Bodenseer: „Jahr wie 2015 darf nicht mehr passieren!“

Kritik an der Bundesregierung, aber viel Lob für die Tiroler Wirtschaft und Unternehmen gab es beim traditionellen Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer in Lienz.

Im Vorfeld des traditionellen Neujahrsempfangs der Wirtschaftskammer luden Präsident Dr. Jürgen Bodenseer mit Direktor Mag. Horst Wallner, Bezirksobmann Michael Aichner und Bezirksstellenleiter Mag. Reinhard Lobenwein zu einem Pressegespräch, bei dem sie Bilanz über das abgelaufene Jahr zogen und einen Ausblick auf das neue gaben. „Die Allergen-Verordnung, die Registrierkassenpflicht, Gegenfinanzierungen zur Steuerreform und viele neue Vorschriften haben die Unternehmen stark belastet. Was die Bundesregierung hier im Jahr 2015 angestellt hat, müssen die Betriebe erst einmal verdauen. So ein Jahr darf der Bundesregierung nicht mehr passieren, sonst geht es mit dem Wirtschaftsstandort Österreich weiterhin abwärts“, so der Präsident einleitend.

Die

Die Wiltener Sängerknaben umrahmten den Neujahrsempfang in der Wirtschaftskammer mit ihren ausgezeichneten musikalischen Darbietungen.

Die Wirtschaftskammer hätte mit einigen Maßnahmen die ärgsten Giftzähne ziehen können. So stehe Tirols Wirtschaft im Vergleich zur österreichischen verhältnismäßig gut da. So betrug das reale Wirtschaftswachstum im Vorjahr in Tirol 1,3% (Österreich 0,8%), die Arbeitslosenquote 7% (Österreich 9,1%), und auch die Produktion sei in Tirol um 4% gestiegen, während in Österreich ein Minus von 1,7% zu verzeichnen war. „Erfreulich ist auch, dass es in Tirol mit 283 Insolvenzen im Jahr 2015 gegenüber dem Jahr davor mit 388 einen Rückgang von 27% gab“, so Jürgen Bodenseer.

wkoneujahrsempfanglienz2016-brugal11

Dass sich Osttirols Wirtschaft im letzten Jahrzehnt gut entwickelt und den Wandel von einer isolierten, agrarisch dominierten Randregion Tirols zu einem ausgewogen strukturierten Bezirk geschafft habe, betonte Osttirols WK-Obmann Michael Aichner. „Wir haben in Bezirk natürlich noch gewisse strukturelle Probleme. Die Bevölkerung ging von 2008 bis 2014 um 1.204 Personen zurück, die Arbeitslosigkeit ist deutlich höher als in Nordtirol. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner betrug 2014 in Tirol 41.200 Euro, in Osttirol nur 29.200 Euro“, rechnete Aichner vor. Wichtig sei, im Bezirk qualitativ hochwertige Ausbildungsmöglichkeiten und Abschlüsse anzubieten, das Bachelorstudium Mechatronik sei dabei ein wichtiger Schritt.

wkoneujahrsempfanglienz2016-brugal24

Innovative Handwerksbetriebe – wie zum Beispiel Micado in Oberlienz oder Holzbau Unterrainer in Ainet – seien die Visitenkarten des Bezirkes. Eine wesentliche Grundlage für den Erfolg und die hohe Qualität von Produkten und Dienstleistungen seien gut ausgebildete Facharbeiter. Bezirksstellenleiter Reinhard Lobenwein berichtete, dass die Beschäftigung im Bezirk laufend steige, die höhere Arbeitslosigkeit als in Nordtirol aber nur schwer in den Griff zu bekommen sei. „Im Iseltal ist die Arbeitslosenquote besonders hoch – vor allem auch bei den Frauen. Es gibt für den gesamten Bezirk nur wenige Anfragen für Betriebsansiedelungen. Wir schaffen nur etwa alle sieben Jahre eine größere Betriebsansiedelung – das sind Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern – im Bezirk“, so Lobenwein.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

20. Januar 2016 um