Gemeinsam dem Leben eine Richtung geben: Selbsthilfe Osttirol zog Bilanz

Nach den Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie kamen die rund 50 Osttiroler Selbsthilfegruppen 2022 wieder in die Gänge und fanden großteils zu „alter Normalität“ zurück.

Zur Jahreshauptversammlung lud der Zweigverein Osttirol der Selbsthilfe Tirol am Freitag, 31. März, in das Wohn- und Pflegeheim Lienz. „Vor genau drei Jahren gab es bei uns im Heim den ersten Corona-Patienten. Diese drei Jahre bedeuteten auch für die Selbsthilfe Osttirol eine besondere Zäsur. Vor allem der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch hat gefehlt. Es ist sehr schön, dass sich unsere Mitglieder nun wieder bei den Gruppentreffen austauschen können“, so Obfrau Daniela Meier einleitend.

Die Selbsthilfe in Osttirol gibt es bereits seit 2002, ein Zweigverein wurde 2009 gegründet. „Vor mehr als 20 Jahren sind wir mit fünf Gruppen im Bezirk gestartet, heute umfasst die Selbsthilfe Osttirol 50 Gruppen. Leider wird es immer schwieriger, Mitglieder für die Gruppenleitung zu finden. Aktuell ist z.B. die Gruppe für pflegende Angehörige nicht aktiv, weil wir die ausgeschiedene Gruppenleiterin nicht nachbesetzen konnten“, erklärte Geschäftsstellenleiter Wolfgang Rennhofer.

„Gemeinsam dem Leben eine Richtung geben“ – so lautet das Motto der Selbsthilfe Osttirol. „Leben umfasst Gesundheit und Krankheit. Ziel ist es, ein Gleichgewicht herzustellen. Wir wollen Menschen Mut machen. In den Selbsthilfegruppen unterstützen sich die Mitglieder bei der Bewältigung ihrer schwierigen Lebenssituation gegenseitig. Betroffene knüpfen soziale Netze und finden eine Gemeinschaft, in der sie sich über ähnliche Probleme austauschen können und sich aufgehoben fühlen“, informierte der Geschäftsstellenleiter.

Neben den Gruppentreffen fanden im Vorjahr auch wieder zahlreiche Informationsveranstaltungen statt. Der 9. Osttiroler Selbsthilfetag konnte am 17. September 2022 nach dreimaliger Verschiebung endlich durchgeführt werden. „2019 konnte der Selbsthilfetag wegen der starken Schneefälle nicht stattfinden und in den beiden Folgejahren wegen Corona. Ein Highlight war der erste Osttiroler Demenztag. Gemeinsam mit dem Team der Demenzkoordinationsstelle Tirol konnten wir zahlreichen Interessierten ein informatives Programm anbieten. Aufgrund des großen Interesses werden wir am 16. September auch heuer wieder einen Demenztag in der LLA Lienz durchführen“, so die Obfrau.

Auch die Fortbildungsreihe „Demenz – auch Angehörige brauchen Hilfe” wird 2023 wieder angeboten. „Gerade die Pflege von Menschen mit Demenz benötigt Wissen, Einfühlungsvermögen, Achtsamkeit und ganz viel zugewandtes Unterstützen, aber auch Netzwerke der Hilfe, damit die Pflege zuhause – bestenfalls bleibend – funktioniert“, betonte Daniela Meier.

Neben zahlreichen Informationsveranstaltungen, Weiterbildungsangeboten und Treffen mit Vertretern sozialer Einrichtungen brachte vor allem auch das Kontakt-Café wieder Schwung in das Vereinsleben. „Unsere Angestellten Brigitta Kashofer und Kerstin Moritz betreuen neben ihrer Arbeit in der Geschäftsstelle das Kontakt-Café in ausgezeichneter und besonders engagierter Weise. Und die Bäckerei Joast stellt sogar süße Köstlichkeiten für diesen jeden Dienstag von 9.00 bis 11.00 Uhr stattfindenden Treff kostenlos zur Verfügung“, berichtete Wolfgang Rennhofer.

Obfrau Daniela Meier bedankte sich insbesondere auch bei den vielen Netzwerkpartnern für ihr Engagement und ihre Unterstützung. „Wir arbeiten intensiv mit dem Bezirkskrankenhaus Lienz, den Wohn- und Pflegeheimen, sämtlichen sozial- und gesundheitsrelevanten Einrichtungen sowie allen 33 Osttiroler Gemeinden zusammen. Immer wieder finden auf Einladung der Selbsthilfe Osttirol Vernetzungstreffen statt“, so Meier.

Zum Abschluss wurden die langjährige Schriftführerin und Obfrau der Gruppe „Hand in Hand“, Pia Schlichenmaier, sowie Erni Wernisch, die über viele Jahre die SelbA-Trainingsgruppen geleitet hat, für ihren besonderen Einsatz mit einem Geschenk geehrt.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute/Mühlburger

03. April 2023 um