Diskrepanz um Ökologie und ein Fest für die Isel

Grüne Politiker und die Kommunikationsfirma der Projektwerber für das Kraftwerk im Virgental sind wegen der Auswirkungen auf die Ökologie unterschiedlicher Auffassung.

Die Firma Wiko – Kommunikationsfirma der Kraftwerkswerber im Virgental – behauptet, dass der „gute ökologische Zustand der Isel auch nach Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes gewährleistet ist“ – und stützt ihre Behauptungen auf Aussagen von Mag. Christian Moritz, Geschäftsführer der ARGE Limnologie in Innsbruck und Gutachter der Projektwerber. „Die Isel ist neben der Ötztaler Ache einer der zwei von Kraftwerkseinflüssen noch weitgehend unbeeinträchtigten, großen österreichischen Gletscherflüsse. Die Charakteristik und Dynamik der Isel bleiben unter anderem durch das Schwallausgleichsbecken auch mit dem geplanten Wasserkraftwerk erhalten“, sagt Moritz. Dass der ökologische Zustand der Isel im Projektgebiet heute nicht sehr gut sei, liege an den über lange Strecken vorhandenen Verbauungen und einer merkbaren Nährstoffbelastung. „In der Isel wird nie weniger Wasser fließen als jetzt bei natürlichem, ausgeprägtem Niederwasser, meistens wird es sogar deutlich mehr sein“, betont Moritz.

„Es stimmt, auch die Ötztaler Ache ist als Gletscherfluss derzeit noch weitgehend frei von Kraftwerkseinflüssen. Während allerdings dieser Fluss durchgängig verbaut ist, wurde der Isel nach den Hochwasserkatastrophen der 1960er-Jahre der notwendige Raum gelassen“, nimmt Thomas Haidenberger, der Osttiroler Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl 2013 Stellung zum gezogenen Vergleich. Dr. Roland Pechlaner, emeritierter Univ.-Prof. für Limnologie, plädiere daher, die Isel als Referenzfluss für zukünftige Generationen von WissenschaftlerInnen zu erhalten. Es könne sich an der Isel sogar ein florierender Wissenschaftstourismus entwickeln. „Die Verpflichtung, natürliche Gewässerstrecken wie an der Isel im Sinne der Habitatsrichtlinie zu erhalten, treffe Österreich und Tirol im Übrigen unabhängig davon, ob die Isel als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen wird oder nicht“, weist zudem Grünen-Bezirkssprecher Dr. Sepp Brugger auf die Judikatur des EUGH hin.

Dr. Sepp Brugger (links) und Thomas Haidenberger (Mitte) von den Osttiroler Grünen glauben, dass das Kraftwerksprojekt an der Isel im Virgental nicht realisierbar ist.

Dr. Sepp Brugger (links) und Thomas Haidenberger (Mitte) von den Osttiroler Grünen glauben, dass das Kraftwerksprojekt an der Isel im Virgental nicht realisierbar ist.

Am Sonntag, 3. Juni 2012, laden verschiedene Umweltschutzgruppen zu einem „Fest für die Isel“ in den Bereich der neu gestalteten Iselaufweitung im Gemeindegebiet von Oberlienz. Das Flussbauamt gestaltete diesen Erholungsraum an der Isel neu. Ab 14.00 Uhr gibt es Informationen über das Projekt des Flussbauamtes, das die ökologischen Bedingungen an diesem Flussabschnitt und auch den Hochwasserschutz verbessert. Der Verein Slot-Slackline Osttirol wird Performances bieten, beim Kajak-Club kann man im Rahmen des Festes schnuppern.

Text: Redaktion, Fotos: Brunner Images, Altenweisl

31. Mai 2012 um