Tiroler Landtag gedachte „100 Jahre Auszug der Südtiroler Abgeordneten“
Das Hohe Haus gedachte nicht nur dem Auszug der Südtiroler Abgeordneten am 16. November 1920, sondern auch „75 Jahre Wiederauferstehen der Demokratie“.
Am 16. November 1920 traten im Tiroler Landtag letztmalig MandatarInnen aus Nord-, Süd- und Osttirol zusammen – ein schwarzer Tag in der Geschichte des Landes. Der 25. November 1945 war hingegen ein Tag der Freude: Erstmals nach den dunklen Jahren der Diktatur fanden in Tirol wieder freie Wahlen statt – die Demokratie war wieder auferstanden. Auch diesem historischen Moment widmete sich der heutige Gedenkakt im Rahmen der Landtagssitzung.
In ihren Redebeiträgen betonten Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und Landeshauptmann Günther Platter die Bedeutung dieser beiden geschichtlichen Marksteine und skizzierten deren Auswirkungen bis hin zu einem in der Europaregion und im Dreier-Landtag wieder vereinten Tirol.
Starke Zuversicht nach enttäuschten Hoffnungen
Die Annexion Süd- und Welschtirols (heutiges Trentino) durch Italien, Siegermacht des Ersten Weltkrieges, war bereits im Vertrag von St. Germain am 10. September 1919 fixiert worden. Dennoch hofften die TirolerInnen, die Teilung des Landes doch noch abwenden zu können – vergeblich. Am 10. Oktober 1920 wurde per Gesetz der Anschluss Süd- und Welschtirols an den italienischen Staat vollzogen. Für die Südtiroler Mandatare bedeutete dies, Abschied zu nehmen vom Hohen Haus in Innsbruck. Zur Trauersitzung am 16. November 1920 kamen nochmals alle Abgeordneten im Landhaus zusammen, danach blieben die Plätze der Südtiroler leer.
Der Sieg der Demokratie
Auch dem Schicksalsjahr 1945 wurde heute gedacht. In den ersten Maitagen gelang es dem Tiroler Widerstand in Verbindung mit dem US-Geheimdienst, Innsbruck weitgehend friedlich an die heranrückenden amerikanischen Truppen zu übergeben – bei einem Schusswechsel mit der SS am Landhaus wurde jedoch der Widerstandkämpfer Franz Mair tödlich verwundet. An diese Geschehnisse erinnert eine vorige Woche neu angebrachte Bronzetafel am Alten Landhaus.
Zeitreise durch ein Jahrhundert Landesgeschichte
Im Anschluss an die beiden Ansprachen wurde ein Gedenkfilm vorgeführt, der die historischen Ereignisse in die Gegenwart holte. Landesarchivdirektor Christoph Haidacher präsentierte darin zahlreiche Zeitdokumente. Zugleich lag der Fokus auf Entwicklungen der vergangenen Jahre: „Starke Bilder der Zusammenarbeit, des Zusammenwachsens durch Dreier-Landtag und Euregio zeigen uns, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind und aus unserer Vergangenheit gelernt haben“, so die Landtagspräsidentin und der Landtagspräsident abschließend.
Hier der Gedenkfilm auf YouTube zum Download
Text: Redaktion, Fotos: Landtagsdirektion/Oswald, Land Tirol/Kurzthaler