APG-Leitungstrupp: Voller Einsatz in luftigen Höhen

Der APG-Leitungstrupp Lienz ist für die Überprüfung, Wartung und Instandhaltung der Masten zuständig. Wir begleiteten die Männer bei einer Begeh-Inspektion im Tauerntal.

Starker Wind, Regen, Schnee, massive Sonneneinstrahlung – die Starkstrom-Spezialisten des APG-Leitungstrupps Lienz sind für die Überprüfung, Wartung und Instandhaltung von rund 1.700 Strommasten zuständig. Als „Felbertauern-Leitung“ wird die 380-kV-Leitung der Austrian Power Grid, die vom Umspannwerk Lienz über den Tauern in das Umspannwerk Kaprun (Salzburg) führt, landläufig bezeichnet. Das 6-köpfige Team des Leitungstrupps Lienz führt derzeit an dieser  Starkstromleitung eine so genannte „Begeh-Inspektion“ durch. „Einige unserer Masten – z.B. jener bei der St. Pöltner Hütte – stehen auf über 2.500 Metern Seehöhe. Wenn es notwendig ist, steigen wir auf die 50 bis 80 Meter hohen Masten, um Beschädigungen auf Isolatoren und Seilen zu reparieren“, erzählt Toni Angermann, der stellvertretende Leiter des APG-Leitungstrupps Lienz. Gemeinsam mit seinem Chef, Bernhard Zojer, ist er für die Wartung von rund 1.700 Strommasten – von Oberkärnten (Möll-, Gail- und Oberes Drautal) über Osttirol bis in den Pinzgau und Pongau – zuständig.

 

v.l.n.r.: Elias Schneeberger, Bernhard Zojer, Toni Angermann

 

Zwei Mal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – werden sämtliche Masten kontrolliert und festgestellte Mängel behoben. „So lange es sicherheitstechnisch vertretbar ist, arbeiten wir bei jedem Wetter. Starker Wind oder meterhoher Schnee sind keine Seltenheit. Wir steigen oft auch zu Fuß auf und sind im Winter manchmal mit Skiausrüstung unterwegs. Wenn schweres Werkzeug oder Material benötigt wird, kommt ein Hubschrauber zum Einsatz“, erzählt Toni. Eine wetterfeste Schutzausrüstung mit Helm und Klettergurt sei natürlich ebenso selbstverständlich wie die Richtlinie, nie allein unterwegs zu sein. „Teamarbeit ist bei unseren Einsätzen mit schwerem Werkzeug in bis zu 80 Metern Höhe essentiell. Ein Fehler gefährdet nicht nur dich selbst, sondern auch den Kollegen. Wir müssen uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen können“, betont Toni Angermann. Schon sein Vater war einst beim Verbund als Leitungsfacharbeiter tätig. „Als kleiner Bub bewunderte ich seinen Mut. Wir wohnten in unmittelbarer Nähe des Umspannwerkes, und es hatte für mich immer etwas Abenteuerliches, wenn er mit der Schutzausrüstung in den Hubschrauber stieg, um für Arbeiten an den hohen Masten ins Gebirge zu fliegen“, erinnert sich Toni zurück.

 

Für den „Job“ als Leitungsfacharbeiter bei der APG ist eine technische Ausbildung, z.B. die Doppellehre Elektro- und Metalltechniker, Voraussetzung. Darüber hinaus sind körperliche Fitness sowie die Fähigkeit, auf erhöhten Standorten und im Team arbeiten zu können, unabdingbar. Als staatlich ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb nimmt die APG österreichweit jährlich bis zu acht Lehrlinge (Elektro- und Metalltechniker) auf.

 

Später bewarb sich Toni Angermann als Lehrling beim Verbund und wurde nach bestandener Aufnahmeprüfung in Wien in dreieinhalb Jahren zum Starkstrommonteur ausgebildet. In einer zweijährigen Wochenendausbildung absolvierte er später die Werkmeisterschule in Klagenfurt. „Im Rahmen zahlreicher weiterer Ausbildungen habe ich viel über das sichere Arbeiten auf Hochspannungsleitungen gelernt. Erfahrung ist in diesem Job wichtig, zur Routine darf die Arbeit aber nie werden. Man muss immer sehr konzentriert sein, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten“, so der Leitungsfacharbeiter. In dasselbe Horn stößt auch Bernhard Zojer, der Leiter des APG-Leitungstrupps Lienz: „Sicherheit ist bei unserer Arbeit das Allerwichtigste. Je nachdem, um welche Art von Tätigkeit es sich handelt, wird die betroffene Stromleitung abgeschaltet. Das dann entstehende Zeitfenster nützen unsere Leitungsfacharbeiter für Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten bzw. für Armaturen- und Klemmenkontrollen.“

 

Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.500 Kilometern und wird von rund 450 Spezialistinnen und Spezialisten in Betrieb und in Stand gehalten.

 

Neben der Koordination der Aufgaben am Leitungsnetz nennt Zojer den Anrainer-, Grundbesitzer- und Behördendialog als sein Haupttätigkeitsfeld. Die 380-kV-Leitung über den Tauern sei, wie er meint, eine wichtige Verbindung zwischen den Wasserkraftwerken im Westen (Kaprun und Zillertal) und den Verbrauchszentren im Süden. „Gleichzeitig leistet die Felbertauern-Leitung als Teil des überregionalen APG-Sicherheitsringes auch einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in ganz Österreich. Durch die ringförmige Anordnung des Höchstspannungsnetzes ist eine leistungsfähige Stromversorgung der Ballungszentren jeweils von zwei Seiten möglich.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: APG/Martin Lugger

04. November 2017 um