Der Gitarrenbauer vom Antholzertal

Von Südtirol bis Amerika, von Australien bis Japan – die von Rudolf Bachmann gebauten Gitarren werden von Musikern weltweit geschätzt – und genauso sein „Tonholz“.

Vor 28 Jahren hat Rudolf Bachmann seinen Beruf als Kunstschmied an den Nagel gehängt. „Durch Zufall bin ich damals auf eine halbfertige Gitarre gestoßen. Ich war davon so fasziniert, dass ich schon am nächsten Tag begann, selbst an einer Gitarre in der kleinen Werkstatt meines Vaters zu bauen“,  erinnert sich der heute 54-Jährige an die Anfänge seiner Leidenschaft für den Instrumentenbau zurück. Als Gründer und Ziehharmonika-Spieler bei den „Rieserfernern“ war Rudolf der Musik schon vorher sehr verbunden. Vater und Großvater hatten einst mit Holz gearbeitet, und auch seine beiden Brüder
schlugen als Bildhauer eine künstlerische Laufbahn ein. Die Kreativität wurde dem Südtiroler also sprichwörtlich in die Wiege gelegt.

1993 machte sich Rudolf Bachmann selbstständig. Vier Jahre später hatte er bereits seinen ersten Auftritt auf der renommierten Frankfurter Musikmesse. Inzwischen fertigt er acht bis zehn Gitarren pro Jahr und verkauft sie an Spitzenmusiker oder an Sammler und Liebhaber. „Die Stars der Musikszene setzen auf Instrumente, die sich von der Masse abheben. Nicht nur deshalb nehme ich
auch ein ehrliches, kritisches Feedback meiner Kunden immer gerne an. Nur aus der Reflexion heraus ist Weiterentwicklung möglich“, sagt er.

Viele seiner Kunden kommen persönlich ins Antholzertal und besprechen mit dem Instrumentenbauer ihre Wünsche vor Ort. „Ein Thema sind z.B. individuelle Klangvorstellungen, aber auch die jeweilige Spielweise, die Form des Gitarrenhalses oder jene des Griffbrettes. Gemeinsam suchen wir das Holz aus, das am besten geeignet ist und das meine Kunden auch optisch anspricht“, berichtet Rudolf. Das Holzlager bezeichnet er als „Herzstück“ seines Betriebes. „Als ich mit dem Gitarrenbau startete, wurde
mir rasch klar, dass ein makelloses Klangholz die wichtigste Basis für ein wohlklingendes Instrument ist. Deshalb begab ich mich auf die Suche nach geeignetem Holz, durchforstete die Wälder der Region und tauschte mich mit Waldarbeitern, Bauern und Förstern auch über allgemeine Themen rund um den Werkstoff Holz aus.“

Im Laufe der Jahre reifte der Mittertaler so nicht nur zum geschickten und erfolgreichen Gitarrenbauer, sondern auch zum Tonholzexperten heran. Heute ist jedes Stück Holz im Lager von „Bachmann Guitars & Tonewood“ nummeriert. Etwa 40.000 Kubikmeter Holz begutachtet Rudolf
jedes Jahr. „Auf Basis der jeweiligen Nummer kann ich nicht nur das Jahr, in dem der jeweilige Baum geschlägert wurde, erkennen, sondern auch, aus welchem Waldgebiet das Holz stammt“, erklärt er.

Vertreter der bekannten US-amerikanischen Gitarrenbauer Martin und Taylor schätzen das Tonholz aus dem Antholzertal ebenso wie italienische und französische Geigenbauer.

Für die Decken seiner Gitarren verwendet Rudolf Bachmann heimisches Fichtenholz, die Böden, die dreidimensional gebogen sind, fertigt er aus europäischen Hölzern, wie etwa Ahorn oder Nussbaum aus Bosnien. 150 bis 180 Arbeitsstunden stecken in etwa in einer „Bachmann Guitar“, bis das fertige Instrument an den Kunden übergeben werden kann. „Musiker legen großen Wert darauf, dass eine
Gitarre angenehm und leicht zu spielen ist. Der Klang sollte ausgeglichen sein, also ein breites Spektrum von hohen Tönen bis zum Bass abdecken. Wichtig ist auch, dass die Saiten ausgeglichen klingen, und natürlich spielt bei vielen auch die Optik eine gewisse Rolle.“

Vom Volksmusikanten bis zum Pop-Musiker, vom Fingerstyle-Virtuosen bis zum Jazzmusiker – Rudolf
Bachmanns Gitarren sind weltweit gefragt. Bei Konzerten von Hubert von Goisern oder den Ausseer Hardbradlern kommen die einzigartigen Instrumente ebenso zum Einsatz wie bei großen Musik-Events in Kanada, Japan oder Australien. „Ich habe es bis heute nie bereut, dass ich meinen erlernten Beruf vor 28 Jahren an den Nagel gehängt habe“, so der Südtiroler. „Ich wollte schon immer mit Holz arbeiten und meine Kreativität an diesem Werkstoff ausleben. Auch wenn es im Laufe der Jahre so manchen Rückschlag gegeben hat, die Entscheidung für den Instrumentenbau und die Spezialisierung
auf den Bereich Tonholz war die richtige. Meine Erfahrung ist es, dass sich, wenn man an sich glaubt, seinen Träumen folgt und mit vollem Einsatz an deren Realisierung arbeitet, letztendlich auch der
Erfolg einstellt.“

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal/David Hotzler

17. April 2017 um