Alexander Köll: „Von ganzem Herzen ein Skifahrer!”

Seit fünf Jahren ist der Matreier Alexander Köll Mitglied des schwedischen Nationalteams und bestreitet Europacup- und Weltcuprennen in Super G und Abfahrt. Ein Porträt.

Aufgewachsen in der Iseltaler Marktgemeinde – die Mutter eine Schwedin, der Vater ein Matreier – hat sich Alexander Kölls Passion für das Skifahren bereits in jungen Jahren entwickelt. Nach dem Besuch der Skihotelfachschule Bad Hofgastein markierte die eher zufällige Begegnung mit dem früheren ÖSV-Nationalteamtrainer Peter Prodinger den Beginn einer besonderen Zusammenarbeit. Prodinger wurde Alexanders persönlicher Trainer mit großer Vorbildwirkung, was für den jungen Athleten nicht nur in skisportlicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht einen großen Zugewinn darstellte. Bei einem FIS-Rennen in Matrei, bei dem Alexander – damals noch für den ÖSV – startete, wurde der schwedische Teamtrainer auf ihn aufmerksam. Seit inzwischen fünf Jahren ist er nun Mitglied des schwedischen Nationalteams und bestreitet Europacup- und Weltcuprennen in Super G und Abfahrt. Das Heimtraining auf Schnee absolviert der Matreier unter anderem auf dem Mölltaler Gletscher und in Kartitsch, wobei er sich diesbezüglich beim gesamten Team für den großen Einsatz sowie die  herausragenden Trainingsbedingungen bedanken möchte.

 

 

„Das Skirennfahren ist ein hartes Geschäft, aber es ist mein Traum. Ich habe immer groß geträumt und bin von ganzem Herzen Skifahrer. Der Sport ist ein Teil von mir!“ Seit Alexander mit dem professionellen Training mit Peter begonnen hat, konnte er sich jedes Jahr verbessern. „Die Frage ist, wie erreiche ich ein Ziel? Ich muss Stufe für Stufe gehen – kann keine Stufe auslassen!“ Auch das habe ihm, so der Profiskifahrer, Prodinger beigebracht. „Bei Rückschlägen wie Verletzungen (Anm.: Fersenbeinbruch im März 2018) muss man weiter nach vorne blicken, darf nie stehen bleiben. Solange man sich weiterentwickelt, kann man auch besser werden.“

 

 

Seine ganz persönliche Faszination für den Skirennsport – insbesondere für die Speed-Disziplinen – beschreibt Alexander mit einem sehr prägenden Erlebnis bei seinem Weltcup-Debüt in Gröden im Winter 2015: „Alle haben zu mir gesagt: Wow, das ist sicher ein unglaublich tolles Gefühl, eine Weltcup-Abfahrt zu fahren! Genieß es! Am Start oben kam mir dann der Gedanke: Welches tolle Gefühl? Mir geht’s gerade nicht gut, das Adrenalin schießt ein, und das Herz schlägt mir bis zum Hals! Aber sobald ich im Rennen war, war ich einfach nur voll fokussiert – alle schlechten Gefühle lösten sich in Luft auf. Im Ziel angekommen, zuckt man fast aus, weil das Gefühl, hier runtergeplattelt zu sein, so überwältigend und einfach nur sensationell ist. Dieses Gefühl macht süchtig!“

 

 

Natürlich weiß der 28-Jährige auch um die Gefahren des Sports, die ihm durch die tragischen Todesfälle zweier Kollegen (Max Burkart und David Poisson) im Winter 2017/2018 besonders schmerzhaft bewusst geworden sind. „Wenn so etwas passiert, realisiert man erst, wie hoch das Risiko ist und fragt sich manchmal auch: Was tue ich eigentlich hier? Letztendlich lernt man aber, mit der Gefahr zu leben, seine Erfahrung und seinen Instinkt einzusetzen und sehr genau zu planen.“ Es gehe, so das Mitglied des schwedischen Nationalteams, darum, sich langsam an die hohen Geschwindigkeiten heranzutasten – immer unter Berücksichtigung von Wetter, Gelände und Schneeverhältnissen.

 

 

Alexander Kölls größtes Ziel für die Rennsaison 2018/2019 ist, neben bestmöglichen Platzierungen bei Weltcuprennen, die Teilnahme an der Ski-WM in Åre/Schweden. Hier hat er sich auch bereits drei Mal zum schwedischen Meister küren können. Bei dem Großevent, quasi eine „Heim-WM“ für ihn, möchte er unter die Top 15 fahren. Mit dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel im Jänner 2019 wartet, wie er abschließend meint, eine weitere große Herausforderung auf ihn. „Ich möchte in Kitzbühel unbedingt dabei sein. Hier ist nicht nur die Stimmung bei den Zuschauern ein Wahnsinn. Der besondere Nervenkitzel ist auch unter den Skifahrern zu spüren. Während bei anderen Rennen am Start oft der Schmäh rennt, ist es in Kitzbühel immer mucksmäuschenstill. Hier reißt keiner Witze – da hörst du nur mehr deinen eigenen Puls!“

 

 

Text: Mariella Raffler, Fotos: Brunner Images (8), Expa Pictures/Groder (1)

24. Januar 2019 um