Felbertauernstraße: Sicherheit hat Vorrang

Ein großes Bau- und Erhaltungsprogramm entlang der Felbertauernstraße und im Tunnel soll ein Höchstmaß an Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer gewährleisten.

2016 war in der mittlerweile 50-jährigen Geschichte der Felbertauernstraße ein Rekordjahr. Rd. 1,4 Millionen Fahrzeuge frequentierten die hochalpine Passstraße und sicherten der in den Vorjahren durch den gigantischen Felssturz und seine Folgen schwer geprüften Straßengesellschaft wirtschaftlich ein sehr gutes Ergebnis. Wie Mag. Karl Poppeller informiert, wird man auch 2017, wenn nichts Unvorhersehbares eintritt, mit einem zufriedenstellenden Ergebnis abschließen können. Der Felbertauernstraße-Vorstand berichtet von einem umfangreichen Bau- und Erhaltungsprogramm entlang der Straße und im Tunnel, mit dem Ziel, auf potenzielle Gefahrenquellen rechtzeitig zu reagieren und ein Höchstmaß an Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

 

Mit den Feierlichkeiten und vielfältigen Aktivitäten zum 50-Jahr-Jubiläum zeigt sich Mag. Karl Poppeller sehr zufrieden.

 

„Höhepunkt im heurigen Jubiläumsjahr war sicherlich der Festakt am 17. Juni 2017 mit vielen Besuchern und einer gelungenen Oldtimer-Parade. Bestens ist auch die Umsetzung des Marketing-Paketes für 2017 inklusive einer hochkarätig besetzten Pressereise mit über 20 internationalen Journalisten geglückt. Was jetzt noch ansteht, sind Werbemaßnahmen für den Winter 2017/2018.“ Hinsichtlich der Frequenzzahlen fasst der Felbertauernstraße-Vorstand die bisherige Entwicklung für 2017 wie folgt zusammen: „Wir hatten Monate mit Zuwächsen im zweistelligen Bereich im Vergleich zu 2016, aber auch Phasen mit einem Minus, wie etwa im heuer sehr verregneten August. Insgesamt dürfte sich, wenn die kommenden Monate entsprechend ausfallen, ein gutes Ergebnis für 2017 ausgehen.“ Dies sei, so Mag. Poppeller auch notwendig, schließlich müsse man noch Verlustvorträge aus den Vorjahren, bedingt durch den Felssturz und seine Folgen, abbauen. Erfreuliche Steigerungen gab es im privaten PKW-Verkehr, während der Sektor Busse stagniert. Aufgrund des allgemeinen Wirtschaftsaufschwungs verzeichnet man ein kleines LKW-Plus. Der LKW-Kategorie sind auch die Pritschenwagen der Osttiroler und Pinzgauer Handwerksbetriebe zuzuordnen.

 

Auf die kalte Jahreszeit ist man von Seiten der Felbertauernstraße AG gut vorbereitet.

 

Die notwendigen Maßnahmen entlang der Zulaufstrecken zum Felbertauerntunnel, die man jedes Jahr rechtzeitig vor Wintereintritt vornimmt, werden Schritt für Schritt abgearbeitet. Der Fuhrpark befindet sich auf einem modernen Stand. Ausreichende Mengen an Streusplitt und Streusalz sind eingelagert. „Der Winterdienstplan steht, die Winterdienstbesprechung fand Anfang Oktober statt. Auf Basis des hohen Engagements und Winterdienstwissens unserer Mitarbeiter wird eine hohe Qualität und Winterverfügbarkeit der Felbertauernstraße auch in den kommenden Monaten gewährleistet sein“, so der Vorstand.

