Schlipfkrapfen aus St. Veit im Defereggental erobern Österreich

Wenn man in einem Wiener Restaurant Osttiroler Schlipfkrapfen bestellt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie aus den Händen von Lydia Nöckler und Nicole Ortner stammen.

Geröstete Schlipfkrapfen als Beilage zum Steak? Ja, das gibt es. Wiener Spitzenköche sind sehr kreativ, wenn es darum geht, die Osttiroler Spezialität aus Nudelteig und Kartoffelfülle in ihre Speisekarte zu integrieren. „Mittlerweile bieten rd. 20 namhafte Restaurants und Lokale in Wien unsere ,Schlipfis‘ an. Demnächst sollten sie auch in Innsbruck und Graz erhältlich sein“, sagt Lydia Nöckler stolz. Vor etwa fünf Jahren hat sich die St. Veiterin mit ihrer Firma „Gaumenschmaus – Schlipfkrapfen aus dem Defereggental“ selbstständig gemacht und produziert seitdem für Restaurants und Gasthöfe in ganz Osttirol, in Nordtirol und in Wien. Die typische Osttiroler Spezialität kann man im Vincena in Lavant ebenso wie im Braugasthof Falkenstein in Lienz oder in bekannten Lokalitäten in der Bundeshauptstadt (u.a. im Café Museum, in Landtmann’s Jausen Station, im Café Engländer, im Statt-Beisl, im Hotel Le Méridien oder im Steigenberger Hotel Herrenhof) genießen.

 

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Für den österreichweiten Vertrieb zeichnet Edwin Baroian verantwortlich. Der Wiener lernte die Leibspeise vieler OsttirolerInnen über seine aus St. Veit stammende Freundin Viktoria Prast kennen und war von dem Gaumenschmaus sofort begeistert. „Bei einem Kaffee hat mir Edwin von seiner Idee erzählt, die Schlipfkrapfen in Wien an den Mann/die Frau zu bringen“, erinnert sich Lydia Nöckler an die Anfänge der Zusammenarbeit mit der zwischenzeitlich von Edwin Baroian und Viktoria Prast gegründeten Firma „schlipf&co“ zurück. Die Schlipfkrapfen sind in der Bundeshauptstadt überraschend gut angekommen, wobei auch die Mundpropaganda ihr Übriges tat.

 

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„Es handelt sich um ein einfaches, hochwertiges und gesundes Gericht, das eigentlich jeder mag. Auch Gourmets schätzen die Osttiroler Köstlichkeit, und nicht zuletzt kommt uns auch der vegane Ernährungstrend sehr entgegen“, so Lydia. Wenn ihre Freundin Nicole um 9.00 Uhr in der  „Schlipfkrapfen- Manufaktur“ eintrifft, hat Lydia Nöckler schon vieles vorbereitet. Der Nudelteig sowie die Fülle aus Kartoffeln, Zwiebeln, Butter und Gewürzen stehen bereit, wenn sich die beiden St. Veiterinnen an die Fertigstellung der „Schlipfis“ machen. „Wir geben die Fülle auf die kleinen Teigblätter und schließen die Schlipfkrapfen mit einer eigenen Technik und unter Zuhilfenahme zweier Finger“, erklärt Lydia den Vorgang, der in Osttirol hinlänglich als „Pitschen“ bekannt ist.

 

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Für die vegane Variante des kulinarischen Aushängeschilds aus dem Bezirk Lienz lässt Lydia beim Nudelteig einfach das Ei weg und ersetzt die Butter in der Fülle durch Rapsöl. „Mein Vertriebspartner in Wien berichtet mir immer wieder, dass die Schlipfkrapfen für Veganer ein Festessen seien. Geschmacklich besteht zu der mit Butter und Ei hergestellten Variante kaum ein Unterschied.“ Um die Haltbarkeit und Qualität ihrer handgemachten Produkte gewährleisten zu können, werden die bei Lydia Nöckler zu Hause hergestellten Schlipfkrapfen tiefgefroren und mit einem Kühltransporter an die Abnehmer geliefert. „Ein Transport nach Wien umfasst einige tausend Schlipfkrapfen“, berichtet die findige Unternehmerin. „Ich liefere manchmal auch selbst aus. Produktion und Zustellung laufen in meiner kleinen Firma nach einem streng strukturierten Plan ab. Wenn Not am Mann ist und die Schlipfkrapfen-Reserven eines Kunden erschöpft sind, stelle ich auch am Wochenende zu!“

 

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Produktion und Zustellung, Organisation und Buchhaltung summieren sich nicht selten zu einem Arbeitsaufwand von 60 Stunden in der Woche. „Dies bedeutet manchmal auch Stress“, schmunzelt Lydia. „Nachdem ich aber mit den Schlipfkrapfen etwas Nicht-Alltägliches produziere, das den Leuten schmeckt und Freude macht, starte ich eigentlich immer sehr motiviert in meine Arbeit. Und außerdem haben meine Freundin Nicole und ich beim ,Pitschen‘ meistens sehr viel Spaß“, meint sie abschließend.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/David Hotzler

18. Juni 2016 um