„Die Politik gehört in junge Hände!“

Bernhard Webhofer war bei seiner Wahl zum Bürgermeister der 860 Einwohner zählenden Gemeinde Gaimberg 2016 der jüngste direktgewählte Bürgermeister Österreichs.

Der ÖVP-Politiker stellt sich am 15.10.2017 der Wahl zum Nationalrat. Im Journal-Interview erzählt er von seinen Beweggründen, politisch tätig zu sein und darüber, was er erreichen möchte.

Wie ist es zur Kandidatur für den Nationalrat gekommen?

Durch die neue Bewegung von Sebastian Kurz werden ganz bewusst auch junge Menschen motiviert, sich aktiv politisch zu engagieren. Als ich das Angebot erhielt, als Erstgereihter die Regionalwahlkreisliste anzuführen, habe ich nicht lange gezögert. Der Rückhalt aus den Reihen der Bürgermeister im Bezirk ist sehr groß. Dies bestärkt mich darin, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Günther Platter hat kürzlich gemeint, dass er eine große Aufbruchstimmung verspüre. Teilen Sie diese Beobachtung?

Auf jeden Fall! Ich kann dies nur bestätigen. Bei meinen täglichen Begegnungen mit den Menschen vor Ort spüre ich den Mut zur Veränderung. Sebastian Kurz wirkt v.a. auf junge Menschen wie ein Zugpferd. Er gibt ihnen die Möglichkeit, sich zu engagieren. Als junger Bürgermeister behaupte ich: Politik gehört in die Hände junger Menschen!

Sie kandidieren auf der Landesliste Tirol auf Platz vier gereiht. Der Einzug ins Parlament könnte Ihnen über das Vorzugsstimmen-System gelingen?

Die Chancen für den Einzug ins Parlament sind für einen Osttiroler ÖVP-Kandidaten sicher so gut wie schon lange nicht mehr. Ob ein fixer Platz oder ein Ersatz-Platz möglich ist, wird sich am 15. Oktober zeigen. Mein Einzug ins Parlament kann nur über Vorzugsstimmen und über die Landesliste gelingen. Ich versuche natürlich, mit so vielen Menschen wie möglich in Kontakt zu treten, sie von mir zu überzeugen und ihnen auch zu erklären, wie sie mir ihre Stimme geben können. Ich sehe meine Kandidatur als Chance, aktiv für den Bezirk Lienz und unser Land einzutreten. Wenn jeder sagt, ich will nicht in die Politik, dann werden wir auch keine Gestaltungsmöglichkeit haben. Mir gefällt das Motto: „Frag nicht, was ein Land für dich tun kann, sondern frag, was du für dein Land tun kannst!“

Was beschäftigt die Menschen in Osttirol?

Osttirol ist eine periphere Region. Sichere, gute Arbeitsplätze und die Sicherung der Infrastruktur auch in kleinen Landgemeinden sind Themen, die sehr viele beschäftigen. Für viele junge Osttirolerinnen und Osttiroler ist es schwierig, die Wunschausbildung zu absolvieren oder einen Job in einem Großbetrieb zu finden. Viele müssen deshalb in die Ferne ziehen oder kommen nach ihrer Ausbildung nicht mehr in die Heimat zurück. Der Masterplan, den BM Rupprechter im Sommer vorgestellt hat und der ein wichtiger Bestandteil der ÖVP-Politik ist, zielt darauf ab, dieser Landflucht entgegen zu wirken und den ländlichen Raum zu stärken.

Welche Punkte aus dem Programm von Sebastian Kurz sind Ihnen persönlich wichtig?

Österreich ist weltweit eines der Länder mit der höchsten Steuerquote. In kaum einem anderen Land ist die Kluft zwischen Brutto- und Nettoeinkommen so groß wie bei uns. Ich halte deshalb das Grundbekenntnis, dass sich Leistung und Arbeit in unserer Gesellschaft wieder lohnen müssen, für den richtigen Zugang. Die Ankündigung von Sebastian Kurz, den Trend hin zu immer noch mehr Steuern endlich umzukehren und die Steuerquote auf unter 40% zu drücken, unterstütze ich deshalb zu hundert Prozent. Ein zweiter Punkt ist die Stärkung der Familien! Sie sind das gesellschaftliche Rückgrat unseres Landes. Neben dem Ausbau der Kinderbetreuung muss es uns deshalb ein Anliegen sein, den Familien auch finanziellen Freiraum zu geben. Zukünftig soll es für jedes Kind unter 18 Jahren einen Steuerbonus von 1.500 Euro pro Jahr geben.

Nicht nur ich als Bürgermeister habe jeden Tag mit einer unglaublichen Bürokratie zu tun, die viel Geld und auch Energie kostet, aber bei der unterm Strich zu wenig herauskommt. In Österreich gibt es z.B. 22 Sozialversicherungsträger. Sebastian Kurz steht dafür, diesen Förder- und Zuständigkeitsdschungel zu durchforsten, die Leistungen zu harmonisieren und die Zahl der Träger zu reduzieren. Die Parole „Einfach weitermachen wie bisher“ ist zu wenig, um Österreich weiter nach vorne zu bringen. Wir müssen bereit sein, auch an der Struktur etwas zu verändern. Sebastian Kurz traue ich die dafür notwendige Hartnäckigkeit und Durchsetzungskraft zu!

Viele sprechen davon, dass es am 15. Oktober um einen Richtungsentscheid geht. Sehen Sie dies auch so?

Ja. Ich denke, die Wählerinnen und Wähler können entscheiden, ob Österreich in Richtung Eigenverantwortung, Stärkung der Familie, nachhaltige Budgetentwicklung mit der notwendigen Solidarität für alle, die es brauchen, gehen soll oder in die Richtung „Ich hole mir, was mir zusteht, unabhängig von der Leistung, die ich erbringe!“

Danke für das Gespräch!

 

Text: J. Hilgartner, Foto: Mersiha Kasupovic

01. Oktober 2017 um