Bereits seit 2015 findet das reguläre Bau- und Erhaltungsprogramm der Straßengesellschaft wieder seine Fortsetzung. Die durch hochalpines Gelände führende Verkehrsverbindung weist insgesamt 66 Brückenbauwerke mit 2,151 Kilometern Länge, 30 Galerien mit einer Gesamtlänge von 5,4 Kilometern und vier Tunnels mit in Summe 5,6 Kilometern Länge auf. 35 Prozent der Straße verlaufen unter oder auf einem Kunstbauwerk. Kunstbauten, die zum Teil aus der Bauzeit der Straße stammen, sind zu sanieren oder durch neue zu ersetzen. Außerdem müssen Schutzbauwerke infolge gestiegener Sicherheitsansprüche und neuer Normen an die massiv veränderten Anforderungen angepasst werden. Diese resultieren u.a. aus einer kontinuierlichen Verschiebung der Permafrostgrenze und einer stärkeren Erosion in den Hangzonen oberhalb der Straße sowie aus einer Häufung von Niederschlagsereignissen, wie man sie in dieser Form bisher nicht kannte. Moderne EDV-Programme ermöglichen wesentlich exaktere Lawinen- und Steinschlagsimulationen als in früheren Zeiten. Mag. Poppeller: „Daraus können wir zusätzliche Erkenntnisse gewinnen und potenziell neue Gefahren wahrnehmen.“ Im Vorjahr wurde die aus den 70er-Jahren stammende „Holztal-Galerie“ durch einen Neubau ersetzt sowie ein Paket an sicherheitstechnischen Maßnahmen entlang und oberhalb der Straße realisiert. Entlang des neuen Straßenabschnittes „Schildalm“ musste eine Vielzahl an Aufgaben, darunter Begrünungen, Rekultivierungen, Oberflächenwasserableitungen und -durchlässe, abgearbeitet und, entsprechend den Auflagen des Naturschutzes, rd. 13.000 Pflanzen gesetzt werden.

Neubau der Raneburg-Galerie

Seit heuer laufen die Arbeiten im Bereich der 640 Meter langen, 50 Jahre alten Raneburg-Galerie, die in vier Etappen bis zum Jahr 2020 neu errichtet wird. 2017 stehen notwendige Erdarbeiten an, um mit den eigentlichen Hauptbaumaßnahmen im Frühjahr 2018 beginnen zu können. Bereits umgesetzt ist ein Lawinenlenkdamm oberhalb der Galerie, an einer Baustraße talseitig zur Galerie wird derzeit gearbeitet. Über diese soll im Zuge der schrittweisen Abtragung und Erneuerung der Galerie ab 2018 teilweise auch der Verkehr geführt werden. „Wichtig ist“, so der Felbertauern-Vorstand, „dass während der Bauphase die Lawinensicherheit gewahrt bleibt. Die bergseitige Wand der Galerie wollen wir erhalten. Sie wird in die neue Galerie, die im Sommer 2020 fertiggestellt sein soll, integriert. Der Kunstbau wird auf ein 150-jähriges Ereignis ausgerichtet sein und die enorme Menge von 44.000 Tonnen Baumaterial erfordern. 9.000 Kubikmeter Beton und 950 Tonnen Stahl werden in das moderne Kunstbauwerk einfließen und deutlich mehr Stützen als bisher für zusätzliche Stabilität sorgen.“

 

Die 50 Jahre alte Raneburg-Galerie wird in vier Etappen bis 2020 neu errichtet – ein Lawinenlenkdamm oberhalb der Galerie ist bereits fertiggestellt, an der Baustraße unterhalb der Galerie wird derzeit gearbeitet.

 

Verlängerung der Voralm-Galerie

Bereits in Angriff genommen wurde das Projekt „Voralm-Galerie“ im Bereich der Nordzufahrt zum Felbertauerntunnel. „Bei den notwendigen Baumaßnahmen, die wir im Sommer 2017 gestartet haben, liegen wir im Plan“, informiert Poppeller. Noch heuer wird die Galerieverlängerung in Richtung Norden (Mittersill) in einem Ausmaß von 120 Metern abgeschlossen, jene mit einem Ausmaß von zusätzlich 50 Metern Richtung Süden und inklusive einem bergseitigen Schutzdamm bis zum Sommer 2018 umgesetzt sein.

 

Aktuelle Arbeiten an der Voralm-Galerie auf der Nordseite

 

Weitere Investitionen in die Sicherheit

Ebenfalls auf der Nordseite stehen 2017 umfangreiche Schutzmaßnahmen gegen Steinschlag im Freilandbereich auf dem Programm. In Summe handelt es sich um knapp 320 Laufmeter Steinschlagschutznetze, davon und 160 Laufmeter, die die Nordseite betreffen. Aktuell führt das damit beauftragte Unternehmen die erforderlichen Ankerbohrungen durch.

 

 

Bei der Petersbach-Brücke wurden nach einem Murenabgang im August dieses Jahres Sanierungsmaßnahmen notwendig.

