Lienz: NEOS fordern Perspektivenwechsel im Tiroler Tourismus

Die Tourimusabgabe soll abgeschafft, die Nächtigungsgebühr mit 2,5 Euro pro Nächtigung einheitlich in ganz Tirol eingehoben und das Mitspracherecht der Bevölkerung gestärkt werden.

Den 10-Punkte-Plan der NEOS Tirol für einen Richtungswechsel im Tourismus stellte Klubobmann Dominik Oberhofer Donnerstagvormittag, 5. Dezember, bei einem Pressegespräch in Lienz vor. „Mit jährlich 50 Millionen Nächtigungen und mehr als 55.000 Beschäftigten hat sich der Tiroler Tourismus als Wirtschafts- und Wohlstandsfaktor bewährt. Das kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Tourismusgesinnung abnimmt und immer mehr Tirolerinnen und Tiroler das Gefühl haben, zu wenig oder gar nicht vom Tourismus zu profitieren. Als einzige Partei im Tiroler Landtag legen wir eine Vision samt Tourismusprogramm für die nächsten Jahre vor. Wir werden auf diesem 10-Punkte-Plan basierend über 30 Anträge auf Gesetzesänderungen im Landtag einbringen”, so Oberhofer, der selbst ein Hotel im Stubaital betreibt, einleitend.

Kernpunkte des Programms sind eine Änderung des Tourismusgesetzes, der Umbau der Tourismusverbände vor allem in punkto Finanzierung und Mitgliedschaft, eine Stärkung der Interessen der Bevölkerung mit mehr direkter Demokratie und die nachhaltige und ökologische Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur. „Wir fordern bei Infrastrukturprojekten mehr direkte Demokratie nach dem Schweizer Modell. Ein großes Problem ist der Facharbeitermangel im Tourismus – vor allem auch durch die Saisonbeschäftigung. Unser Programm sieht eine Unterstützung für Betriebe vor, die ihre MitarbeiterInnen zehn Monate im Jahr beschäftigen. Statt die Belegschaft zwei Monate arbeitslos zu melden, soll der Betrieb in dieser Zeit die Löhne und das Land die Sozialabgaben und Steuern übernehmen”, so Oberhofer.

 

Dominik Oberhofer: „Vor allem bei der Kinderbetreuung besteht großer Nachholbedarf. Wir fordern einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem vollendeten 1. Lebensjahr. Außerdem muss in Tourismusregionen das Betreuungsangebot in den Ferien und an Wochenenden deutlich ausgebaut werden. Familie und Beruf müssen sich auch im Tourismus vereinbaren lassen.”

 

Das Programm sieht vor allem auch einen Umbau der Tourismusverbände vor. „Mit einer Änderung des Tourismusgesetzes wollen wir die Finanzierung der Verbände und der Tirol Werbung auf neue Beine stellen. Erster notwendiger Schritt ist die Abschaffung der Tourismusabgabe. Wir schlagen vor, die Wirtschaftsförderung um 50 Mio. Euro jährlich zu kürzen und dieses Geld als Sockelfinanzierung der Verbände zu verwenden. Pro abgabenpflichtiger Nächtigung sollen den Tourismusverbänden künftig 1,5 Euro vom Land zur Verfügung gestellt werden”, so Oberhofer. NEOS fordern auch eine einheitliche Nächtigungsabgabe in ganz Tirol in Höhe von 2,50 Euro pro Nächtigung. Mit der Abschaffung der Tourismusabgabe wären nur mehr Beherbergungsbetriebe „Zwangs”-Mitglieder bei den Tourismusverbänden. „Wir sind dezidiert gegen das derzeitige Kurienwahlrecht und wollen, dass jede Stimme gleich viel wiegt und jedes Mitglied eine Stimme hat. Andere Unternehmen als Beherbergungsbetriebe sollten freiwillig Mitglied werden können”, schlagen NEOS vor.

Abschließend ging Dominik Oberhofer noch speziell auf den Bezirk Lienz ein und stellte seine Vision eines zukunftsfähigen Tourismus vor: „Osttirol darf nicht zum neuen Kitzbühel werden. Nachhaltigen Tourismus erreicht man hier nicht mit 4-Stern-Hotels und Chalet-Dörfern. Für uns sind Privatzimmervermieter und kleinstrukturierte Betriebe jene, die besser unterstützt und gefördert werden müssen.”

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

05. Dezember 2019 um