Talking Guardians of Time: „Die Wächter“ sind auf Schloss Bruck ausgestellt

Manfred Kielnhofer stellt seine „Wächter der Zeit“ aus, Andreas Weiskopf erzählt dazu seine „Erschöpfungsgeschichte“, Rolo Geisberg hat drei Jahre lang an der Musik geschrieben.

Seine „Wächter der Zeit“ platzierte Manfred Kielnhofer bereits an verschiedenen Brennpunkten dieser Welt. „Meine Skulpturen sind aus verschiedenen Materialien gefertigt – aus gestärktem Tuch, aus Polyester, aus Beton, aus Stein oder aus Metall. Man kann mit den Wächtern in Kommunikation treten oder sogar mit ihnen spielen“, sagte der Künstler bei der Vorstellung der Ausstellung auf Schloss Bruck. Die drei bis zum Nationalfeiertag auf der Schlossmauer, im Kräutergarten und im Innenhof ausgestellten Wächter sind aus Polyester gefertigt. „Meine Wächter der Zeit sehe ich als mahnendes Symbol des Widerstandes gegen ein sich selbst zerstörendes System, das durch die tödlichen Auswirkungen einer irreparablen Umweltvernichtung das Leben auf unserer Welt gefährdet“, erklärte Kielnhofer den Hintergrund seiner Skulpturen.

 

Der „goldene Wächter“ sitzt im Kräutergarten von Schloss Bruck.

 

Andreas Weiskopf, pensionierter Direktor der Sonderschule Lienz, hat das Projekt initiiert und seinen „Erschöpfungsbericht“ dazu geschrieben. „Ich habe die sieben Tage der Schöpfungsgeschichte aus der Bibel zeitlich umgedreht. Die Liebe ist beim Schöpfungsbericht die Grundstimmung, bei meinem Text ist es der Hass, der alles zerstört – die Umwelt und am Ende auch den Menschen“, erklärte Weiskopf seinen „Erschöpfungsbericht“. Der Lienzer beleuchtet in seinen Texten Abgründe und sucht Wege daraus, um auch die Höhepunkte literarisch abzubilden und erfahrbar zu machen. „Die Begegnung mit dem Tod, der Umgang mit dem Glauben und das ganze Glück einer gelungenen Beziehung sind Themen, denen ich mich demütig annähern will“, so Weiskopf.

 

 

Rolo Geisberg hat in drei Jahren die Partitur zur musikalischen Untermalung des Projektes geschrieben. „Grundlage der Musik ist jeweils ein Klaviermotiv. Mit Synthesizern und verschiedenen anderen Elementen habe ich darauf aufbauend weitergearbeitet. In letzter Zeit male ich auch in Öl und produziere Musik zu meinen Bildern“, erklärte Geisberg. „Es ist uns eine große Ehre, die Künstlergruppe ,Die Wächter‘ im heurigen Sommer auf Schloss Bruck zu präsentieren. Ich kenne den Wächter, den Andreas Weiskopf vor seinem Haus stehen hat, und freue mich, dass die Skulpturen zusammen mit seiner Literatur und der Musik von Rolo Geisberg hier am Gelände von Schloss Bruck nun eine ganz besondere Stimmung schaffen werden“, sagte die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik.

 

An vielen Plätzen der Welt sorgten Kielnhofers „Wächter“ bereits für Aufsehen. In Venedig präsentierte der Künstler seine Skulpturen erstmals in Kombination mit Literatur und Musik.

 

Zur Ausstellung ist auch ein Buch in den Sprachen Deutsch, Italienisch, Englisch, Französich und Schwedisch erschienen. Über QR-Codes gelangt man auf die Homepage und erhält Texte und Musik zur Kunstausstellung. Die QR-Codes sind auch auf Informationstafeln bei den Skulpturen auf Schloss Bruck angegeben. „Mit der Ausstellung wollen wir uns an all jene wenden, die sich bereits einmal die folgenden Fragen gestellt haben: Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich?“, motivierte Ideengeber Andreas Weiskopf abschließend zu einem Besuch der Kunstausstellung.

Zu sehen sind die drei Wächter am Gelände von Schloss Bruck in Lienz bis zum 26. Oktober 2020.

 

Textausschnitt aus Andreas Weiskopfs „Erschöpfungsbericht“

Siebter Tag vor der Erschöpfung

Ich bin im Streit mit mir – und der ganzen Welt. Ich hasse mich – und die ganze Schöpfung. Ich verfluche diesen Tag und alles, was ich bisher geschaffen habe. Ich lehne mich zurück, sammle Kraft, nütze diesen Tag zum Innehalten. Ruhe zum letzten Male – am siebenten Tage – vor dem Ende aller Existenzen. Ich sitze da, blicke auf die Zeit der Entstehung und Entwicklung allen Seins zurück, bin stolz, bin peinlich berührt, bin zufrieden und unzufrieden …

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute, privat

15. Juli 2020 um