Tourismus und ländlicher Raum als Kernthemen

Seit vielen Jahren engagiert sich der 1961 geborene Osttiroler Gerald Hauser als Touristiker und Politiker auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene.

Beim bevorstehenden Wahlgang am 15. Oktober 2017 führt Mag. Gerald Hauser, Zweitgereihter der FPÖ-Landesliste für Tirol, als Spitzenkandidat die FPÖ-Liste in Osttirol an. Mitte September trafen wir ihn, gemeinsam mit FPÖ Tirol-Landespartei-Obmann Mag. Markus Abwerzger, in Lienz zum Interview.

Herr Hauser, Sie haben vor Kurzem die FPÖ-Bezirksliste mit zwölf Namen für die Nationalratswahlen präsentiert. Wie würden Sie Ihr Team beschreiben?

Gerald Hauser: Ich denke, es ist uns eine gute Mischung aus Sach- und Fachkompetenz, Erfahrung und jugendlicher Dynamik gelungen. Mit Polizist Anton Raggl aus Lienz, Maler- und Beschichtungstechniker Dominik Schett aus Sillian, Berufsunteroffizier Andre Wibmer aus Matrei i.O., Schlosser Markus Kilzer aus Lienz, Gesundheits- und Fitnesstrainer Matthias Müllmann aus Ainet, dem Postangestellten Tobias Joas und Lehrling Marcel Senfter, beide aus Sillian, dem Asslinger Berufsunteroffizier Eric Krautgasser, der Dölsacher Hausfrau Anna Zeiner, Landwirt ÖR Josef Blasisker und Josef Oblasser, parlamentarischer Mitarbeiter, beide aus Lienz, sind wir sehr gut aufgestellt.

Auf Ihrem Wahlprogramm sind der Tourismus und die Stärkung des ländlichen Raumes ganz oben gereiht. Warum sind Ihnen diese beiden Themen so wichtig?

Gerald Hauser: Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist mit einem BIP-Anteil von mehr als 16,1 Prozent ein wesentlicher Pfeiler der österreichischen Wirtschaft. Die Tourismuswirtschaft sichert Beschäftigung, auch in traditionell benachteiligten und wirtschaftlich schwächeren Regionen, zu denen auch der Bezirk Lienz zählt. In den letzten Jahren wurde jedoch gerade die Tourismuswirtschaft mit enormen Belastungen überhäuft. Ich möchte hier auf die Mehrwertsteuererhöhung für Nächtigungen von 10 auf 13 Prozent verweisen. Zusätzlich wurde die Grunderwerbssteuer bei Schenkungen und Betriebsübergaben angehoben und die Registrierkassenpflicht eingeführt. Die Betriebe sehen sich laufend verschärften Rauchverbotsregelungen, einer immer ausschweifenderen Bürokratie sowie Belastungen wie jenen, die z.B. aus der Allergenverordnung resultieren, ausgesetzt. Insbesondere die viel zu hohe Steuer- und Abgabenquote reduziert die Rentabilität der Betriebe deutlich! Ich trete dafür ein, die Tourismuswirtschaft nicht nur zu entlasten, sondern sie wesentlich mehr zu unterstützen, als dies heute geschieht! Als zentrale Anliegen möchte ich die Senkung der Mehrwertsteuer für Nächtigungen, die Anhebung der Höchstgrenze von 10 auf 15 Betten für Privatzimmervermieter, die Wiedereinführung der Förderungen für Landgasthäuser bzw. zum Erhalt alpiner Hütten und Wege, die Rücknahme der Abschreibungsdauer wieder von 40 auf 25 Jahre und die Erleichterung von Betriebsübergabenvorschriften nennen. Als essentiell erscheint es mir, in strukturschwachen, ländlichen Regionen Investitionen durch zins- und kostenfreie Darlehen zu ermöglichen. Es wäre längst an der Zeit, Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raumes umzusetzen und nicht nur davon zu sprechen. So müsste es etwa auch beim Finanzausgleich zu einer gerechteren Verteilung der Steuereinnahmen kommen. Hier besteht ein eindeutiges Ungleichgewicht zwischen Städten und Gemeinden!

Herr Abwerzger, nicht nur Tourismusbetriebe, auch viele Klein- und Mittelunternehmen stöhnen unter den hohen Lohnnebenkosten. Ihre Partei will dies ändern?

Markus Abwerzger: Wir haben als FPÖ ein Wirtschaftsprogramm vorlegt, zu dessen Kernpunkten, neben der Forderung nach Entbürokratisierung und Abschaffung des Kammern-Mitgliedszwanges, vor allem eine Steuerentlastung um 12 Mrd. Euro sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten gehören. Wenn sich nichts ändert, wird Österreich auch in den nächsten Jahren bei der realen Einkommensentwicklung hinter Deutschland oder der Schweiz zurückbleiben. Die Nettolöhne in der Schweiz sind bereits heute doppelt so hoch! Leistung muss sich auch bei uns wieder für alle, die im Arbeitsprozess stehen, lohnen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Auseinanderdividieren von Unternehmern, Arbeitern und Angestellten endlich aufhören muss. Die Zeit des Klassenkampfs ist vorbei, gerade bei Klein- und Mittelbetrieben geht es nur im Miteinander.

Und die Frage des Mindestlohns?

Markus Abwerzger: Eine Reform der Mindestsicherung im Sozialbereich ist ein Gebot der Fairness. Unsere Forderungen nach einem Mindestlohn von 1.500 Euro und einer Pension von mindestens 1.000 Euro bleiben aufrecht. Anspruchsvoraussetzung für den Bezug muss jedoch die österreichische Staatsbürgerschaft sein. Die Leistungen unseres Sozialsystems dürfen keinen Zuwanderungsanreiz darstellen!

Der FPÖ wird oft Populismus vorgeworfen. Was sagen Sie dazu?

Markus Abwerzger: Grundsätzlich ist Populismus für mich per se nichts Negatives. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „populus“ ab, was „Volk“ bedeutet. Wir Politiker werden durch Wahlen dazu legitimiert, im Sinne des „Volkes“, also der Bevölkerung, zu handeln. Und das sollten wir auch tun!

Entspricht nicht gerade der zuletzt oft geäußerte Vorwurf an Sebastian Kurz, ein falscher Prophet zu sein, der negativen Auslegung des Begriffes?

Markus Abwerzger: Mit „falschen Propheten“ sind all jene gemeint, die jetzt im Wahlkampf vieles versprechen, was sie schon längst als Mitglieder der Regierung hätten umsetzen können. Was mich – und in dieser Frage stehe ich nicht alleine da – besonders an Sebastian Kurz stört, ist die Tatsache, dass er ständig freiheitliche Botschaften übernimmt und sie als seine Errungenschaften verkaufen will.

Herr Hauser, abschließend noch die Frage, welchen Wahlausgang Sie erwarten? Haben Sie eine Präferenz, mit wem die FPÖ koalieren sollte?

Gerald Hauser: Das Rennen um Platz 1 bis 3 ist, wie ich glaube, derzeit noch völlig offen. Wichtig ist, dass am 15. Oktober zunächst einmal der Wähler am Wort ist und möglichst viele Menschen von ihrem Wahlrecht auch Gebrauch machen. Alles andere hängt davon ab, wie stark wir werden und mit wem wir ein Regierungsprogramm umsetzen können, das eine deutliche freiheitliche Handschrift trägt. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn uns möglichst viele OsttirolerInnen am 15. Oktober ihr Vertrauen schenken!

Danke für das Gespräch!

Text: J. Hilgartner, Foto: Osttirol Journal

 

26. September 2017 um