Schloss Mittersill: Alte Gemäuer, viel Geschichte und moderner Charme

Vom Aufstieg und Fall politischer Mächte, von Glanz und Glorie der High Society erzählt die fast 900 Jahre alte Historie von Schloss Mittersill, das seit 2009 in Pinzgauer Hand ist.

Erstmals in ihrer Geschichte befindet sich die weitläufige Burganlage seit 2009 im Eigentum einer Pinzgauer Familie. Mit viel Gespür für Tradition hat diese das Schloss zu einem Vierstern-Superior-Hotel um- und ausgebaut. Gastgeberin Stephanie Busch von Holtum führte uns durch die Burg und gewährte uns interessante Einblicke. Schon wenn man den Schlosshof durch den großen Torbogen betritt, taucht man in das Leben und in die Atmosphäre längst vergangener Zeiten ein. „Die Landsitze von Fürsten und adeligen Familien waren immer schon Orte mit einer besonderen Faszination. Einerseits stellten sie erholsame Refugien mitten in der Natur und andererseits inspirierende Orte voller Genuss und Gastfreundschaft dar”, informiert Stephanie Busch von Holtum und blickt für uns weit in die Jahrhunderte zurück.

 

Gastgeberin Stephanie Busch von Holtum (im Bild im historischen Flur mit einer Vertäfelung aus dem beginnenden 19. Jh.) führte uns durch die Burg und erzählte viel Interessantes über die Historie und die heutige Nutzung.

 

Von der Gründung bis in die Zwischenkriegsjahre

„Die erste Burg auf der Anhöhe oberhalb der heutigen Stadt Mittersill wurde von den Grafen von Lechsgemünd aus Bayern um das Jahr 1150 errichtet. Zweck und Aufgabe war es, die Straße im Talboden zu kontrollieren und zu überwachen. 1228 fiel der Pinzgau in die Hände des Fürst-Erzbischofs von Salzburg. Die Burg diente fortan als Amtssitz des Pflegers, der von hier aus als regionaler Verwalter agierte. Während der Bauernaufstände wurde die Festung 1526 eingenommen und
gebrandschatzt. Erzbischof Matthäus Lang schlug den Aufstand nieder und zwang die Bauern, das Schloss wieder aufzubauen. Die Jahreszahl der Fertigstellung – 1528 – ist hier über dem Torbogen des Eingangs zu sehen”, verweist die Hoteldirektorin auf das historische Geschehen.

 

 

1934 erwarb Hubert von Pantz, ein adeliger Unternehmer, das Schloss und machte es zu einem Ort großer Gastfreundschaft und zum Ziel der internationalen High Society. Adelige, Industrielle und Filmstars hielten sich hier auf. Zu diesen zählten beispielsweise auch Juliane, die spätere Königin der Niederlande. Sie verbrachte im Jahre 1937 ihre mehrwöchigen Flitterwochen mit ihrem Prinzgemahl Bernhard im Schloss. Bis in die 1930er-Jahren zurück reicht auch die Geschichte der weltberühmten Chanel-Jacke. „Coco Chanel fand während ihrer zahlreichen Aufenthalte im Schloss Gefallen an der Uniform des Liftboys, einem Trachtenjanker mit vier Taschen und einer geflochtenen Borte. Die Modeschöpferin ließ sich von dieser für den Entwurf ihrer berühmten Chanel-Jacke inspirieren.“

 

An Hollywood-Star Clark Gable erinnert bis heute nicht nur der Name einer Suite, sondern auch eine originale Golf- und Tennisausrüstung, die er bei seinen Aufenthalten im Pinzgau benutzte.

 

Dunkle Zeiten und die Gründung des „Sport- und Shooting-Clubs”

Wie viele andere Orte im Bundesland Salzburg blieb auch Schloss Mittersill von Übergriffen durch die Nationalsozialisten nicht verschont. Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 musste Baron von Pantz Mittersill fluchtartig in Richtung USA verlassen. Die Nationalsozialisten besetzten das Schloss. Nach dem Krieg wurde es an Baron von Pantz restituiert, der in der Folge viel in die Renovierung investierte. Mit der Gründung des „Sport- und Shooting-Clubs“ im Jahre 1948 – zur damaligen Zeit der exklusivste seiner Art weltweit – gelang es, den internationalen Jet-Set wieder nach Mittersill zurückzuholen. Neben dem Baron erfüllte damals auch Prinzessin Alexandra von Hohenlohe ihre Rolle als Gastgeberin.

 

 

Gekrönte Häupter wie der Schah von Persien, Prinzessin Soraya, König Faruk von Ägypten oder der Herzog von Windsor trugen sich ebenso in das Gästebuch ein wie Wirtschaftsgrößen wie Aristoteles Onassis und Aga Khan oder Hollywood-Stars wie Clark Gable, Gina Lollobrigida, Henry Ford II, Bob Hope, Rita Hayworth oder Bing Crosby. Golfen, Tennis spielen, Tontaubenschießen, Fischen, Skifahren und Reiten gehörten ebenso zum exklusiven Angebot wie Entspannungsmöglichkeiten rund um den schlosseigenen Swimmingpool.

