Wie geht es den Osttiroler Fußballvereinen in der Corona-Krise?

Die Pandemie ist für viele Sportvereine finanziell ein großes Problem. Die Nachwuchsarbeit leidet aber am meisten, wie uns Verantwortliche von Osttiroler Fußballvereinen erzählten.

Allein zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember des vergangenen Jahres sind über 400 Heimspiele und Veranstaltungen von 117 Tiroler Vereinen mit 183 Mannschaften im Fußball, Eishockey, Volleyball und anderen Teamsportarten ausgefallen oder fanden vor leeren Rängen statt, teilt das Land Tirol in einer Aussendung mit. Der daraus entstandene Einnahmenausfall wird seitens des Landes mit 450.000 Euro abgefedert. Für den Zeitraum ab Frühjahr bis Ende des Jahres 2020 erhalten gemeinnützige Organisationen und damit auch Sportvereine zudem Fördergelder aus dem NPO-Unterstützungsfonds des Bundes.

Wir fragten bei Verantwortlichen von Osttiroler Fußballvereinen nach, wie sie diese schwierige Zeit auch finanziell meisterten und meistern:

 

Didi Müller, Obmann SV Rapid Sonnenstadt Lienz, 3. Tabellenrang Unterliga West

Wir konnten alle Spiele der Herbstmeisterschaft durchführen. Das erste Spiel war schon das Derby gegen den FC-WR Nußdorf-Debant im Juni und damit gleich die Partie mit den meisten Zuschauern – 750 waren zugelassen, etwa 500 sind gekommen. Wir haben alle Corona-Vorschriften ab dem 1. Spiel (1 Meter Abstand, nummerierte Karten, mehrere Eingänge, Auflagen Ausschank usw.) genau eingehalten. Ich schätze, dass insgesamt etwa 10 bis 20 Prozent weniger Zuschauer im Dolomitenstadion waren. Alle anderen Derbys waren nämlich auswärts.

Die Förderungen von Land Tirol, ÖFB, Kärntner Fußballverband und Bund (NPO-Fonds) sind bereits geflossen und waren sehr hilfreich. Auch für die Gastronomie haben wir eine Förderung erhalten.

Anfang dieser Woche haben wir mit dem individuellen Einzeltraining – teilweise über Apps – begonnen. Das wird jetzt voraussichtlich bis Ende Feber so ablaufen. Meine persönliche Meinung ist, dass die Meisterschaft frühestens Mitte April starten kann – und das auch nur, wenn wir mit den Infizierten-Zahlen und den anderen Rahmenbedingungen Glück haben. Ich bin mir sicher, dass die Frühjahrsmeisterschaft nicht wie vor Corona ablaufen kann und darf.

Wir haben die zusätzlichen großen Herausforderungen mit der Corona-Pandemie bisher relativ gut gemeistert, und ich blicke auch optimistisch in die Zukunft. Am meisten leidet laut meiner Einschätzung der Nachwuchs. In der Halle dürfen unsere jungen Kicker nicht trainieren, und auch im Freien ist ein Training aufgrund des vielen Schnees kaum möglich.

 

Werner Idl, Obmann FC-WR Nußdorf-Debant, 1. Tabellenrang Unterliga West

Die Frühjahrsmeisterschaft ist im Vorjahr aufgrund von Corona ausgefallen. Die Herbstmeisterschaft konnte mit den Corona-Auflagen bis Mitte Oktober durchgeführt werden. Beim Matrei-Derby durften wir noch ausschenken, bei den Heimspielen danach haben wir aufgrund der zusätzlichen Auflagen darauf verzichtet. Derzeit kann es keine Aufbauspiele geben. Das Training nehmen wir Mitte Feber wieder auf – also individuelles Training ohne Körperkontakt, wie etwa Laufen, Zirkeltraining usw. Die Frühjahrsmeisterschaft wird sich wohl um etwa vier Wochen nach hinten verschieben – also vielleicht Ende April starten.

Vom ÖFB haben wir 1.000 Euro Corona-Förderung erhalten. Vom Land Tirol ist die normale Jugendsportförderung geflossen, die mit Corona nichts zu tun hat. Für den NPO-Fonds für Vereine haben wir erst einen Antrag eingebracht.

Für mich ist das größte Problem an der derzeitigen Situation, dass die Nachwuchsspieler – wir haben 140 junge Fußballer – derzeit nicht trainieren können. Schade wäre, wenn sich dadurch der eine oder andere unserer jungen Kicker ein anderes Hobby sucht und die bisherige erfolgreiche Nachwuchsarbeit dadurch mehr oder weniger zunichte gemacht wird.

 

Michael Jungmann, Sektionsleiter Fußball URC Thal/Assling, 10. Tabellenrang Unterliga West

Das Derby gegen Rapid Lienz war Mitte Oktober unsere letzte Partie. Wir mussten dann wegen Corona-Fällen im Team abbrechen und haben drei Spiele weniger absolviert. Beim Derby gegen Lienz kamen etwa 200 Zuschauer – normalerweise sind es 600 bis 700.

Vom ÖFB haben wir 2.000 Euro Unterstützung erhalten. Diese Förderung war etwas höher, weil wir in das Tribünendach und in die Ausschank investiert haben. Auch vom KFV haben wir eine kleine Unterstützung bekommen. Vom NPO-Fonds wurden 5.800 Euro in zwei Teilraten ausgeschüttet. Vom Land Tirol haben wir die normale Jugendsportförderung erhalten, die mit Corona nichts zu tun hat.

Mit den individuellen Vorbereitungsarbeiten über App von daheim aus haben wir bereits begonnen. Jeder Spieler läuft dabei drei Einheiten pro Woche, Trainer Ibel Alempic bekommt die Ergebnisse. Erfreulich ist, dass Stürmer Dennis Kerrniqi zur URC Thal/Assling zurückkehrt, nachdem er im Vorjahr bei St. Georgen – einem großen Südtiroler Verein – gespielt hat.

Am meisten leidet natürlich durch die Corona-Einschränkungen die Nachwuchsarbeit. Wir Erwachsenen können den Trainingsrückstand durch zusätzliche Einheiten eher kompensieren. Die jungen Fußballer sind es gewohnt, ganzjährig durchzutrainieren. Jetzt fehlen ihnen viele Wochen und Monate an Bewegung und fußballtechnischer Ausbildung.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Brunner Images

29. Januar 2021 um