Lienz: Hochgebirgsjägerbataillon 24 beging Traditionstag in der Haspingerkaserne

Es wurde nicht nur der Sprengung des Col di Lana-Gipfels am 17. April 1916 gedacht, sondern auch die Sorge über die bedrohliche Situation in der Ukraine thematisiert.

Der Traditionstag konnte durch die Lockerung der COVID-19 Einschränkungen am Donnerstag, 21. April, wieder öffentlich zugänglich stattfinden. „Die große Anzahl der teilnehmenden Traditionsverbände und Ehrengäste bestätigt unser Bestreben, auch das zivile Umfeld an unserer Tradition teilhaben zu lassen. In zahlreichen Gesprächen mit unseren Gästen wurden auch die gegenwärtige, bedrohliche Situation in der Ukraine und die Sorgen darüber angesprochen“, so Vertreter des HGJgB 24.

 

Der Festakt wurde von der Militärmusik Tirol in gewohnt professioneller Weise musikalisch umrahmt.

 

Alljährlich gedenken die 24er Gebirgsjäger gemeinsam mit Abordnungen der Alpini aus Italien der fürchterlichen Tragödie, die sich im Ersten Weltkrieg am Col di Lana, einem 2.462 Meter hohen Berg bei Buchenstein in den Dolomiten, abspielte. Es handelte sich um eine strategisch wichtige Stellung zur Überwachung der Bewegungslinien nach Innsbruck bzw. Lienz. Der eigentliche Kampf um die Stellungen am Col di Lana begann mit der 2. italienischen Offensive am 4. Juli 1915 mit wiederholten schweren Artillerie- und Infanterieangriffen auf die Stellungen der deutschen und österreichischen Verteidiger. Bis zur Gipfelsprengung wurden insgesamt 12 italienische Infanterie- und 14 Alpini-Kompanien alleine für die Erstürmung des Col di Sangue – wie der Berg von den Italienern genannt wurde – erfolglos geopfert.

 

Festredner Mag. Adalbert Jordan beleuchtete die Ereignisse vor bzw. nach der Sprengung der Gipfelstellung aus Sicht der Verteidiger und Angreifer.

 

Ab dem 13. Jänner 1916 begannen italienische Pioniere, eine Mine vom Gebiet der Rothschanze ausgehend in einem Winkel von 15 Grad bis direkt unter die Gipfelstellung zu treiben. Bereits Mitte März wurde die Geräusche für die österreichische Gipfelbesatzung immer deutlicher, und es begann eine qualvolle, nervenzermürbende Zeit. Am 17. April 1916, um 23.45 Uhr, wurde nach dreitägigem, ununterbrochenem Artilleriefeuer aus über 160 italienischen Geschützen die Sprengung des Gipfels ausgelöst. Die österreichischen Stellungen wurde überrannt. Die vehementen Kämpfe mit einem enormen Blutzoll bedeuteten nur einen kleinen Moment im dem blutigen Ringen an den Grenzen Tirols. Die Einnahme des Col di Lana alleine war noch kein wesentlicher strategischer Vorteil. Der Nachbargipfels Monte Sief – mit einem Grat zum Col di Lana verbunden – wurde weiter von den Österreichern gehalten. Auch hier konnten trotz ernsthafter Versuche keine konventionellen Erfolge erzielt werden.

 

Reinhard Ratzberger, stellvertretender Bataillonskommandant des HGJgB 24: „Alle Soldaten auf diesem Platz haben der Republik Österreich und dem Österreichischem Volk Treue gelobt. Auch wir, Berufssoldaten, Präsenzdiener und Kameraden der Miliz, werden,
wenn es Zeit ist, bereit stehen und unsere Pflicht erfüllen. Wir alle gehen davon aus, dass sich auch unsere Verantwortlichen bewusst sind, dass diese Treue ausschließlich zum Schutz der Republik Österreich und des österreichischen Volkes einzufordern ist.“

 

Der stellvertretende Bataillonskommandanten, Oberstleutnant Reinhard Ratzberger, legte in seiner Rede den Fokus auf den Transfer in die Gegenwart. „Es ist nicht der Zweck des Traditionstages, über Gehorsam oder Sinn und Unsinn der erteilten Befehle und die Verantwortung der damaligen politischen Führung zu urteilen. ,In Treue fest‘ war der Leitspruch des 1. Tiroler Kaiserjägerregiments. Wir können nur hoffen, dass die gezeigte Treue begründet war. Treue bedingt Vertrauen in die Führung und in das gemeinsame Ziel. Treueverhalten kann nicht befohlen werden, sondern muss geschaffen werden“, so Ratzberger.

 

 

Text: Redaktion, Fotos: A. Unterasinger

27. April 2022 um