Maria Luggau – ein „Kraftort” mit langer und bewegender Geschichte

Pfarrgemeinderatsobmann Christoph Oberluggauer erzählte uns viel Wissenswertes über den viel besuchten Wallfahrtsort im Oberkärntner Lesachtal.

Im Sommer des Jahres 1513 hatte die verarmte Bäuerin Helena in einem Weizenfeld zu Maria Luggau eine Vision der Gottesmutter, die ihr einen Kapellenbau auftrug. Helena erwarb ein Gnadenbild, das heute das Herzstück der Basilika von Maria Luggau bildet. Ein kleiner Bildstock auf dem Acker diente als erste Verehrungsstätte, ehe 1515 die Grundsteinlegung für eine erste kleine Kirche folgte. So entstand die „Wallfahrt“ nach Maria Luggau, die dem hintersten Abschnitt des Kärntner Lesachtals bis zum heutigen Tag ihr unverwechselbares Gepräge aufdrückt.

 

Herzstück des Wallfahrtsortes ist das etwa 35 Zentimeter hohe Gnadenbild – eine Pieta auf einem prächtigen schwarz-gold-silbernen Tabernakel. Foto: Martin Lugger

 

Der Sakralbau wurde aufgrund des enormen Zustroms an Gläubigen bald zu klein und durch ein weitaus größeres Gotteshaus ersetzt. Nach den Plänen und unter Leitung des Innichner Baumeisters Bartlmä Vierthaler entstand eine Kirche im gotischen Stil. Die feierliche Einweihung fand im August 1536 statt. Im 18. Jahrhundert wurde die „Wallfahrtskirche Maria Schnee“, die sich ihre spätgotische Grundform bis in die Gegenwart herauf bewahrt hat, im Inneren barockisiert. Zur Entstehung der Wallfahrtsstätte hat der Lesachtaler Heimatforscher Thomas Tiefenbacher im Jahre 1928 ein Theaterstück mit dem Titel „Das Bildstöckl“ verfasst. Dieses religiöse Legendenspiel wird in regelmäßigen Abständen immer wieder aufgeführt. Von Thomas Tiefenbacher gibt es zudem die geschichtliche Erzählung „Helena“, welche der Muttergottes von Luggau gewidmet ist und die ebenfalls die Entstehung der Wallfahrtsstätte schildert.

 

Pfarrgemeinderatsobmann Christoph Oberluggauer hat uns viel Wissenswertes über die Geschichte des Klosters und der Wallfahrt erzählt. Foto: Martin Lugger

 

Ursprünglich wurde die Seelsorge im Wallfahrtsort von der Mutterpfarre St. Daniel im Gailtal aus gewährleistet. Die in früheren Zeiten beschwerliche Anreise führte dazu, dass auf Initiative des Grafen Johann von Ortenburg 1591 eine Ordensniederlassung der Franziskaner installiert wurde. Bereits drei Jahre später, 1594, erhielt Maria Luggau den Status einer selbstständigen Pfarre. Die seelsorgerliche Betreuung lag bis 1628 in den Händen der Franziskanerpatres. 1635 wurden Kirche, Kloster und Pfarrei den Serviten der Tiroler Provinz übertragen. Zentral für das Selbstverständnis des Servitenordens, 1233 im italienischen Florenz als „Ordo Servorum Mariae“ gegründet, sind drei Aspekte: eine enge Gemeinschaft, der Dienst an den Mitmenschen und die Hinwendung zu Maria.

