Schloss Bruck in Lienz startet „Kulturherbst mit Genuss“

Am 20. September startet ein Herbst voller Kultur und Genuss in der altehrwürdigen Residenzburg der Görzer Grafen. Jeden Sonntag wird ein besonderes Kulturerlebnis geboten.

So bunt wie die Blätter des Schlossparks an einem sonnigen Oktobertag, so bunt ist der Aufgabenbereich des Museums der Stadt Lienz. „Dieser Vielfältigkeit wollen wir auch mit einem breit gefächerten Kulturherbst Rechnung tragen“, erzählt Museumsleiter Stefan Weis. Ob Kunst oder Natur, Volkskunde oder Geschichte, die mittelalterlichen Mauern haben für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Katharina Zanon und Wenzel Brücher. Foto: Katharina Zanon

Der Auftakt bietet gleich eine Neuerung im kulturellen Herbstprogramm der Burg. In Zusammenarbeit mit der Stadtkultur Lienz werden Bergfried und Innenhof zur Bühne der ersten gemeinsamen Arbeit der gebürtigen Osttirolerin und weltenwandernden Künstlerin Katharina Zanon und des Schauspielers Wenzel Brücher – „Der Schmetterer“, eine Kunstperformance bei freiem Eintritt. Platzkarten dazu können im Bürgerservice der Stadtgemeinde Lienz reserviert werden (Tel.-Nr. 04852 600 519).

Erlebbar wird aber auch das „Drumherum“, das bereits seit 1935 als Naturdenkmal ausgewiesene Juwel Schlosspark. Der junge Innsbrucker Wissenschafter Simon Legniti, der für seine Masterarbeit zu Naturschutz und Biodiversitätsmanagement Osttirols Naturschätze zum Thema genommen hat, macht auf einer kleinen Wanderung rund um das Schloss auf die Besonderheiten in Flora und Fauna aufmerksam.

Die Ausstellung „Maß & Form“ wurde um die „Unaussprechlichen“ erweitert. Foto: Museum Schloss Bruck/Stefan Weis

Über die erst vor Kurzem eröffnete Erweiterung der Ausstellung „Maß und Form“, also über das Darunter und Darüber, erzählt Schneidermeisterin Marianna Oberdorfer. Mit ihr gemeinsam wird Michaela Hofmann eine unterhaltsame Matinee gestalten und dabei auch das Werk von Gertrud Pesendorfer betrachten.

Im Mittelpunkt des Ausstellungsjahres und damit auch des Kulturherbstes steht heuer der private Egger-Lienz. Einen erweiternden Blick zur Schau „Familienalbum“ geben dabei zwei ausgesprochene Experten dieses Bereichs. Roland Sila, Germanist und Kustos der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, hat schon vor einigen Jahren mit dem Kriegstagebuch der Ila Egger-Lienz einen besonderen Fokus auf das Leben der jüngsten Tochter Albins gelenkt. Durch Schenkungen kam das Ferdinandeum auch zu neuen, privaten Einblicken, die nun auch wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Am Sonntag darauf bringt der Historiker Martin Kofler zwei Menschen in das Rampenlicht, die meist nur hinter der Kamera zu finden waren: des Künstlers Vater Georg und Maria, die Schwester Albins.

Die Schau „Familienalbum“ gewährt Einblicke in den privaten Egger-Lienz. Foto: Wolfgang Retter

Zum letzten Öffnungstag der Werkschau „Mal mir den Himmel“ führt uns die Kärntner Historikerin Anna Petutschnig in die Schlosskapelle. Nicht jedoch, um das faszinierende Bilderbuch der Fresken zu besprechen, sondern um auf die kleinen Details darauf zu schauen. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit den über 750 Graffiti der Schlosskapelle, welche nun alle detailliert aufgenommen, ausgewertet – und mit Leben versehen wurden, indem sie die Namen mit biografischen Daten zu füllen suchte.

Bei so viel Kultur braucht es aber auch Zeit zum Entspannen. Mit kleinen herbstlichen Schmankerln auf der Schlossterrasse, einem reschen Glas Sturm schon im September und den beliebten, wohlig duftenden Kastanien an den letzten drei Sonntagen im Oktober wird Schloss Bruck zu einem Rund-Um-Erlebnis: ein Kulturherbst mit Genuss!

Text: Redaktion, Fotos: Wolfgang Retter, Museum Schloss Bruck/Stefan Weis, Katharina Zanon

11. September 2020 um 11:45 Uhr