Clemens Blassnig: Osttirols bester Langläufer startet durch

Beim Dolomitenlauf 2019 konnte Clemens Blassnig aus St. Veit i.D. die 23 km Skating-Distanz für sich entscheiden. Sein großes Ziel ist es, sich weiter im Weltcup zu etablieren.

Clemens Blassnig stammt aus einer sportlichen Familie. Einer der größten Erfolge seines Vaters Alois war der 13. Platz bei der Nordischen Ski WM 2001 im finnischen Lahti (Langlauf 50 km). Bruder  Thomas ist ein erfolgreicher Radfahrer und hat schon drei Mal die Dolomitenradrundfahrt gewonnen (zuletzt 2018 mit neuem Streckenrekord), Schwester Lena ist neben ihrem Studium als Langlauflehrerin in Nordtirol tätig. „Mein Papa hat mich schon von klein auf zu Bergtouren mitgenommen. Eigentlich habe ich mit dem Laufen begonnen. Die Faszination für den Langlauf-Sport entdeckte ich erst relativ spät – im Alter von etwa 15 Jahren“, erzählt uns der 25-Jährige.

 

Clemens Blassnig: „Es gibt für mich keine komplexere Ausdauersportart als das Langlaufen. Der Körper braucht etwa zehn Jahre, bis er optimal darauf abgestimmt ist.” Foto: Martin Lugger

 

Ob klassischer Stil, Skating-Technik oder Sprint – Clemens ist inzwischen zum erfolgreichsten Osttiroler Langläufer herangereift. 2013 reüssierte er als österreichischer Junioren-Meister über 30 km. 2017 setzte er sich beim Koasalauf in St. Johann in Tirol über die 50 km-Distanz durch, und im Jänner 2019 stand er beim Dolomitenlauf in Obertilliach als Erster der Skating-Distanz über 23 km ganz oben am Stockerl. Besonders gerne erinnert sich der Deferegger an seine Teilnahme am Weltcup-Sprint in Dresden im vergangenen Jänner zurück. Die deutsche Elbe-Stadt scheint bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben. „Es war ein tolles Erlebnis, mitten durch diese wunderschöne historische Stadt zu laufen, auch wenn der Bewerb selbst eine echte Windlotterie war. Tausende Zuschauer säumten die Strecke“, schildert er die Rahmenbedingungen seines ersten „richtigen“ Weltcup-Rennens. „Leider kam mir die flache Strecke nicht entgegen, und vielleicht war auch meine Nervosität zu groß. So konnte ich leider nicht punkten.“

 

Clemens Blassnig gewann beim diesjährigen Dolomitenlauf die 23 km Skating-Distanz. Foto: Expa Pictures

 

Europacup- und Austria Cup-Rennen bestreitet Clemens bereits seit Jahren erfolgreich. Vor Kurzem konnte er bei den Österreichischen Meisterschaften in Eisenerz als drittbester Österreicher über die klassische 15 km-Distanz und mit einem 2. Platz im Verfolgungsrennen aufzeigen. Beim Gsiesertallauf am 17. Februar 2019 war er auf der 30 km-Skatingdistanz nicht zu schlagen. Die sportliche Betätigung in der freien Natur bezeichnet der junge Spitzensportler als das Besondere am Langlaufsport: „Man kann die Ruhe der Winterlandschaft genießen und gleichzeitig den eigenen Körper fordern oder, wie in meinem Fall, speziell auf Wettkämpfe hinarbeiten.“ Als seinen bevorzugten Trainingsort in der Heimat
nennt er das Gebiet am Staller Sattel. „Hier auf etwa 2.000 Metern Seehöhe gibt es die besten Voraussetzungen für ein optimales Höhentraining”, sagt er. Perfekt geeignet sei aber auch das Osttiroler Lesachtal rund um Obertilliach, wie er überhaupt die Vorzüge des Bezirkes Lienz für Sportlerinnen und Sportler herausstreicht.

 

Foto: Martin Lugger

 

„Bei uns findet man beste Trainingsbedingungen – zum Langlaufen, Bergsteigen, Laufen, Radfahren und für vieles andere mehr. Für die Vermarktung der Destination Osttirol erachte ich Veranstaltungen wie den Dolomitenlauf, die Dolomitenradrundfahrt, den Dolomitenmann oder die Skiweltcup-Rennen als essenziell. Speziell für den Dolomitenlauf würde ich mir aber wünschen, dass der Sprint wieder nach Lienz verlegt wird. Das Stadtzentrum ist für Sportler wie für Zuschauer einfach attraktiver!“

 

Clemens Blassnig: „Mein großes Ziel ist es, mich im Weltcup zu etablieren. Mit meinen 25 Jahren habe ich eigentlich das beste Alter dafür.” Foto: Martin Lugger

 

Im vergangenen Jahr hat der junge Osttiroler Sportler, der viel und gerne mit seinem Bruder Thomas trainiert, die Ausbildung zum Sporttrainer abgeschlossen. Im Sommer geht es oft gemeinsam in die Berge. Außerdem stehen Radtouren oder das Training auf Skirollern auf dem Programm. Sehr wichtig ist für Clemens auch das Ergometer-Training daheim in St. Veit. „Es gibt für mich keine komplexere Ausdauersportart als das Langlaufen. Der Körper braucht etwa zehn Jahre, bis er optimal darauf abgestimmt ist. Früher habe ich oft zu intensiv trainiert. Die Folge war eine erhöhte Anfälligkeit für Erkrankungen. Ich hoffe aber, dass ich diese schwierige Zeit nun überstanden habe.”

 

Clemens Blassnig: „Man muss in keiner Sportart so viel und derart hart an sich arbeiten, wie beim Langlaufen. Aus dem Training und den Wettkämpfen kann man dafür aber viel Nützliches für das spätere Leben mitnehmen.” Foto: Martin Lugger

 

Clemens und sein Bruder lassen übrigens die neuesten Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft in ihr professionelles Training einfließen. „Die richtige Balance zwischen aktiven Zeiten und Regenerationsphasen zu finden, ist essenziell. Die Ernährung spielt natürlich eine wichtige Rolle“, betont der St. Veiter. Er nennt die Faktoren „zielorientiertes Arbeiten“ und „Durchhaltevermögen“ als Grundvoraussetzungen, wenn man als Langläufer erfolgreich sein will. „Im Schnitt erlebt man sicherlich wesentlich mehr schlechtere als gute Rennen. Dass man sich angesichts dieser Tatsache von seinem Weg nicht abbringen lässt, bedarf natürlich harter Arbeit – nicht nur am Körper, sondern vor allem auch an der Psyche.”

 

Foto: Martin Lugger

 

Als sein derzeit vorrangigstes Ziel als Profilangläufer bezeichnet er das Vorhaben, sich fix im Weltcup zu etablieren. „Mit meinen 25 Jahren habe ich dafür eigentlich das beste Alter”, schmunzelt er. Clemens ist überzeugt, dass man aus dem Langlauftraining und den Wettkämpfen auch viel Nützliches für das spätere Leben mitnehmen kann. „Man muss in keiner Sportart so viel und derart hart an sich arbeiten“, erklärt er abschließend. „Ich trainiere derzeit an sechs Tagen in der Woche jeweils zwei Mal täglich. Nur der Sonntag verbleibt als Zeit für Erholung und für Freundin, Freunde und Familie.”

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Expa Pictures

08. März 2019 um