AMOK – eine Herausforderung für Schauspieler und Publikum

In beeindruckender Weise haben BG/BRG-SchülerInnen am 7.6. gezeigt, dass Theater als Zeit- und Problembarometer im wahrsten Sinn des Wortes „unter die Haut“ gehen kann.

Wie können Jugendliche in einer Welt zurechtkommen, die zunehmend zur Scheinwelt verkommt und auf existenzielle Fragen keine Antworten mehr bieten kann? Diese zentrale Frage stellt sich im Theaterstück AMOK, das sich an „Good morning, boys und girls“ von Juli Zeh anlehnt, so auch der 16-jährige Jens, der sich bezeichnenderweise selbst „Cold“ nennt. Er findet in seinem Lebensumfeld keine für ihn befriedigende Antwort, sondern verfällt immer tiefer in eine Sinnkrise, die letztendlich im Amoklauf an seiner Schule endet.

 

 

Schritt für Schritt enthüllten die einzelnen Szenen des vom Theaterensemble des BG/BRG Lienz unter der Regie von Arete Riedl und Arno Oberegger am Donnerstagabend, 7. Juni, aufgeführten Bühnenstücks die Lebensumstände des jungen Cold – gespielt von Patrick Niederwieser – ebenso wie jene seiner unmittelbaren Bezugspersonen und ließen die Zuschauer langsam erahnen, dass es zur Katastrophe kommen muss.

 

 

Gequält von Selbstvorwürfen versuchen Colds Eltern – dargestellt von Pia Elwischger und Adrian Saciri – eine Erklärung für die Wahnsinnstat ihres Sohnes zu finden. Auch die kurze Beziehung mit Susanne, von Chantal Pascuttini verkörpert, bringt keine Rettung. Bemüht, aber zugleich hilflos steht auch Herr Patt, der Lehrer, Colds verzweifelter Situation gegenüber. Matthias Jesacher gibt mit seiner schauspielerischen Leistung Einblicke in eine Schulwelt, die nur zu oft im Gegensatz zum wirklichen Leben steht – trotz ehrlichen Bemühens und bester Absichten.

 

 

Zu guter Letzt verlieren sich auch Colds virtuelle Freunde, gespielt von Anna Pichler und Sebastian Wieser, im alltäglichen Spannungsfeld zwischen ihrem Wunsch nach individueller Freiheit und dem Netz gesellschaftlicher Normen und können Cold nicht mehr von seinem Amoklauf abhalten. Als wäre das Geschehene nicht grausam genug, stürzen sich auch noch die Medien ohne jede Rücksicht auf die geschockten Eltern. Josef Mairhofer repräsentiert in seiner Rolle als Reporter des Nachrichtensenders CNN die gnadenlose, ja zynische Sensationsgier.

 

 

Die außerordentlichen schauspielerischen Leistungen der jungen Darstellerinnen und Darsteller zogen das Publikum in die Geschichte um Cold hinein und „zwangen“ die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu, sich mit menschlichen Sehnsüchten und Schwächen, dem Streben nach Kontrolle und Besitz sowie Gewalt und Selbstzerstörung auseinanderzusetzen. Tosender Applaus, stehende Ovationen und so manche Tränen in den Gesichtern der Theaterbesucher waren die Belohnung für die intensiven Probearbeiten und Vorbereitungen für diesen äußerst gelungenen Theaterabend!

 

Text: Redaktion, Fotos: Osttirol heute

09. Juni 2018 um