1250 Jahre: Pustertaler Gemeinde Anras feiert – und alle machen mit!

Auf eine breite Basis wurden die Feierlichkeiten „1250 Jahre Anras” gestellt. Wir sprachen mit Bgm. Johann Waldauf über die Geschichte des Dorfes und das Jubiläumsprogramm.

Zahlreiche Privatpersonen, Vereine und Organisationen sind in das Programm für das Jubiläumsjahr eingebunden. Bgm. Johann Waldauf blickt für uns in die Geschichte des Ortes zurück und erzählte uns vom Jubiläumsprogramm. Im Jahre 769 übergab Herzog Tassilo III. von Baiern an Abt Atto von Scharnitz den Ort „India“ (Innichen) samt dem damals landläufig als „Frostfeld“ bezeichneten Landstrich, der sich vom Taisten- bzw. Gsieser Bach bis in den Raum der heutigen Osttiroler Gemeinde Anras erstreckte. „Die namentliche Erwähnung in der Schenkungsurkunde Tassilo III. spielte auch im Jahre 1972 im Zuge der Wappenverleihung an unsere Gemeinde eine Rolle“, informiert Bürgermeister Johann Waldauf. „Der grüne Berg mit dem weißen Schaf in unserem Wappen erinnert an den Anraser Berg, der in der Urkunde aus dem Jahre 769 als ,rivolum montis Anarasi‘ erwähnt wird.“

Die Siedlungsgeschichte von Anras reiche allerdings, so Johann Waldauf, wesentlich weiter zurück. Ausgrabungen im Rahmen der Pfleghausrenovierung haben ergeben, dass sich hier schon vor Christi Geburt eine rätische Siedlung befand. In der Zeit der Völkerwanderung sollen hier am Erlbach Bajuwaren und Slawen aufeinandergestoßen sein. Um 1020 wird der Fürstbischof von Brixen bereits als bedeutender Gutsherr in Anras registriert. Aus dem Jahr 1224 stammt die erste Erwähnung der „Herren von Anras“, die im „Turm von Anras“ residierten. 1298 wird von einer „Hofmark Anras“ gesprochen, was auf eine Gerichtsorganisation hindeutet. Die Gerichtsbezirke Anras, Tilliach und Bannberg wurden später in der Hand des Pflegers der „Herrschaft Anras“ vereint. Die Görzer Grafen und ihre Nachfolger, die Grafen von Wolkenstein, versuchten immer wieder, auf die Besitzungen und Rechte der Herrschaft Anras zuzugreifen. Daran änderten auch herzogliche und kaiserliche Richtsprüche nicht viel.

 

Bgm. Johann Waldauf vor der Urkunde aus dem Jahr 1972, die die Wappenverleihung an die Gemeinde Anras bestätigt

 

1665 erhielt die Herrschaft Anras die volle Kriminaljurisdiktion, d.h. auch die hohe Gerichtsbarkeit. Der „Galgenbühel“ befand sich in der Nähe von Asch. Im Jahre 1803 schließlich erfolgte die Säkularisierung des Fürstentums Brixen und zwei Jahre später die Auflösung des Gerichtes Anras. Damit büßte das einstmals so gewichtige Anras seine Bedeutung ein. Zurück blieb eine rein bäuerlich ausgerichtete, kleine Gemeinde, die erst in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts durch den Straßenbau nach Abfaltersbach wieder Anschluss an die nähere und weitere Umgebung fand. „Anras wurde früher als die Kornkammer des Pustertales bezeichnet. Auch heute sind wir noch eine stark von der Landwirtschaft geprägte Gemeinde mit über 80 viehhaltenden Betrieben“, betont Bgm. Waldauf die bis in die Gegenwart heraufreichende Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges. Als gewähltes Gemeindeoberhaupt freut er sich darüber, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren stabil geblieben ist. „Wir haben das Glück, dass wir unsere Einwohner halten können. Ein Grund dafür ist sicherlich auch die wunderschöne Lage auf der Sonnseite des Pustertales. Viele, auch junge Familien genießen die hohe Lebens- und Wohnqualität in Anras. Außerdem punktet unsere Gemeinde mit der Nähe zur Bezirkshauptstadt Lienz und zu größeren Industrie- und Gewerbebetrieben im Tal, die sichere Arbeitsplätze bieten.“

 

Bgm. Johann Waldauf mit dem Jubiläumskalender, den Kinder der Volksschulen Anras und Mittewald gestaltet haben

 

Das Jubiläumsjahr 2019 feiert Anras mit zahlreichen Veranstaltungen. „Wir haben eigens einen Festausschuss ins Leben gerufen und dazu eingeladen, sich mit Ideen einzubringen. Das Echo war enorm. Menschen, Vereine und Organisationen engagieren sich und machen mit. Die Kinder der Volksschulen Anras und Mittewald haben beispielsweise Zeichnungen und Bilder für den Jubiläumskalender angefertigt, der heuer in jedem Haus hängt.” Das Eisstockturnier der Anraser Vereine, das der ESV Mittewald am 26. Jänner zum Auftakt des Jubiläumsjahres organisierte, war sehr gut besucht, freut sich der Bürgermeister. Derzeit läuft ein Kompositionswettbewerb, im Rahmen dessen das beste „Jubiläumsmusikstück” für Blasmusik und Chor ermittelt werden soll.

Mehrere Aktivitäten planen die Proponenten des „Anraser Kulturfensters“, der Heimatpflegeverein Anras wird Ende Mai 2019 die „Anraser Dorfrunde” eröffnen. An verschiedenen Standpunkten auf einem Rundweg im Dorf werden historische Fotos platziert und Geschichten erzählt. Am Pfingstmontag lädt das Katholische Bildungswerk zu einem Vortrag mit Diözesanbischof Hermann Glettler ein. Etwas ganz Besonderes veranstalten die Landjugend/Jungbauernschaft sowie Bäuerinnen und Bauern aus Anras: Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes werden sie auf den Feldern entlang der Höhenstraße zwischen Ried und Asch insgesamt 1.250 Heuschober aufstellen, um so auf das Jubiläum „1250 Jahre Anras“ hinzuweisen.

 

Foto: Brunner Images

 

Das Hauptfest im Jubiläumsjahr wird am 27. und 28. Juli im Rahmen des Kirchtagsfestes über die Bühne gehen. An den Detail des Programms wird derzeit noch gefeilt. „Vielleicht wird Landeshauptmann Günther Platter mit uns feiern. Bereits fix ist die Teilnahme der Musikkapelle Brixen. Eine Sonderbriefmarke ist erschienen, außerdem werden wir auch die Möglichkeit der Prägung einer Gedenkmünze unter fachmännischer Anleitung anbieten. Sinn des Jubiläumsprogramms ist es, einerseits auf unsere Wurzeln hinzuweisen und andererseits auch den Zusammenhalt und die Gemeinschaft im Dorf zur stärken. In die Feierlichkeiten und das Programm rund um unser Gemeindejubiläum möchten wir deshalb auch alle AnraserInnen, die auswärts leben, einbinden.“

Detailliertes Jubiläumsprogramm hier

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Gemeinde Anras, Osttirol heute/Mühlburger, Brunner Images

09. März 2019 um