Auf der Suche nach verlorenen Schätzen: Michael Jost und sein spannendes Hobby

Der HTL- und TFBS-Lehrer beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Suche nach historisch relevanten Artefakten bzw. mit der Forschung mit dem Metalldetektor.

Sein aus archäologischer Sicht bis dato bemerkenswertester Fund – ein Goldring mit türkisem Stein aus dem 16. Jahrhundert – wurde im Mai 2018 von Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler auf Schloss Bruck präsentiert. „Eigentlich befand ich mich vor zwei Jahren auf der Suche nach einem verlorenen Schlüsselbund, um die mich ein Bekannter gebeten hatte. Als mein Metalldetektor dann beim Abgehen einer Wiese im Raum Lienz anschlug und ein Ring aus Gold mit türkisem Stein zum Vorschein kam, war ich doch sehr überrascht“, erinnert sich Michael an den Fund der Preziose im Frühsommer 2016 zurück.

 

Als kleine archäologische „Sensation“ wertete Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler den von Michael Jost gefundenen Goldring, den er im Mai 2018 auf Schloss Bruck einer interessierten Öffentlichkeit vorstellte.

 

„Archäologisch bedeutsame Artefakte aus Gold stellen auf dem Gebiet des heutigen Bezirkes Lienz immer noch eine Seltenheit dar. Umso größer war meine Freude, als ich von Harald Stadler mehr über das Alter und den Wert des Rings erfuhr.“ Das, was ihm der Wissenschaftler mitteilte, gibt Einblick in das im späten Mittelalter bzw. zu Beginn der Neuzeit bestehende Netz an Handelsbeziehungen, das über verschiedene Routen auch von der Türkei nach Süd- und Mitteleuropa führte. „Professor Stadler vermutet, dass als Besitzer des Goldringes ein Mitglied des Geschlechtes der Welsberger, die ab der Mitte des 15. Jahrhunderts auf der Tammerburg lebten, in Betracht kommen könnte.“

Geboren in Lienz und aufgewachsen u.a. in Huben, lebt Michael Jost heute mit seiner Familie in Ainet. Beruflich ist der 44-Jährige, der die HTL in Fulpmes besuchte, die Meisterprüfung als Maschinenschlosser in der Tasche hat und bei renommierten Unternehmen in Österreich und Deutschland arbeitete, seit 2002 an der HTL und der TFBS in Lienz tätig. „Ich unterrichte in den Werkstätten beider Schulen bzw. an der HTL auch das Fach CAD-Zeichnen.“ Seine Begeisterung für die Geschichte und im Speziellen die Archäologie reicht, wie er sagt, bis in seine Hauptschulzeit zurück. Besonders faszinierte ihn damals die Habsburger-Monarchie und insbesondere die Regierungszeit Maria Theresias. „Aus dem 18. Jahrhundert, also aus der Zeit Maria Theresias, stammen auch viele Münzen, die man in Osttirol gefunden hat“, leitet er im Gespräch dann zu seiner zwischenzeitlich beachtlichen Sammlung an Münzen über. Darunter befinden sich Exemplare aus verschiedenen Epochen, beispielsweise aus dem 19. Jahrhundert, die, als Kreuzer oder Silbermünze, aus Münzprägestätten des Bayernkönigs Max Josef stammen oder etwa ein Silberdukat aus der Zeit des vorletzten Habsburger-Kaisers Franz Joseph I. Wesentlich älter ist ein venezianischer Golddukat aus dem 15. Jahrhundert, der rechts den Dogen Michaelis und links Christus sowie das Stadtwappen von Venedig erkennen lässt.

 

Michael Josts bemerkenswerte Fundstücke aus der Vergangenheit (im Bild v.li.n.re.): eine Fibel aus der Antike, ein venezianischer Golddukat aus dem 15. Jahrhundert und ein Beispiel für eine tragbare Ringsonnenuhr, wie sie von Bauern im Mittelalter während der Arbeit auf den Feldern häufig verwendet wurde

 

Auf seinen Streifzügen durch Wälder, Wiesen und Äcker hat der Iseltaler auch verschiedene Fibeln gefunden, die man großteils der Römerzeit zuordnen kann. „Mit dem Wort `fibula´ aus dem Lateinischen wird eine Klammer, Spange oder Schließe bezeichnet. In der Antike wurden damit Gewand oder Mäntel zusammengehalten. Eine Fibel wurde meist auf der rechten Schulter getragen“, nennt er Details. Stolz ist Michael auch auf das bislang älteste Artefakt, das er entdecken konnte: eine Kugelkopfnadel aus der Urnenfelderzeit vor rund 3.000 Jahren. Die Frage, welche Funde ihn persönlich am meisten faszinieren, beantwortet er kurz und knapp, aber schmunzelnd so: „Je älter, desto besser!“

 

 

Nicht unerwähnt will er zum Abschluss noch den rechtlichen Hintergrund seines Hobbys lassen: „Jeder Fund von historischer Bedeutung muss in Österreich einer universitären Einrichtung für Archäologie und/oder dem Bundesdenkmalamt gemeldet werden. Ich arbeite diesbezüglich eng mit Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler zusammen. Die Frage, wem das entdeckte Artefakt dann letztendlich gehört, ist so geregelt, dass es eine 50:50-Einigung zwischen dem Finder und dem Grundbesitzer gibt.“

 

Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: Brunner Images & Osttirol Journal, Elisa De Gaetani

22. September 2018 um