Lienz: Heftiger Schlagabtausch um Hauptplatz-Neugestaltung im Gemeinderat

Die ÖVP-Fraktion stellte einen Dringlichkeitsantrag, um die Präsentation des Projektvorschlages von Künstler Jos Pirkner im Gemeinderat zu erwirken – der Antrag wurde abgelehnt.

Eine heftige Diskussion um den Lienzer Hauptplatz entwickelte sich zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 7. September, obwohl das Thema nicht auf der Tagesordnung stand. Vize-Bgm. Kurt Steiner (ÖVP) stellte einen Dringlichkeitsantrag. „Der Vorschlag von Jos Pirkner, der bisher nur aus den Medien bekannt ist, sollte im Gemeinderat präsentiert und diskutiert werden. Wir stellen den Antrag, dass der Künstler und auch Architekt Dieter Tuscher dazu in den Gemeinderat eingeladen werden. Auch sollte heute bereits im Gemeinderat über den Vorschlag diskutiert werden“, erklärte Steiner.

Bgm. Elisabeth Blanik (SPÖ) erwiderte: „Es hat gemeinsame Sitzungen aller Fraktionen und zahlreiche Ausschuss-Sitzungen zum Thema gegeben. Über den Dialogprozess wurden die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, ihre Vorschläge einzubringen. Viele haben uns ihre Ideen mitgeteilt und sogar Skizzen gezeichnet. Für mich sind alle gleich wichtig. Warum sollten wir jetzt den Vorschlag von Professor Pirkner bevorzugen und im Gemeinderat präsentieren? Der Weg ist, dass über alle Vorschläge in den Ausschüssen diskutiert wird und diese dann in das Modell für den Hauptplatz eingearbeitet werden.“

Die ÖVP-MandatarInnen Alexander Kröll und Verena Remler fragten, was dagegen spricht, dass Jos Pirkner seinen Vorschlag im Gemeinderat präsentiert. „Es liegen jetzt zwei Vorschläge vor, nämlich jener von Dieter Tuscher und jener von Jos Pirkner. Das Pirkner-Projekt ist uns noch nicht bekannt. Was spricht dagegen, dass es im Gemeinderat vorgestellt wird?“, so Kröll.

Bgm. Elisabeth Blanik betonte erneut, dass für sie alle Vorschläge gleich wichtig seien. „Als Sozialdemokratin widerstrebt es mir zutiefst, dass ein Vorschlag bevorzugt wird, wenn unzählige Ideen und Skizzen von Bürgerinnen und Bürgern vorliegen. Ich schätze Professor Jos Pirkner sehr. Von seinem Projekt habe ich nur ein Whatsapp-Foto gesehen. Ich war oft bei ihm, und meines Wissens hat auch Architekt Dieter Tuscher mit ihm über den Hauptplatz diskutiert. Jos Pirkner sollte seinen Vorschlag wie jeder andere auch einbringen.“

GR Gerlinde Kieberl (Grüne) gab bekannt, dass sie dem Dringlichkeitsantrag nicht zustimmen werde. „Die Projektvorschläge und Ideen sollten in den Ausschüssen diskutiert werden. Die Präsentation von einzelnen Vorschlägen im Gemeinderat halte ich für den falschen Weg“, so Kieberl. Auch GR Uwe Ladstädter (LSL) schlug in eine ähnliche Kerbe: „Jeder sollte seine Ideen einbringen können. Auch für mich ist der normale Weg, dass die Vorschläge in den Ausschüssen vorbesprochen werden, bevor im Gemeinderat diskutiert und abgestimmt wird. Eine Bevorzugung von einzelnen Künstlern finde ich nicht fair.“

Nach über einer halben Stunde Diskussion stellte Vize-Bgm. Siegfried Schatz schließlich den Antrag, über den Dringlichkeitsantrag abzustimmen. Die ÖVP-GemeinderätInnen stimmten für den Antrag, alle anderen dagegen. Der Dringlichkeitsantrag wurde damit mehrheitlich abgelehnt.

 

Text: Raimund Mühlburger, Visualisierung: Aberjung

08. September 2021 um