Konferenzzentrum und Ausbau zum Hotel mit Restaurant und SPA

1967 verkaufte Baron Hubert von Pantz das Schloss an die „Internationale Studentenkommission“. Ein Jahr später, am 8. September 1968, wurde das Konferenz-, Studien- und Freizeitzentrum der „International Fellowship of Evangelical Students“ feierlich eingeweiht. Das Schloss diente nun auch der Nutzung als Kongress-, Konferenz-, Konzert- und Ausstellungszentrum und bot privaten Gästen Unterkunft.

 

Stephanie Busch von Holtum: „In mehreren Baustufen wurde ab 2009 der Gebäudekomplex behutsam umgebaut. Uns war wichtig, dass die Atmosphäre der alten Burganlage erhalten bleibt und unsere Gäste trotzdem auf die Annehmlichkeiten der modernen Zeit nicht verzichten müssen.”

 

Im Dezember 2009 erwarb eine Pinzgauer Familie die Anlage – und so gelangte Schloss Mittersill erstmals in seiner fast 900-jährigen Geschichte in die Hand Einheimischer. „In mehreren Baustufen wurden zunächst der Ostflügel und in weiterer Folge auch der Mittel- und Westflügel behutsam umgebaut. Uns war wichtig, dass die Atmosphäre der alten Gemäuer erhalten bleibt und unsere Gäste trotzdem auf die Annehmlichkeiten der modernen Zeit nicht verzichten müssen. 2013 wurde das Schloss um einen feinen SPA-Bereich erweitert. Dieser besticht durch eine imposante Original-Felswand im Hintergrund sowie einen atemberaubenden Ausblick auf die Hohen Tauern und die Kitzbüheler Alpen, was diesen SPA einzigartig macht“, informiert Stephanie Busch von Holtum, die den Hotelbetrieb seit 2012 leitet, über den erfolgreichen Ausbau zum Hotel.

Königlich residieren, dinieren und Feste feiern

Heute verfügt Schloss Mittersill über 53 Gästezimmer. Clark Gable, Prinzessin Soraya oder Henry Ford – die zehn Suiten sind alle nach einem berühmten Gast aus der glanzvollsten Zeit des Gebäudekomplexes benannt.

 

 

„Unser Schlosshotel punktet mit einer harmonischen Symbiose von Historie und Moderne. Edle Parkettböden und antike Möbel unterstreichen das herrschaftliche Ambiente. Die verschiedenen historischen Räumlichkeiten mit Geschichte werden heute vorwiegend als Restaurant genutzt und laden nicht nur Hotelgäste, sondern auch Menschen aus der Region ein, hier Familienfeste, Geburtstage oder Ähnliches zu feiern. Dazu zählt etwa der beeindruckende Gewölbekeller mit Platz für bis zu 20 Personen oder das Glashaus für bis zu 14 Personen, das einen traumhaften 360 Grad-Panoramaausblick bietet. Sehenswert ist auch der sogenannte Hexenkeller, der bei Schlossführungen Gäste aus aller Welt fasziniert, oder der heutige Weinkeller im ehemaligen Faulturm, der für Weinverkostungen gebucht werden kann“, schwärmt Gastgeberin Stephanie Busch von Holtum von den vielen Angeboten des Schlosses und streicht die erstklassige Kulinarik mit besten Produkten aus dem Pinzgau, veredelt und verfeinert vom ausgezeichneten Küchen-Team, hervor.

 

Der Gewölbekeller mit Platz für bis zu 20 Personen bietet sich z.B. auch für Familien- oder Firmenfeiern an.

 

Beliebte Hochzeits-Location

Längst schon hat sich Schloss Mittersill auch zu einer beliebten Hochzeits-Location entwickelt. Die Kapelle aus dem Jahre 1533 bietet sich auf eine wunderbare Weise für kirchliche Trauungen an. Standesamtliche Hochzeiten können in drei Räumen mit einer besonders glanzvollen Atmosphäre und mit edlem Interieur gefeiert werden. Nicht nur Paare aus dem Pinzgau, dem Raum Kitzbühel und Osttirol feiern hier ihre Hochzeit, im Oberpinzgauer Schloss haben auch schon Paare aus Mexiko oder Abu Dhabi Ja gesagt. Im historischen Flur mit einer Vertäfelung aus dem beginnenden 19. Jahrhundert werden besonders gerne Hochzeitsfotos gemacht.

 

 

Stephanie Busch von Holtum: „Unsere Gäste können hier einen Urlaub in königlichem Ambiente und inmitten der Natur verbringen. Unser Hotel ist auch deshalb so beliebt, weil es hier großzügige Außenanlagen mit viel Grün und einen wunderschönen Schlosshof gibt. Während der warmen Jahreszeit und bis in den Herbst hinein servieren wir das Frühstück, aber auch das Mittag- und Abendessen auf Wunsch auf unseren Terrassen. Unser SPA mit beheiztem Außenpool und Bergblick rundet das ganzheitliche Angebot ab.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Franz Reifmüller, Schloss Mittersill

10. März 2019 um