Heimische Gletscher schrumpfen, stärkster Rückgang seit 1960

Der sehr warme Sommer 2017 wird im ÖAV-Gletscherbericht als Hauptgrund für das drastische Schrumpfen der heimischen Gletscher genannt.

Seit 127 Jahren bilanziert der Gletscherbericht des Alpenvereins die Bewegungen der heimischen Gletscher. Bereits in den Gründungsjahren des Vereins wurde der Gletscherforschung ein hoher Stellenwert zugesprochen. Aus diesem Grund gilt die Forschungsreihe als eine der am längsten und bestdokumentierten Messungen weltweit. Heute finden die Gletschermessungen in allen relevanten Datennetzwerken Berücksichtigung und werden von der Klimaforschung für Rückschlüsse auf klimatische Veränderungen international genutzt. Von den im aktuellen Bericht genannten österreichischen Gletschern weist nur das Simonykees in der Venedigergruppe keinen Längenverlust auf. Das Schlatenkees hingegen gehört mit 70 Metern – ebenso wie die Pasterze mit 61,5 Metern – zu den 10 Gletschern, die zuletzt am meisten geschrumpft sind.

Insgesamt hat der Messdienst des Österreichischen Alpenvereins 83 Gletscher in ganz Österreich vermessen – 75 davon haben ehrenamtliche Fachleute des ÖAV beobachtet. Neben Längenmessungen wurden auch Fließgeschwindigkeiten und Oberflächenhöhen erfasst. Bei acht weiteren Gletschern wurden die Unterschiede anhand von Fotovergleichen angefertigt. Die Auswertungen zeigten einen Negativrekord auf: Der Gletscherrückgang von durchschnittlich 25,2 Metern ist demnach der höchste seit dem Jahr 1960. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang, dass sich, gleichlaufend mit den Gletschern, auch die Landschaft und die Infrastruktur, sprich das hochalpine Wegenetz, rund um die Gletscher verändern.

10 stärkste Rückgänge – Längenverluste in Metern
1. Gepatschferner (Ötztaler Alpen, Tirol) – 125,0
2. Waxeggkees (Zillertaler Alpen, Tirol) – 120,0
3. Winkelkees (Ankogel-Hochalmspitzgruppe, Kärnten) – 118,1
4. Alpeinerferner (Stubaier Alpen, Tirol) – 95,4
5. Freiwandkees (Glocknergruppe, Kärnten) – 89,1
6. Schlatenkees (Venedigergruppe, Osttirol) – 70,0
7. Pasterze (Glocknergruppe, Kärnten) – 61,5
8. Zettalunitzkees (Venedigergruppe, Osttirol) – 54,0
9. Taschachferner (Ötztaler Alpen, Tirol) – 53,5
10. Westl. Trippkees (Ankogel-Hochalmspitzgruppe, Kärnten) – 49,3

Stärkste Rückgänge pro Bundesland in Metern
Tirol: Gepatschferner – 125,0
Kärnten: Winkelkees – 118,1
Vorarlberg: Vermuntgletscher – 32,7
Salzburg: Ödenwinkelkees – 22,3
Oberösterreich: Schneelochgletscher – 13,8

 

Text: Redaktion, Foto: Donnerbold

08. April 2018 um