 

Seit November 2018 zeichnet Prior Silvo M. Bachorik (rechts) für die Seelsorge und das Kloster verantwortlich. Ihm zur Seite steht Pater Norbert M. Harm (2. von links). Foto: Peter Märkl

 

Die Errichtung des Klosters, heute ein wuchtiger, dreigeschossiger Vierkanter, fiel in das Jahr 1733. Die Baumaßnahmen und die Erhaltung der gesamten Wallfahrtsstätte wurden insbesondere durch die großzügigen Zuwendungen der Grafen von Ortenburg möglich. Weitere Meilensteine in der zwischenzeitlich mehr als 500 Jahre langen Geschichte der Wallfahrtsstätte waren der große Brand von 1736, die Schaffung des Hochaltarbildes durch Cosroe Dusi (1834), die große 400-Jahr-Feier mit Krönung des Gnadenbildes (1913), die Erhebung zur „Basilika Minor“ (1986), eine umfassende Innenrestaurierung (1980) und die Orgelweihe (1987), um nur einige zu nennen. Seit 1988 fungiert das Kloster auch als Bildungs- und Exerzitienhaus, seit November 2018 zeichnet Prior Silvo M. Bachorik für die Seelsorge und das Kloster verantwortlich. Ihm zur Seite steht Pater Norbert M. Harm.

 

Foto: Martin Lugger

 

Das Herzstück des Wallfahrtsortes ist, wie erwähnt, das etwa 35 Zentimeter hohe Gnadenbild, eine Pieta, auf einem prächtigen schwarz-gold-silbernen Tabernakel. Zum Gnadenbild gibt es viele verschiedene, aufwändig gearbeitete und historisch wertvolle Kleider, aber auch Rosenkränze, Schmuckkettchen und Kronen, die allesamt von adeligen und wohlhabenden Gläubigen gespendet wurden. Die Wallfahrt und die Wallfahrtskirche sowie das Kloster sind vielfach erforscht und dokumentiert. Auch die Mirakelberichte und Votivtafeln bzw. -gaben wurden untersucht. Sie berichten von vielen Gefahrenabwendungen und „Wunderheilungen“ im Laufe der Jahrhunderte. Die Bücher geben zudem Aufschluss über Wallfahrtsmotive und die verschiedensten Versprechungen, aber auch über Geld- oder Wachsopfer.

 

Foto: Martin Lugger

 

Wie in früheren Zeiten kommen auch heute Menschen sprichwörtlich aus allen Himmelsrichtungen nach Maria Luggau, um hier Hilfe und Schutz zu erbitten, um Trost zu finden oder Dank zu sagen. Ein Marienpilgerweg führt vom Lavanttal in zehn Tagesetappen nach Maria Luggau, der Bergpilgerweg „Hoch und Heilig“ über den Kofelpass, ein weiterer von Sappada aus über den Passo di Sesis oder von Forni Avoltri über das Öfner Joch ins Lesachtal. Die Wallfahrten beleben den gesamten Ort, was für die Pfarre einen großen Auftrag in der Liturgie-Gestaltung bedeutet. Dabei gilt es immer Balance zu halten – in der Zusammenarbeit mit den Pilgern auf der einen und den Anliegen der Einheimischen auf der anderen Seite. Viele, die in Gruppen nach Maria Luggau kommen, gestalten, nach Absprache, ihre Messen selbst, wobei vielfach auch ein eigener Priester die Wallfahrer begleitet.

 

Foto: Martin Lugger

 

Es sind viele Gläubige, die, alten Traditionen folgend, jährlich nach Maria Luggau pilgern. Im Kloster stehen für die Wallfahrer circa 80 Betten zur Verfügung, im Ort zählt man an die 300 Gästebetten. Ohne die ansässige Bevölkerung, die wertvolle Dienste in der Pfarre und in Zusammenhang mit den Pilgern leistet, wäre die Aufrechterhaltung der Wallfahrt unmöglich. Besonders hervorzuheben ist deshalb die gute Zusammenarbeit von Pfarre und Kloster, die auf sehr hohem Niveau steht. Für die Zukunft sind zur Erhaltung des Klosters als Beherbergungsbetrieb umfassende Investitionen und die Errichtung eines „Klosterhotels“ geplant. Die Vorbereitungen dafür laufen.

 

Foto: Martin Lugger

 

Text: Johanna Kraler, Fotos: Martin Lugger, Peter Märkl

20. Oktober 2019 um