Die Theatergruppe Berg im Drautal und „ihr” Berger Jedermann

Neben dem „Berger Hirtenspiel” hat sich die Theatergruppe vor allem mit dem „Berger Jedermann” einen Namen gemacht, der im heurigen Sommer wieder zur Aufführung gelangt.

Theater gespielt wird in Berg im Drautal schon seit weit mehr als 150 Jahren. Schon früh schuf sich die Dorfgemeinschaft Möglichkeiten zur Geselligkeit. Das komödiantische Talent so mancher Dorfbewohner war legendär, das Laienspiel entwickelte sich zum fixen Bestandteil des Gemeinschaftslebens. Es ist das Verdienst von Idealisten wie dem Schuhmachermeister Anton Diemling in den 1920er-Jahren oder von „Theatermutti“ Erika Auernig, die bis in die späten 1990er-Jahre tätig war, dass die Theatertradition in dem Oberkärntner Ort auch schwierige Zeiten überdauerte und der Konkurrenz durch neue Unterhaltungs-, sowie moderne Freizeitmöglichkeiten standhielt.

 

Anita und Hans-Peter Profunser bringen sich intensiv in das Theaterprojekt ein.

 

Heute engagiert sich ein fester Kern von rund 15 bis 20 Bergerinnen und Bergern für den Erhalt des dörflichen Kulturgutes. Wie gut die sympathische Truppe, die sich aus den unterschiedlichsten Charakteren zusammensetzt, harmoniert, wie sich jede(r) einzelne einbringt und begeistert bei der Sache ist, wird auch bei unserem Probenbesuch in der Kiesarena südlich von Berg deutlich. Hier treffen wir auf Bildhauer Hans-Peter Profunser, der auch in diesem Jahr für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet. Bei der Jedermann-Aufführung vor 10 Jahren erregte seine Installation aus tausenden leeren Weinflaschen und einem Autowrack Aufsehen. Heuer will er, wie er uns erzählt, die sinnlose Verschwendung und den rücksichtslosen Umgang mit der Natur thematisieren.

 

„Der Berger Jedermann gehört zu unserer DNA”, meinen Sepp Sattlegger („der Tod”) und Alois Unterwaditzer („Jedermann”).

 

Anita Profunser, Deutsch- und Geschichte-Professorin an der HLW in Spittal und Hans-Peters Frau, ist die Spielleiterin der Theatergruppe. Sie berichtet uns, dass die Wurzeln des „Berger Jedermanns“ bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. „Der mündlichen Überlieferung zufolge soll das in Reinform und in einer alten, urwüchsigen Sprache verfasste Stück auf ein Brüderpaar zurückgehen. Matthias Staudacher wirkte im Drautal als Pfarrer, sein Bruder Andreas – er soll in jungen Jahren Hofnarr am kaiserlichen Hof in Wien gewesen sein – als Lehrer. Die beiden lebten in einer Zeit, die von schweren Heimsuchungen und Umweltkatastrophen geprägt war und so ist auch der `Berger Jedermann` als ein Spiegelbild dieser Epoche zu verstehen.

 

 

Das Werk behandelt Themen wie Schuld und Sühne, Leben und Tod und war wohl auch als eine Mahnung zur Besinnung gedacht. Der Text ist auch in seiner Originalfassung heute aktueller denn je.“ Die Frage, ob es einen Beleg dafür gibt, dass Hugo von Hofmannsthal die Urfassung des „Berger Jedermanns“ für seine Bearbeitung des inzwischen weltbekannten „Salzburger Jedermanns“ herangezogen hat, beantwortet sie mit einem klaren Nein. „Es gibt diesbezüglich nur Vermutungen bzw. Hinweise, dass der Schriftsteller auf seinen Reisen auch durchs Drautal gekommen sein könnte.“

 

Die vier „Buhlschaften” der diesjährigen Aufführungen geben Andrea Weiß, Claudia Obereder, Anja Brunner und Lisa-Maria Lengfeldner (v.l.n.r.)

 

Darauf, dass sich der „Berger Jedermann“ inhaltlich deutlich von seinem Pendant aus der Mozartstadt unterscheidet, verweist Sepp Sattlegger und informiert uns über die Rahmenhandlung, in der ein „Guter Hirte“ (Georg Fleißner) und ein „Pilger“ (Rudolf Profunser) auftreten. Der auch in anderen örtlichen Vereinen engagierte Berger spielt in der Jedermann-Aufführung den Tod. „Viel edle Zeit tätst du verlieren, dass du dich hättest mögen rühren und deine Sach` und dich zu Gott bekehren, dass du tätst recht zu sterben lehren“ zitiert er für uns aus dem Originalmanuskript. Sepp gibt als „Tod“ den sprichwörtlichen Gegenspieler zum „Jedermann“, den Alois Unterwaditzer verkörpert. „Gleich bei meinem ersten Auftritt wird klar, dass der `Jedermann` in Saus und Braus lebt. Lange kann sich der Sünder jedoch nicht an seinen Lustbarkeiten erfreuen. Mit dem Auftritt des Todes muss er sich seiner Endlichkeit stellen und durchläuft dabei – vom Leugnen, über die Verzweiflung bis hin zur Resignation – verschiedene Stufen“, sagt er.

 

 

Vor zehn Jahren umgarnten die „Sieben Todsünden“ in grellen Farben der Wollust, des Neides, der Trägheit, des Hasses den „Berger Jedermann“ – heuer buhlen „Vier Schöne“ um die Gunst der Hauptfigur. Im himmlischen Kampf um seine Seele steht der Satan in „zweifacher“ Gestalt den guten Werken des „Schutzengels“ (Tanja Weiß-Thalmann) gegenüber. Einer der Teufel ist Toni Profunser. „Ich hab` die Sünd` von Anfang g´schwind, was dieser Mensch getrieben, ganz schön und klar von jedem Jahr auf mein Register g`schrieben“, gibt er eine seiner Textpassagen wieder. Mit ihm, Bühnenbildner Hans-Peter und Rudolf, der „den Pilger“ mimt, sind drei Profunser-Brüder in das außergewöhnliche Theaterprojekt involviert. Wie dieses letztlich endet und welche Rolle dabei die „Gottesmutter Maria“ (Barbara Strugger) oder der „Erzengel Michael“ (Michael Reiter) spielen, kann man ab Ende Juli 2019 in der Freilichtbühne südlich von Berg im Drautal live miterleben.

 

 

Die Musik für den Berger Jedermann kommt übrigens „live“ von der Bühne. Allen voran Christian Oberlojer, außerdem auch Nici Brugger, Andreas Ebenberger und Franz Unterpirker haben sich allerhand ausgedacht, um mit viel Gespür die Szenen musikalisch zu umrahmen. Am 28. Juli lädt die Berger Theatergruppe zur Premiere ein. Die weiteren drei Aufführungen finden am 30. Juli, am 1. und 3. August statt. Karten gibt es in allen Raiffeisenbanken und bei Ö-Ticket und weitere Infos unter: www.bergtheater.com

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Brunner Images

23. Juni 2019 um