1. Pinzgauer Oldtimerclub: Nostalgische Schätze auf Rädern

Der 1. Pinzgauer Oldtimerclub besteht aktuell aus 191 Mitgliedern. Obmann Sepp Geisler und Norbert Unterrassner öffneten für uns die Tore ihrer Garagen.

Sepp Geisler kann sich an sein erstes Motorrad noch ganz genau erinnern. „Während meiner Lehrzeit als Autospengler habe ich meinem Meister geholfen, sein altes Motorrad zu reparieren – eine BMW R 71. So etwas würde mir auch gefallen, habe ich damals zu ihm gesagt. Mit einem Manta A sind wir daraufhin nach Trieben gefahren und mit einer schwarzen Puch 250 TF nach Hause zurückgekommen. Ich war damals 18 Jahre alt und hatte noch keinen Führerschein“, erinnert sich der Saalfeldner an den Beginn seiner Leidenschaft für Oldtimer zurück.

 

 

Heute besitzt er rund 20 alte Motorräder sowie zahlreiche alte Autos und Fahrräder. „Ich sammle zwar fast ausschließlich Puch-Motorräder, mein ältestes Motorrad ist aber eine 350er Diamant Baujahr 1924. Bei den Autos lag mein Fokus zunächst auf der Marke Mercedes, ein 190 SL Baujahr 1956 ist das älteste Mercedes-Modell in meinem Besitz.“

 

Sepp Geisler sammelt vorwiegend Motorräder der Marke Puch, wie diese 500 Z, Baujahr 1931.

 

In der Garage des gelernten Autospenglers befinden sich heute auch ein VW Käfer Cabrio Bj. 1962, ein VW Golf 1 Cabrio Bj. 1979, ein Porsche 911 T Baujahr 1968, ein VW Golf 2 Syncro Bj. 1986 sowie ein VW Golf Country, Bj. 1992. „Der Country war der erste SUV, es wurden nur 7.735 Stück produziert“, erzählt Sepp, der den 1. Pinzgauer Oldtimerclub seit vier Jahren leitet.

 

 

Gegründet wurde der Verein im Jahre 1995. Damals bestand er aus 15 Oldtimerfans. Die Anzahl der Mitglieder erhöhte sich im Laufe der Jahre aber ebenso wie die Anzahl der fahrbaren Untersätze. „Uns Mitgliedern des Oldtimerclubs geht es nicht nur um das Sammeln und Pflegen alter Fahrzeuge. Es ist die Leidenschaft für das Handwerk, die Technik und die Geschichte, die uns verbindet. Wichtig ist uns auch die Gemeinschaft, in die unsere Familien stark eingebunden sind“, betont der Pinzgauer.

 

 

Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich die Mitglieder im Gasthof Grünwald in Saalfelden, teilen ihr Wissen, tauschen Erfahrungen aus und schmieden Pläne für Ausfahrten und Veranstaltungen. Allein im Vorjahr fanden 28 Aktivitäten statt. In der warmen Jahreszeit stehen bei den Mitgliedern des 1. Pinzgauer Oldtimerclubs regelmäßig Ausfahrten auf dem Programm, die sie selbst organisieren. Gerne nehmen sie aber auch an regionalen wie überregionalen Oldtimer-Treffen teil. „In unserem Verein sind Oldtimer-Enthusiasten jeden Alters und verschiedenster Berufsgruppen vertreten. Unsere Mitglieder kommen nicht nur aus dem Pinzgau, sondern z.B. auch aus Deutschland oder den USA“, berichtet der Obmann.

 

 

Für die Oldtimer-Fans sind die Ausfahrten nicht nur Gelegenheiten, um ihre Fahrzeuge zu präsentieren, sondern auch um die Freude am Fahren und die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen. Die Touren mit ihren automobilen Schätzen und auch die Teilnahme an Oldtimer-Veranstaltungen entfachen die Leidenschaft für die Fahrzeuge auf zwei und vier Rädern immer wieder neu.

 

 

„Eine besondere Veranstaltung ist für uns jedes Jahr die ‚Wadholz Classic‘ in Oberösterreich, bei der man etwa tausend Fahrzeuge bestaunen kann – von Motorrädern über Autos und Traktoren bis hin zu Lastkraftwagen und Feuerwehrautos. Die ‚Glemma Ausfahrt‘ führt uns alljährlich am 1. Samstag im August ins Glemmtal, und am letzten Wochenende im April treffen wir uns auch heuer wieder bei unserem Vereinskollegen Norbert Unterrassner in Neukirchen im Rahmen der Oldtimertage“, lässt Sepp wissen.

 

Norbert Unterrassner präsentiert stolz seinen Trabi, den er aus Zwickau in Sachsen importiert hat.

 

Norbert Unterrassner betreibt den Gasthof „Friedburg“ hoch über Neukirchen am Großvenediger. Bei klarem und sonnigem Wetter kann man von hier aus einen wunderbaren Blick bis hin zur Schmittenhöhe in Zell am See genießen. „Nach der Wende im Jahr 1989 waren viele Ostdeutsche unsere Gäste. Die unverkennbaren Motorengeräusche und das charakteristische Aussehen der Trabis und Wartburgs zogen schon damals viele Blicke auf sich. Die Autos erzählten Geschichten von einer vergangenen Ära. Das hat mich sehr fasziniert, und so wollte auch ich so ein Fahrzeug haben. Zwickau gilt als die Geburtsstätte des Trabanten. Aus dieser Stadt in Sachsen habe ich etwa 20 Jahre nach der Wende dann auch ein solches Fahrzeug importiert“, erzählt der Gast- und Landwirt.

 

 

In Österreich ließ Norbert seinen Oldtimer, den er im Sommer sogar für Alltagsfahrten und Erledigungen nützt, typisieren. „Ich bin oft erstaunt, wie viel Aufmerksamkeit mein Trabant mit seinem originellen Aussehen und dem charakteristischen Sound des 2-Takt-Motors auf sich zieht. Da könnte mancher Besitzer eines besonders luxuriösen Neuwagens neidig werden“, schmunzelt er und betont, dass man Trabis eben heute kaum mehr auf unseren Straßen zu sehen bekomme.

 

 

Für Arbeiten in seiner Landwirtschaft hat Norbert übrigens einen alten 15er Steyr Traktor Typ 80 im Einsatz. „Obwohl er nicht unbedingt als Oldtimer klassifiziert werden kann, kommt der Traktor bei unseren jährlichen Treffen hier im Oberpinzgau neben den zahlreichen alten Autos und Motorrädern definitiv immer sehr gut an. Ich freue mich schon sehr auf unser heuriges Treffen in Neukirchen, das im Rahmen der Oldtimertage am 28. April stattfindet. Alle Fans von Oldtimern aus nah und fern sind dazu recht herzlich eingeladen.“

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Franz Reifmüller

29. März 2024 um