Ed Wolffhardt: Vom Profipaddler zum Boot-Entwickler

Die Faszination Wildwasser lässt den ehemaligen Profipaddler bis heute nicht los. Mit dem Carving-Kajak „Manta” ist der Wahlosttiroler vor 4 Jahren unter die Erfinder gegangen.

Auf bemerkenswerte Erfolge als Wassersportler kann Ed Wolffhardt zurückblicken: Sage und schreibe 26 Mal kürte sich der gebürtige Niederösterreicher einst zum Staatsmeister in Kanuslalom und -abfahrt, drei Mal krönte er seine Laufbahn mit WM-Silber. Inzwischen hat der gelernte Glasermeister und Grafiker aus Tulln seine Profikarriere an den Nagel gehängt. Die Liebe zum Wassersport hat Ed, wie ihn seine Freunde nennen, von seinen Eltern übernommen. Sein Vater Eduard wuchs direkt am Wasser der Donau in Tulln auf und betätigte sich nicht nur gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit seiner „Zille“, einem Holzboot, als Fährschiffer. Mutter Laura, eine gebürtige Tirolerin, teilte die Begeisterung für das kühle Nass, und so war bald die ganze Familie – neben Ed auch seine beiden Geschwister Andreas und Beatrix – an den Wochenenden mit dem Kajak auf dem Donaustrom unterwegs.

 

 

„Per Dampfschiff fuhren wir in die Wachau, um dann in den von unseren Eltern gelenkten Kajaks wieder nach Hause zu paddeln“, erinnert sich der 60-Jährige an schöne Kindheitserlebnisse zurück. Im väterlichen Betrieb erlernte er später das althergebrachte Handwerk des Glasers, seine Freizeit aber galt von Beginn an dem Sport. Zunächst startete Ed für den niederösterreichischen Schülerkader bei Skirennen, mit acht Jahren wandte er sich dem Kajaksport zu. Die familiäre Prägung saß, gemeinsam mit seinen Geschwistern brachte es der Niederösterreicher zu nationalen wie internationalen Topplatzierungen. 1981 führten ihn die Österreichischen Meisterschaften im Wildwasser auf der Drau erstmals in den Bezirk Lienz. Die Umgebung gefiel ihm so gut, dass in ihm der Wunsch reifte, hier einmal zu leben. Vorerst war es aber die Tiroler Landeshauptstadt, in die es den damals 30-Jährigen zog. Hier absolvierte er eine Ausbildung zum Grafiker, um im Anschluss daran für die Planseewerke in Reutte tätig zu werden. 1992 folgte mit dem Umzug nach Kitzbühel erneut ein Wohnortwechsel. In der Gamsstadt gründete Wolffhardt die Werbeagentur „Wolf mit Biss“ und heimste für seine Projekte zahlreiche Kreativpreise ein. 15 Jahre blieb er hier, um dann – 2007 – erneut zu neuen Ufern aufzubrechen.

 

 

Der erfolgreiche Markendesigner verkaufte seine Firma und übersiedelte nach Osttirol. Hier schuf er sich, gemeinsam mit seiner Frau Petra, ein schönes Zuhause und mit dem Büro für Design und Produktentwicklung „dieWölfe“ ein neues wirtschaftliches Standbein. Den sprichwörtlichen Umstieg vom Wasser aufs Land hatte Ed damit schon zum wiederholten Mal geschafft. Den Kajaksport übte er weiterhin aus, wenngleich nicht mehr mit dem Elan früherer Jahre. In seiner Freizeit entdeckte er per pedes, mit den Langlaufskiern oder am Mountainbike seine neue Heimat. Bis ihn dann vor vier Jahren erneut der Ehrgeiz packte: Dieses Mal jedoch nicht mehr im direkten Wettkampf mit der Weltelite, sondern als Entwickler und Designer eines innovativen Carving-Kajaks. Ab Herbst 2015 tüftelte er am Prototypen, die 3D-Daten wurden vom Osttiroler Unternehmen MICADO aufbereitet. In die Gestaltungsoptimierung ließ die Firma Aberjung aus Lienz ihr Know-how miteinfließen. Im Winter 2016/2017 wurde das Patent angemeldet und der „Manta“, so der Name des Bootes, erstmals im Rahmen der Kanuslalom-EM in Ljubljana der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

„Das Spezielle am `Manta` ist“, so Ed Wolffhardt heute, „der Ergonomic Carving Radius, mit dem man die Kraft des Wassers optimal nutzen kann. Mittlerweile gibt es das Kajak in drei Modellen für unterschiedliche Gewichtsklassen. Produziert wird in Italien, der Absatz erfolgt weltweit.“ Um sein neues Geschäftsfeld voranzutreiben, ist der Wahlosttiroler inzwischen wieder im internationalen Paddel-Wanderzirkus mit dabei. Hier trifft Ed oft auch auf seine Nichte Viktoria, deren Erfolge ihn sehr freuen. Die 25-Jährige holte sich im Vorjahr nicht nur den EM-Titel im Canadier, sondern hat zuhause auch schon zwei WM-Silbermedaillen und zwei EM-Medaillen hängen. Seine eigenen Ziele, insbesondere mit dem Projekt „Manta“, definiert er so: „Es geht nicht nur darum, die Boote laufend zu optimieren und weitere Athleten für den `Manta` zu begeistern. Wir stecken derzeit auch mitten in den Planungen für einen internationalen Rennstall, das `Manta Evo-Team`, und bemühen uns, schrittweise ein Netzwerk von Coaches, Mentaltrainern, Technikern, Physiotherapeuten usw. aufzubauen. Maßgeblich beraten werden wir dabei vom ehemaligen italienischen Olympioniken Roberto D`Angelo. Unser Ziel ist es, junge SportlerInnen an die Weltklasse heranzuführen. Kanuslalom ist keine Randsportart, sondern olympische Disziplin und wird weltweit in rund 100 Ländern ausgeübt.“

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger, privat

23. Juni 2019 um