Kals am Großglockner: Alpinkompetenz seit 150 Jahren

Die Kalser Berg- und Skiführer blicken auf eine lange Geschichte zurück: Am 19. und 20.7.2019 feierte der 1869 ins Leben gerufene Verein sein 150-jähriges Bestehen.

Startpunkt des zweitägigen Festprogrammes in der Osttiroler Glocknergemeinde Kals war ein spannender Vortragsabend am Freitagabend, 19.7. Die drei Kalser Bergführer Vittorio Messini, Toni Ponholzer und Matthias Wurzer berichteten von ihrer „Spurensuche“ am Cerro Torre, dem magisch-eindrucksvollen 3.128 Meter hohen Granitberg im Nationalpark Los Glaciares im südamerikanischen Patagonien.

 

 

Das Hauptfest ging am darauffolgenden Samstag, 20.7., über die Bühne. Gegen 9.00 Uhr früh marschierten die mitwirkenden Vereine und Fahnenabordnungen vor dem Kalser Musikpavillon auf, unter ihnen die Kalser Trachtenmusikkapelle, Abordnungen von Schützen, Bergrettung und Feuerwehr, die Mitglieder des jubilierenden Vereines, viele ihrer Kollegen aus Heiligenblut, Bergführer der Sektion Wildspitze aus Nordtirol sowie Vertreter des Deutschen Alpenvereins.

 

 

Die Festmesse mit Pfarrer Ferdinand Pittl wurde vom Chor VoKals stimmungsvoll umrahmt. Der Seelsorger nahm in seiner Predigt Bezug auf die Aufgabe von Bergführern, Menschen sprichwörtlich nach oben zu geleiten. „Bergführer sind wie Wegweiser, sie bereiten den Weg“, so Pittl, der meinte, dass die Berge und die Sicht von oben auf das Tal den Menschen eine ganz andere Perspektive eröffnen können. „Von oben sieht vieles anders aus. Hier hat alles seine Ordnung, hier kann man Abstand gewinnen.“ Passend dazu las Bergführer Peter Ponholzer einen Ausschnitt aus dem Buch „Botschaft der Berge“ von Bischof Reinhold Stecher vor.

 

 

Durch den anschließenden Festakt mit der traditionellen Bandübergabe und Ansprachen der Festgäste führte der Obmann des Kalser Berg- und Skiführervereins, Michael Amraser.

 

 

Die Kalser Bürgermeisterin Erika Rogl und der Heiligenbluter Bürgermeister Sepp Schachner gratulierten ebenso zum stolzen Jubiläum wie der Obmann der Tiroler Bergsportführer/Sektion Osttirol, Egon Kleinlercher, Peter Suntinger, der Obmann der Bergführer aus Heiligenblut, Horst Ernst als Vertreter des Deutschen Alpenvereins oder Martin Gratz, der die Grußworte des Tourismusverbandes Osttirol überbrachte.

Gratz berichtete auch aus dem Leben von Johann Stüdl, jenes Prager Geschäftsmannes, der den Kalser Verein 1869 ins Leben gerufen und dem Tourismus in der Region, u.a. auch mit dem Bau der Stüdlhütte, wichtige Impulse verliehen hatte. Auf die Geschichte des jubilierenden Vereines, dem heute 20 Mitglieder im Alter zwischen 31 und 86 Jahren angehören, nahm Obmann Michael Amraser Bezug.

Den gemütlichen Teil des Jubiläumsfestes leitete ein Konzert der Trachtenmusikkapelle Kals ein. Später spielte die legendäre Großglocknerkapelle Kals zum Tanz auf. Der Braugasthof Glocknerblick verwöhnte die Festbesucher mit „Unsas“, dem selbstgebrauten Bier aus Kals. Zum Rahmenprogramm gehörten u.a. eine Ausstellung mit Bildmaterial und Ausrüstungsgegenständen aus der Pionierzeit des Alpinismus und das Live-Schnitzen des Iseltaler Bildhauers Mario Berger. Großer Beliebtheit bei den Festgästen erfreute sich die Möglichkeit, eine Jubiläumsmünze aus Silber und Bronze mit dem 150-Jahr-Motiv auf der Vorderseite und dem Glocknerkreuz auf der Rückseite prägen zu lassen. Am Abend unterhielt „Gerlossound“, und ab 20.00 Uhr fand die amerikanische Versteigerung eines Kunstwerkes von Michael Lang statt. Der glückliche Gewinner, Stefan Huter aus Kals, vermachte das Werk umgehend der Erzherzog-Johann-Hütte, wo dieses nun ein neues und würdiges „Zuhause“ finden wird.

 

 

Ein ganz besonderes Highlight des Festtages war sicherlich die Anwesenheit der beiden Ur-Enkelinnen von Johann Stüdl, Gundi Hauser und Friedl Klein. Gundi, die wenige Tage vorher mit Kalser Bergführern den Großglockner bestiegen hatte, zeigte sich stolz auf ihren Uropa, den sie im Sinne Bischof Stechers als „Wegweiser“ sieht. Ihre Schwester Friedl bedankte sich für die Einladung zum Jubiläumsfest und brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass die Kalser Bergführer heute eine so große Anerkennung in der Bevölkerung genießen.

 

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Osttirol heute

23. Juli 2019 um