Rotes Kreuz Osttirol: „In der Krise zeigt sich, was in uns steckt!”

Die Corona-Krise stellt auch die MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes vor täglich neue Herausforderungen. Anpassung, Flexibilität und Disziplin sind dabei besonders wichtig.

„Seit einem Jahr beschäftigt bzw. bedroht uns nun schon das Corona-Virus. Von Anfang an war klar, dass rasch gehandelt werden muss, um einen exponentiellen Anstieg von Covid-19-Infektionen zu verhindern. Als größte humanitäre Hilfsorganisation des Landes haben wir die Möglichkeit, im Krisenfall rasch tausende – im Bezirk hunderte – trainierte und erfahrene Hilfskräfte sowie Hilfsmittel zu mobilisieren”, so Stephan Hofmann, Geschäftsführer der ÖRK-Bezirksstelle Osttirol.

Regelbetrieb ist mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert

Einerseits müssten vorgeschriebene Maßnahmen im täglichen Umgang mit PatientInnen und KlientInnen eingehalten werden, anderseits soll aber auch die Sicherheit unter den Kolleginnen und Kollegen gewährleistet bleiben. Dies alles bedeutet einen unglaublichen Mehraufwand an Fahrzeugen und Personal bzw. große Rücksichtnahme und Anstrengungen bei der Dienstplanerstellung und Transporteinteilung.

„Im Frühjahr letzten Jahres haben wir einigen älteren, freiwilligen MitarbeiterInnen nahegelegt, sich – risikobedingt – vorübergehend von ihrem Dienst karenzieren zu lassen, was von Einzelnen dann leider als ,diskriminierend‘ empfunden wurde. Andere haben dafür Mehrarbeit geleistet bzw. mussten ihren Zivildienst mehr oder weniger (un)freiwillig verlängern. Sehr erfreulich erwies sich in dieser Zeit, dass sich nach einem öffentlichen Aufruf zahlreiche Personen zur freiwilligen Mitarbeit gemeldet haben”, berichtet der Geschäftsführer.

 

Dr. Franz Krösslhuber und Dr. Josef Burger bei PCR-Tests im Frühjahr 2020 im Bereich der Zettersfeld-Talstation

 

Testungen binden Personal-Kapazitäten

In weiterer Folge mussten und müssen laufend MitarbeiterInnen für die verschiedenen Testungen (Screeningstraßen, mobile Einheiten für PCR- und Schnelltests, Firmen-Screenings) organisiert werden. Das bedeutet eine sehr aufwändige Personalplanung für Zusatzaufgaben. Außerdem sind laufend rechtliche Abklärungen zu treffen, Verordnungen umzusetzen und die Schutzmaßnahmen im Betrieb einzufordern. Verträge müssen konzipiert und weitergereicht sowie die finanzielle Abrechnung/Entschädigung für Zusatzaufgaben durchgeführt werden.

Virtuelle Generalversammlung und Ortsversammlungen

Auch die notwendige Veranstaltungen, wie die jährlichen Ortsversammlungen und die Generalversammlung, mussten aufgrund der Corona-Maßnahmen virtuell abgehalten werden. Weitere notwendige Sitzungen finden immer noch online statt und nur für Pflicht-Fortbildungen gibt es – unter bestimmten Voraussetzungen – Mitarbeiter-Schulungen, damit die Qualität der Dienstleistungen gesichert bleibt. Das Schwierige im Bereich der Ausbildung (Sanitätshilfe wird in der Theorie über ZOOM unterrichtet) und des Kurswesens (Führerscheinkurse, Verkehrscoaching, betriebliche Erste Hilfe usw. mussten verschoben werden) bleiben die regelmäßig wiederkehrenden Änderungen bzw. neuen Vorgaben.

In den Bereichen der persönlichen Kontaktnahme, wie etwa dem Besuchsdienst, blieben viele Treffen gänzlich ausgesetzt. „Teilweise waren wir bemüht, über Telefon in Kontakt zu bleiben und nur für wenige Personen, die wir außerhalb des Heimes bzw. der Wohnung treffen konnten, blieb der Besuchsdienst aufrecht. Aber auch für MitarbeiterInnen gab es keine Treffen oder einen gemeinschaftlichen Austausch. Besonders betroffen macht uns, dass wir die Rotkreuz-Jugendarbeit praktisch auf ,Null‘ setzen mussten. Es gab zwar einige Online-Treffen und sogar kleine Schulungen, aber schmerzvoll war, dass vorerst alle Bewerbe und Veranstaltungen rund um die Rotkreuz-Jugend abgesagt bzw. auf längere Zeit verschoben wurden”, bedauert Hofmann.

 

Die Screeningstraße im Bereich der Dolomitenhalle, wo täglich Antigen-Schnelltests durchgeführt werden.

 

Auch die Soziale Servicestelle war in den vergangenen Monaten besonders gefordert bzw. gefragt, weil spezielle soziale Notlagen plötzlich verstärkt auftraten und die psychosoziale Betreuung ein ganz besonderes Anliegen wurde. Unzählige Anfragen zum Thema „Corona“ landeten im „Front-Office“, der Informationsplattform für das Rote Kreuz und den Bezirk. Welche Masken sind wo und wie erhältlich? Wie funktioniert die Anmeldung zum Test oder zum Impfen? Wer bringt mich dorthin? Mit solchen und ähnlichen Fragen sind die MitarbeiterInnen täglich konfrontiert.

Starkschneefälle als zusätzliche Herausforderung

„Zu diesen ganzen Anpassungen kam auch noch ein Winter voller ,katastrophaler Überraschungen‘. Der erste Starkschneefall erwischte uns gleichzeitig mit dem Start von Antigen-Tests in allen Osttiroler Gemeinden, bei denen wir auch personell stark involviert waren. An diesem denkwürdigen Dezember-Wochenende konnte man das ,Rotkreuz-Herz‘ besonders stark und laut schlagen hören, denn da waren wirklich alle Kräfte – besonders auch die freiwilligen – mobilisiert, manche sogar tage- und nächtelang”, so Hofmann.

„In der Krise sind wir stark!”, hätte sich kürzlich ein Mitarbeiter zur nun schon seit einem Jahr andauernden Gesundheitskrise geäußert. „Genau das ist es, was unsere MitarbeiterInnen ausmacht. Sie zeigen auch in krisenhaften Situationen Flexibilität, Ausdauer und Disziplin. Wir verneigen uns vor jedem einzelnen und sprechen Dank und Anerkennung aus”, hält der Geschäftsführer abschließend fest.

 

Text: Redaktion, Fotos: ÖRK Osttirol/Erlacher

24. Februar 2021 um