Günter Leiter – ein Leben zwischen Normen und Freiheit

Günter Leiter ist beruflich im Bereich Qualitätssicherung tätig, in seiner Freizeit widmet er sich seinem Hobby, dem Zeichnen und der Malerei.

„Der kreative Bereich spielte in meinem Leben zumeist nur am Rande eine Rolle. Auch bei meiner derzeitigen beruflichen Tätigkeit findet das Malen nur als Hobby seinen Platz. Wobei dieses ,nur‘ nicht negativ behaftet ist“, erklärt Günter und betont, dass die Tatsache, dass er sein Geld mit seinem Brotberuf verdient, auch viele Vorteile bietet. „Man ist finanziell unabhängiger und nicht darauf angewiesen, seine Werke zu verkaufen. Man kann experimentieren und seinem inneren kleinen Künstler freien Lauf lassen. So ist auch die Charakteristik meiner aktuellen Werke entstanden“, betont er.

 

„Der Aufwand pro Bild ist natürlich variabel. Von 10 bis 15 Stunden bei einem kleinen Bild und bis zu 150 Stunden bei einem großen reicht die Zeitspanne“, so Günter Leiter.

 

Eine Ausbildung an einer Kunstakademie war für den gebürtigen Sillianer nie ein Thema – auch nicht in seiner Kindheit und Jugend. Woran er sich noch gut erinnert, sind seine ersten zeichnerischen Versuche. „Wenn ich mich in der Schule langweilte, war es durchaus möglich, dass ich mich auf der Schulbank verewigte – zum Glück immer nur mit Bleistift“, meint er und fügt schmunzelnd hinzu, dass ansonsten seine „Besuche“ beim Direktor sicher weniger glimpflich abgelaufen wären. Nach Abschluss der Hauptschule in Sillian entschied sich Günter für die Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft im salzburgischen Ursprung, mit Fokus auf den Bereich Umwelttechnik. Später arbeitete er zunächst für vier Jahre bei einem Pharmaunternehmen in Fieberbrunn, um dann vor knapp drei Jahren in seine Osttiroler Heimat zurückzukehren. Hier geht er nun seiner Arbeit im Labor der Firma Loacker in Heinfels nach, seine Wohnung in Sillian teilt er sich mit seinem Bruder.

 

Klassische Stilleben haben den jungen Kunstschaffenden nach eigenen Angaben nie fasziniert, dafür umso mehr menschliche Formen und Figuren. Eines seiner ersten Porträts trägt den Titel „Papa“.

 

„Ich genieße es sehr, dass ich mir hier mein eigenes kleines Atelier einrichten konnte“, sagt er und berichtet, dass die räumlich beengte Wohnraumsituation während seiner Zeit in Nordtirol dies nicht erlaubt hatte. Umso mehr freut er sich jetzt darüber, bei der Ausübung seines Hobbys einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu finden. „Wie bei vielen anderen auch, ist der Alltag von Normen, Strukturen und Vorschriften bestimmt. Bei meiner kreativen Tätigkeit aber bin ich frei, kann an verschiedenen Ideen tüfteln und Verschiedenes ausprobieren.“

 

Inzwischen sind urige Landschaftsbilder in Kohle mehr und mehr in den Fokus seines Arbeitens gerückt.

 

Bis zu 20 Stunden pro Woche verbringt Günter in seinem Atelier und feilt an verschiedenen Techniken. „Meine ersten bewusst künstlerischen Versuche waren Bleistiftzeichnungen, später wandte ich mich der Ölmalerei zu.“ Das Wissen darüber holte sich der Osttiroler über entsprechende Online-Tutorials und Bücher. Mehr durch Zufall stieß er darauf, seine Werke auf Naturleinen in Szene zu setzen. „Naturleinen als Hintergrund macht die Bilder auf eine gewisse Art besonders und verleiht ihnen eine ganz spezielle Optik“, begründet er die Wahl dieses Materials. Sein bevorzugtes Werkzeug ist mittlerweile der Kohlestift. Davon zeugt z.B. die Bilderserie von „Schupfen“ inmitten einer Winterlandschaft, die an alte, körnige Schwarz-Weiß-Fotografien erinnert – ein Effekt, den Günter bei seinen Bildern bewusst herausarbeitet. Berge, Almhütten und Motive aus der Natur umzusetzen, das macht ihm derzeit besonders viel Freude. „Ich arbeite daran, den Bildern durch neue Techniken mehr Tiefe und Struktur zu verleihen“, lässt er wissen und streicht hervor, dass er aber auch in Zukunft Neues ausprobieren will. „Es stehen immer wieder neue Wege offen, meine Ideen auf die Leinwand zu bannen.“

 

 

Was er mit seinen Werken erreichen will, diese Frage beantwortet der junge Kunstschaffende so: „Ich möchte das Auge des Betrachters auf vermeintlich Alltägliches lenken, dabei jedoch genügend Raum für Interpretation lassen und so sprichwörtlich den Blick über den Tellerrand hinaus frei machen. Meine Bilder sollen meine Persönlichkeit widerspiegeln – und im Gedächtnis bleiben. Ich möchte aber auch Werke schaffen, die oftmals einfach ,nur‘ schön anzusehen sind, Bilder, in die man hineinträumen kann. Wenn diese dann, zum Beispiel als Auftragsarbeiten, die Wohnungen oder Häuser anderer schöner und wohnlicher machen, ist eines meiner Ziele erreicht.“

www.leiterguenter.com
Tel.: 0699/11044002

 

Text: Johanna Kraler/Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger/privat

13. Oktober 2020 um