Wir wünschen ein besinnliches Weihnachtsfest und erholsame Feiertage

Mit einem Text zum Nachdenken von Elisabeth Ziegler-Duregger wünschen wir allen unseren Leserinnen und Lesern schöne und geruhsame Weihnachtsfeiertage.

„In diesem Jahr trauern sehr viele Menschen um Angehörige, bei deren Sterben sie teilweise nicht dabei sein durften. Im Gedenken an meinen Vater, der zum Glück ohne Corona im September zu Hause sterben konnte, habe ich diesen Text geschrieben.“ Mit diesen Worten hat uns Elisabeth Ziegler-Duregger den folgenden Text zur Verfügung gestellt:

 

Weihnachten – wenn unsere Eltern gestorben sind

Wenn unsere Eltern gestorben sind,
feiern sie das erste Mal
Weihnachten ganz MIT UNS.

Bisher haben wir es MIT IHNEN gefeiert.
Haben sie dort besucht, wo sie wohnten,
auch wenn sie bei uns waren,
haben wir versucht, ihre Wünsche zu erfüllen.
Wenn sie gestorben sind,
feiern sie Weihnachten ganz mit uns.

Und weil sie Himmelslicht als Geschenk mitbringen,
kann es das innerlich strahlendste Fest werden,
das wir je erlebt haben.
Aber wir müssen dazu die Augen schließen,
damit es im Herzen hell werden kann.
Wir müssen Radio und Fernsehen abdrehen
damit der leise Ton des Himmels
an unsere Seelenohren gelangt.

Die ganzen Weihnachtstage lang,
können wir dann ihre Geschenke auspacken.
– Freiheit von Zwängen
– Heilung von Ängsten
– Mut, ganz neu anzufangen
– ein weiter Horizont, der alles Leben auf der Welt im Blick hat
– Vergessen von Unwichtigem
– Versöhnung von Gegensätzen
– Kraft zum Vertrauen
– Dankbarkeit für das, was andere für uns tun
– Freude an den verschiedenen Talenten der Menschen
– Nähe ohne Ängste
– Berührt sein bis in die Fingerspitzen
– und noch vieles mehr.

Gottes Engel helfen ihnen beim Verteilen,
so dass jeder von uns genau das bekommt,
was er oder sie am dringendsten benötigt,
und davon weit mehr,
als wir es uns zu erbitten gewagt hätten.
Manchmal wissen wir auch nicht genau,
was wir wirklich brauchen.

Wenn wir nicht alles auf einmal annehmen können,
weil unsere Herzen und Hände zu begrenzt sind,
dann legen sie die Geschenke
in die kommenden 365 Tage des neuen Jahres.
Dann können wir uns an ihnen erfreuen,
genau dann, wenn die Zeit für uns passt.
Dass wir sie gut nutzen ist unser Geschenk an sie.

Unsere Eltern haben ihre eigenen Grenzen gesprengt,
die Mäntel der irdischen Verletzungen abgelegt,
die Mauern von Angst, Krankheit und Vergänglichkeit durchbrochen.
Es ist nicht nur die Erinnerung,
die uns mit ihnen verbindet,
es ist die direkteste Gegenwart,
die für uns möglich ist.

Lassen wir unser Leben von ihnen mit Licht erfüllen,
denn der Schöpfer selbst
schickt sie mit seinen Aufträgen zu uns.
So gut und liebevoll zu leben,
bevor wir sterben, wie wir nur können.
Die Erde zu dem Paradies zu machen,
das sie für alle sein könnte.

Und das Weihnachten, nachdem unsere Eltern gestorben sind,
und vielleicht auch andere Menschen,
mit denen unser Lebensweg verbunden war,
öffnet dazu die Himmelstür zum Ort, wo wir sind.
Wir brauchen sie nur
auch von unserer Seite aus offen lassen.
Und unsere Tränen des Vermissens werden
beginnen zu glitzern wie ein Diamant.

 

Foto: AdobeStock

24. Dezember 2020 um