Vom guten Ton: Günther Lerch aus Uttendorf und seine Alpengold Harmonikas

Im Oberpinzgau sowie in Niederlassungen in Italien und Slowenien baut und vertreibt Günther Lerch Akkordeons. Seine Begeisterung für Musik gibt er auch an die Jugend weiter.

Von Kindesbeinen an zeigte sich Günther Lerch vom Klang der Harmonika begeistert. „Als ich zehn Jahre alt war, hat mich mein Vater zum Akkordeonunterricht motiviert. Damals gefiel mir die Oberkrainer-Musik so sehr, dass ich oft stundenlang geübt und die Stücke von Musikkassetten und später CDs nachgespielt habe“, erzählt der heute 45-Jährige. Aufgewachsen auf einem Bergbauernhof am Sonnberg in Uttendorf, entschied er sich nach der Pflichtschule für den Beruf des Tischlers. „Während meiner Lehrzeit begann ich damit, Harmonikas zu zerlegen und mir das Innenleben dieser Musikinstrumente einzuprägen.“

 

 

Nach Ableistung des Präsenzdienstes stieg Günther beim „Salzburg Quintett“ ein. „Ich sehe es als großes Glück an, dass ich Mitglied dieser renommierten Gruppe werden konnte. Das ,Salzburg Quintett‘ zählte damals neben den Alpenoberkrainern, den Original Oberkrainern, den Grazer Spatzen und dem Goldried Quintett zu den gefragtesten Volksmusikgruppen im Alpenraum.“ Insgesamt 15 Jahre lang war Günther als Akkordeonist mit dem „Salzburg Quintett“ unterwegs. Die Auftritte führten ihn durch ganz Österreich, nach Deutschland, in die Schweiz, in die Niederlande oder auf Kreuzfahrten über die Weltmeere.

 

Günther Höller (links) und Günther Lerch nehmen in Uttendorf auch Reparaturen an Harmonikas vor.

 

Für den bekannten Südtiroler Akkordeon-Lieferanten Lanzinger aus Sexten organisierte er später den Großhandelsvertrieb. „Durch den Verkauf und die beratende Tätigkeit wurde mein Interesse für die handwerkliche Seite des Harmonikabaues noch verstärkt. 2005 wagte ich mit ,Alpengold Harmonikas‘ den Schritt in die Selbstständigkeit. Bei Alpengold trat Günther Lerch die Nachfolge des bekannten Harmonika-Konstrukteurs Hans Lapper aus Gossensaß auf der Südtiroler Seite des Wipptales an. „Hans hat die ,Alpengold Harmonika‘ zum Inbegriff höchster Qualität, gepaart mit einzigartiger optischer Verarbeitung, gemacht. Was er mit unermüdlichem Einsatz für den Instrumentenbau entwickelt hat, wollten und wollen wir weiterführen.“

 

 

Durch seine Frau Claudia, deren Familie ursprünglich aus Süditalien stammt, hatte Günther immer schon einen starken Bezug zu Italien. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass vor allem in der Region um Ancona Harmonikas bester Qualität hergestellt werden, gründete er 2013 mit Partnern in Castelfidardo eine Produktionsniederlassung. Heute arbeiten dort neun Mitarbeiter. Ein weiterer Standort liegt in Slowenien, der Wiege der Oberkrainer-Musik. „In Slowenien produzieren wir mit fünf Mitarbeitern Diatonische Harmonikas.“

 

 

Pro Jahr werden durchschnittlich rund 400 Alpengold Harmonikas hergestellt. Für die Gehäuse für hochwertige, handgemachte Einzelstücke zeichnet Günthers Cousin Manfred Lerch in seiner Tischlerei in Uttendorf hauptverantwortlich. In seinem Heimatort hat Günther auch einen großzügigen Schauraum inklusive Probierkabinen für Harmonikas, Midi-Systeme und Mikrofone eingerichtet. Hier wickelt er gemeinsam mit seiner Frau Claudia und Günther Höller, einem begeisterten Musiker und Harmonika-Spezialisten, Beratung, Marketing und Verkauf ab – und hier steht man den Kunden auch für Service- und Reparaturarbeiten zur Verfügung.

 

 

Alpengold Harmonikas setzen sich aus 2.500 bis 3.000 Einzelteilen zusammen und sind zu 80 bis 90 Prozent reine Handarbeit. „Das Gehäuse besteht aus einem Tonholzkern. Wir verwenden nur auserlesene Hölzer und können sowohl technisch als auch optisch auf jeden auch noch so ausgefallenen Kundenwunsch, wie etwa die Veredelung der Instrumente durch Schnitzereien oder Perlmutteinlegearbeiten, eingehen.“ Schon seit einigen Jahren beobachtet Günther Lerch einen Trend hin zu Volksmusik und zur Harmonika. „Früher war die Ziehharmonika in unseren Breiten ein reines Volksmusikinstrument, heute werden damit auch klassische Stücke oder Jazz und Blues auf hohem Niveau gespielt. Junge Leute finden es cool, wenn jemand in geselliger Runde Ziehharmonika spielt. Die Möglichkeit, das Harmonika-Spielen auch über das Internet zu erlernen, hat diesen Trend noch
verstärkt.“

 

 

Dem Pinzgauer ist es ein besonders großes Anliegen, seine eigene Begeisterung für Musik und vor allem für die Harmonika an den eigenen Nachwuchs weiterzugeben. Sein 10-jähriger Sohn Dominic spielt seit Jahren mit viel Freude und Talent Harmonika. Darüber hinaus ist Günther auch Mitbegründer des „Jungmusikantenvereins Pinzgau“. „Um die 120 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren sind Mitglieder in unserem Verein. Hauptsächlich spielen wir mit der Harmonika, es gibt aber auch Schuhplattler, einen Chor sowie Trompeten-Spieler. Mit einem Akkordeon oder einer Steirischen kann man auch alleine Musik machen und für Stimmung sorgen – das begeistert die Jugend. Und zu sehen, wie sich die die Kinder und Jugendlichen musikalisch weiterentwickeln und viel Freude auch bei der Präsentation vor Publikum haben, ist die größte Motivation für die Nachwuchsarbeit.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Franz Reifmüller

12. März 2021 um