ÖGB: Arbeitslosigkeit und Digitalisierung im Fokus

Die Rekordarbeitslosigkeit, den Zustrom von Flüchtlingen und die Digitalisierung stellte ÖGB-Präsident Erich Foglar in den Blickpunkt eines Pressegesprächs in Lienz.

ÖGB-Präsident Erich Foglar besuchte im Rahmen seiner Regionaltour auch Osttiroler Betriebe – wie z.B. die Falkensteiner Brauerei –  und lud gemeinsam mit Otto Leist, Regionalvorsitzender von Tirol, und Willi Lackner, Regionalvorsitzender des Bezirkes Lienz, Freitagnachmittag zu einem Pressegespräch. „Mit 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmern starten wir heute wieder die Gewerkschaftsschule im Bezirk. Erstmals ist auch ein Asylwerber – er stammt aus Syrien – mit dabei. Ich finde, dass das eine gute Gelegenheit ist, den Bereich Integration zu thematisieren, und er wird uns auch über die aktuelle Lage in Syrien berichten“, so Willi Lackner einleitend.

„Am österreichischen Arbeitsmarkt herrscht derzeit Rekordarbeitslosigkeit und gleichzeitig Rekordbeschäftigung. Gründe für diese paradoxe Situation sind, dass es einen Zustrom von Arbeitskräften gibt und dass wir durch die vielen Teilzeitbeschäftigten eine Arbeitszeitverkürzung und eine Stagnation des Arbeitsvolumens erleben“, erklärte Erich Foglar. Das Wirtschaftswachstum sei zu schwach, um mehr Beschäftigung zu schaffen. „Es strömen immer mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. Es handelt sich um Arbeitskräften aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten, und es gibt auch immer mehr AsylwerberInnen, die zu Asylberechtigten werden“, so der ÖGB-Präsident. Er betonte, dass vor allem über Arbeit Integration stattfinden könne. „Die Asylverfahren müssen beschleunigt werden, um Klarheit zu schaffen. Die Defizite bei Sprache und Ausbildung müssen ausgeglichen werden. Auch die so genannten Werte-Kurse finden wir wichtig für die Integration“, sagte Erich Foglar.

Ein weiteres großes Problem sei die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt. Viele Studien kämen zum Ergebnis, dass es dadurch in Zukunft zu einem Stagnieren oder sogar Sinken des Arbeitsvolumens kommen werde. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle vom digitalen Wandel gleichermaßen profitieren. Die große Frage ist: Wie schaffen wir es, dass wir in Österreich nicht den Anschluss an die Digitalisierung verlieren. Das betrifft nicht nur den ländlichen Raum, sondern auch die Großstädte“, so Foglar. Neue Arbeitsformen – Stichwort Crowdworking – müssten sowohl auf Bundes- wie auch auf EU-Ebene fair reguliert werden, fordert der ÖGB. „Die Arbeitsverträge verändern sich eklatant. Es stellt sich immer mehr die Frage nach der Finanzierbarkeit unseres  Sozialsystems. Derzeit beruht diese Finanzierung noch auf vertraglich geregelten Arbeitsverhältnissen. Wenn sich diese verändern, müssen auch neue Finanzierungsquellen gefunden werden. Ein Möglichkeit ist die Entlastung des Faktors Arbeit und eine Orientierung der Beiträge an der Wertschöpfung“, schlägt Präsident Erich Foglar vor.

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute/Mühlburger

17. September 2016 um