Victor Wild zu coachen. Bevor Hansjörg im Frühjahr 2019 in Verhandlungen mit dem ÖSV eintrat, erhielt er ein Angebot aus China. „Ich betreute die Boardercross-Mannschaft als Assistenztrainer. Die Ansprüche waren groß, ich war sechs Wochen lang in China und Japan unterwegs. Mit dem Familienleben lässt sich ein derartiger Job nur sehr schwer vereinbaren“, erzählt Berger, der mit seiner Frau Claudia und den neunjährigen Zwillingen Marie und André in Hall in Tirol lebt.

 

 

Im Juni 2019 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem ÖSV und betreut seitdem als Trainer des Parallel-Teams zwölf Athleten – unter ihnen die Top-Snowboarder Claudia Riegler, Benjamin Karl und Andreas Prommegger. „Besonders am Herzen liegen mir die Nachwuchsläufer. Sie benötigen in vielen Bereichen eine intensivere Unterstützung als die etablierten Athleten. Dabei geht es mir neben dem sportlichen Bereich insbesondere auch um die persönliche Entwicklung der Jugend. Nach meinem Verständnis muss man als Trainer vor allem auch Zuhöre können“, betont der ÖSV-Snowboardtrainer, der auch die Ausbildung zum Systemischen Coach absolviert hat.

 

 

Vor allem die vier Monate der Hauptsaison gestalten sich, wie er erzählt, als sehr intensiv. „Die Trainingsstationen unserer Mannschaft befinden sich in Salzburg, Tirol und Südtirol. Ein Trainingstag beginnt nach dem Frühstück mit dem Kurssetzen und der Installation der Zeitnehmung. Dann absolvieren die Sportler bis zum Mittagessen zehn bis zwölf Läufe. Am Nachmittag und Abend stehen Videoanalysen und Gespräche mit den Athleten, Co-Trainern, Physiotherapeuten und Serviceleuten auf dem Programm. Hinzu kommt natürlich viel Organisatorisches. So sind jetzt in der Hauptsaison 18-Stunden-Arbeitstage für mich keine Seltenheit.“

 

 

Vor allem sei in seinem Trainerjob, so Berger, viel Improvisationstalent gefragt. „Es passiert eigentlich jeden Tag irgendetwas Unvorhergesehenes. Entscheidungen sind rasch zu treffen, was ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität erfordert. Als Ausgleich dafür kann man in diesem Job natürlich viel erleben, viel von der Welt sehen, fremde Länder und interessante Menschen kennenlernen.“ Seine Aufgabe, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, Potenziale zu erkennen und diese in Erfolge bei den Rennen umzusetzen, sei eine Herausforderung, bereite ihm aber auch viel Freude und mache großen Spaß, so der begeisterte Coach abschließend.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Arvid Auner

15. Februar 2020 um