Der Schatz aus Patriasdorf: „kleine“ archäologische Sensation auf Schloss Bruck

Ein Goldring mit Türkis aus dem 16. Jahrhundert, gefunden in den Feldern von Patriasdorf, stand am Sonntag, 27.5., im Mittelpunkt eines Vortrages von Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler.

Mit einer aus archäologischer Sicht sehr beachtlichen Preziose konnte das Team des Museums der Stadt Lienz bei der ersten sommerlichen Matinee der diesjährigen Saison aufwarten: Univ.-Prof. Dr. Stadler, gebürtiger Osttiroler und derzeit Bereichsleiter für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie an der Universität Innsbruck, enthüllte gemeinsam mit Museumsleiterin Silvia Ebner und Michael Jost, dem Finder des seltenen Schmuckstückes, im Innenhof des Schlosses eine Vitrine, in der das Kleinod aus dem 16. Jahrhundert zu besichtigen ist.

 

Groß und Klein – reger Publikumsandrang bei der Präsentation des „Schatzes“ aus Patriasdorf

 

Zuvor hatte der Wissenschaftler im Gewölbe von Schloss Bruck möglichen Hintergründen und der Symbolik des goldenen Fingerringes nachgespürt. Stadler verwies darauf, dass archäologisch bedeutsame Goldfunde auf dem Gebiet des heutigen Osttirols immer noch eine Ausnahme darstellen. Als bedeutendstes Exponat gilt bis dato das 1993 entdeckte Artefakt im Umfeld der Kirche St. Justina im Pustertal – der sogenannte „Juwelenkragen“, ein Gold- und Edelsteingehänge aus dem späten 11. bzw.12. Jahrhundert. Den von Michael Jost 2016 in einer Wiese in Patriasdorf entdeckten Goldring bezeichnete er als faszinierenden Fund, den er in Ausformung und Gestaltung mit ähnlichen Stücken aus der Zeit verglich. Mit Blick auf den Edelstein, der den Goldring schmückt, berichtete der Archäologe davon, dass himmelblaue Türkise zu den ältesten Schmucksteinen der Geschichte gehören und vermutlich über Handelsrouten aus der Türkei nach Mittel- und Südeuropa gelangt sind. Interessant waren auch die Hinweise Stadlers auf die Symbolik von Fingerringen in früheren Zeiten. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer trugen – oft an mehreren Fingern – Ringe, wobei Gold als verwendetes Material immer als Hinweis auf eine höhere soziale Schicht zu werten ist.

Die Frage, wann und auf welche Weise der Ring in die Wiese in Patriasdorf gelangt ist, konnte Stadler natürlich nicht beantworten. Er ging aber davon aus, dass das Schmuckstück verloren wurde. Als Besitzer des Goldringes könnten, so der Universitätsprofessor, die Welsberger (ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Besitzer der Tammerburg) in Betracht kommen.

Ein spannender „Ausflug“ in die Fund- und Kulturgeschichte der Region, der auf viele weitere interessante Matineen auf Schloss Bruck hoffen lässt!

 

 

Text: E. Hilgartner, Fotos: Schloss Bruck/Stefan Weis und Elisa de Gaetani

27. Mai 2018 um