Mit aktuellen Sanierungsarbeiten im Bereich der „Petersbach-Brücke“ verbindet Felbertauernstraße AG-Vorstand Mag. Karl Poppeller glückliche Umstände, die beim Murenabgang im August 2017 Schlimmeres verhindert hätten: „Es war ein Riesenglück, dass das schwedische Ehepaar, dessen Auto von der Mure erfasst wurde, sich noch in letzter Sekunde in einen sicheren Bereich retten konnte. Wir sind sehr froh, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind!“ Die Brücke sei, so Mag. Poppeller, durch den Murenabgang erheblich beschädigt worden. Insgesamt werden nun rund 200.000 Euro aufgewendet, um für künftige Hochwasserereignisse gerüstet zu sein. Dahingehend zielt auch ein Projekt der Wildbach- und Lawinenverbauung rund um den Peters-, Zlehm- und Steinerbach ab, an dem sich die Felbertauernstraße AG beteiligt.

Sanierungsarbeiten im Felbertauerntunnel

Für die Ausführung von Erneuerungsarbeiten im Felbertauerntunnel waren zuletzt zeitweilige Nachtsperren notwendig. In insgesamt acht Nächten (vom 9. bis 20. Oktober 2017) konnten von den fünf Kilometern Fahrstreifenlänge insgesamt 2.550 Meter mit einer neuen Deckschicht versehen werden. Dafür wurden rd. 4 Zentimeter Asphalt abgefräst und nach Reinigung mittels Hochdruckwasserstrahlen wieder ein neuer 4 Zentimeter starker Asphaltbelag aufgebracht. Somit präsentiert sich die Straße durch den Tunnel in den Tunnelaußenvierteln sowie der gesamte Vorportalbereich im Süden inklusive Mautplatz als so gut wie neu.

 

Die Belagssanierungsarbeiten im Tunnel und am Tunnelvorplatz erfolgten in den Nachtstunden vom 9. bis zum 20. Oktober 2017.

 

„Die Belagssanierung der Tunnelinnenviertel erfolgt dann im Herbst 2018“, blickt der Vorstand der Felbertauernstraße AG ins nächste Jahr. Bereits vorher – bis Dezember 2017/Jänner 2018 – steht eine Modernisierung des Beleuchtungssystems im Tunnel auf dem Bauplan der Straßengesellschaft. Die alten Natriumhochdruckdampf-Lampen werden durch LED-Leuchten ersetzt. „Wir erwarten uns daraus einerseits eine Energiekostenreduktion und andererseits auch ein, den Richtlinien angepasstes, angenehmes und gleichmäßigeres Licht im Tunnel. Gegenüber dem Jetzt-Stand kann man von einer um das Dreifache erhöhten Helligkeit ausgehen.“

 

Im Felbertauern-Tunnel stehen Arbeiten für eine neue LED-Beleuchtung auf dem Programm.

 

Modernes Tunnelprozessleitsystem

Last but not least investiert die Felbertauernstraße AG aktuell auch in ein neues Tunnelprozessleitsystem. Mag. Poppeller dazu: „Betriebssysteme ändern sich, Rechner haben nur eine gewisse Lebensdauer. Aus diesem Grund installieren wir ein neues EDV-System, während parallel dazu das bestehende weiterläuft. Am Tag X, wenn alles funktioniert, vermutlich in einigen Wochen, wird die endgültige Umstellung erfolgen. Das Tunnelprozessleitsystem schließt alle im Tunnel befindlichen Anlagen ein. D.h. damit werden die Ampelanlagen, Beleuchtung & Lüftung, die Ein- und Ausfahrten, aber etwa auch die Brandmeldeanlagen automatisch überwacht und gesteuert. Wird z.B. eine Notrufnische geöffnet, setzen sich automatisch Brandschutzprogramme in Gang. Alle sicherheits- und betriebsrelevanten Daten laufen in unserer rund um die Uhr besetzten Tunnelzentrale im Betriebsgebäude beim Südportal zusammen.”

 

Seit Eröffnung der Straße nimmt die Tunnelzentrale eine wichtige Überwachungs- und Kontrollfunktion ein.

 

Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: Brunner Images, Martin Lugger, Osttirol Journal

03. November 2017 um