TAP lädt zur virtuellen Ausstellung „Tirol und die ,Ostfront‘ im Ersten Weltkrieg“

Zielrichtung der Ausstellung ist, die damalige Tragik der Kriegsverhältnisse näher zu bringen und die traurige Ebene „Tirol & Ukraine“ zu verdeutlichen.

„Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, begonnen am 24. Feber 2022, wird bereits als Zeitenwende bezeichnet. Nicht nur aufgrund des massiven Einschnitts mit Völkerrechtsverletzung und Kampf gegen die Zivilbevölkerung mitten in Europa, sondern auch aufgrund vielfacher Sanktionen einer geschlossenen Europäischen Union gegen Moskau. Geht man über 100 Jahre zurück, dann stellt man fest, dass sich der Weltwaffengang anno dazumal zum Teil genau in derselben Region abgespielt hat. Allerdings unter völlig anderen Voraussetzungen und Gegnerschaften – denke man nur an die Tatsache, dass es damals gar keine Staaten Ukraine und Polen gegeben hat, sondern die Monarchien Österreich-Ungarn, das Deutsche Kaiserreich und das zaristische Russland im Raum des heutigen Südpolens und der West-Ukraine unmittelbare Nachbarn gewesen sind“, erklärt Dr. Martin Kofler, Leiter des Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst.

Zielrichtung der auf der Website des TAP präsentierten Ausstellung ist, die damalige Tragik der Kriegsverhältnisse näher zu bringen und die traurige Ebene „Tirol & Ukraine“ zu verdeutlichen. Die Schau ist ein ansprechender Überblick in Bild und Wort zu einem schwierigen bzw. eher in Vergessenheit geratenen Kapitel der Tiroler/Südtiroler Zeitgeschichte. Das Schicksal an der russischen Front 1914/15 betraf zahllose Familien direkt.

„Der Blick zurück in die Geschichte ist wichtig und schärft den Fokus. Er verdeutlicht auch die Tatsache, dass vielfältige Konflikte in der Region Mittel-/Osteuropas nicht wirklich neu sind. Die enorme Katastrophe von heute hat tiefsitzende, leider sehr negative Wurzeln“, so Kofler.

 

 

K.u.k.-Grab mit zerstörter Kirche im Hintergrund, bei Stobychwa/Wolhynien, heute West-Ukraine, Mai/Juni 1916 (Fotograf: Wilhelm Dronowicz; Sammlung Martin Dobernik, L47521 – TAP)

 

Die neue virtuelle Ausstellung ermöglicht eine Visual History der russischen Front im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1916. Die Hauptkapitel beschäftigen sich mit dem Kriegsausbruch und dem Herbst-Trauma 1914 bis hin zum wechselnden Frontverlauf im Rahmen der Schlacht bei Gorlice–Tarnów 1915 und der Brussilow-Offensive 1916.

Abseits einzelner gezeigter Denkmäler und Friedhöfe, die auf den omnipräsenten Faktor „Tod“ verweisen, liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den für diese Schau erstmals erschlossenen rund 300 Aufnahmen des Fotografen Wilhelm Dronowicz in der Sammlung Martin Dobernik im Tiroler Photoarchiv TAP, die den Bereich der russischen Ostfront zeigen. In den allermeisten Fällen handelt es sich um seltene Stereoaufnahmen, in der Regel sind sowohl die Glasnegative als auch (beschriftete) Abzüge erhalten. Hier werden die sehr wechselhaften Kämpfe in Galizien und Wolhynien, heute Teile der Staaten Polen und Ukraine dokumentiert.

 

Tirol und die „Ostfront“ im Ersten Weltkrieg

Neue Erkenntnisse zur Visual History der Tiroler Verbände an der „Ostfront“ im Ersten Weltkrieg

Erstmalige intensive Auswertung vor allem der Aufnahmen des Fotografen Wilhelm Dronowicz 1915/16 im Bestand des Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP), Sammlung Martin Dobernik

42 zum Teil erstmals veröffentlichte Bilddokumente

Auswahl aus folgenden Sammlungen:
TAP: Bachlechner, Martin Dobernik, Haus Wassermann/Niederdorf, Alois Klaunzer, Kneußl, Heidi Schober, Stadtarchiv Bozen – EWK; Stadtgemeinde Lienz/Archiv Museum Schloss Bruck, Karl Webhofer;
Tiroler Landesarchiv (Tiroler Ehrenbuch), online unter https://www.tiroler-landesmuseen.at/forschung/tiroler-ehrenbuch-digital/

Veröffentlicht auf der Startseite der Homepage des TAP: www.tiroler-photoarchiv.eu

Kurator:
Martin Kofler, Mag. phil., Dr. phil., Master of Arts, geb. 1971 in Lienz; Studium der Geschichte in Innsbruck und New Orleans; seit 2011 Leiter des neu geschaffenen Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP); Publikationen zu Österreich im Kalten Krieg sowie zur Geschichte und Visual History Tirols und Südtirols im 19. und 20. Jahrhundert.

 

Text: Redaktion, Fotos: TAP

22. März 2022 um