Lienzer Hochstein: Zehn Arbeitssitzungen bisher

Die Arbeitsgruppe des kooperativen Entwicklungsprozesses für den Hochstein berichtete bei der Gemeinderats-Sitzung am 18. Juli über den aktuellen Projektstand.

Zwei Punkte betreffend die Zukunft der Lienzer Bergbahnen standen am Dienstag, 18. Juli, auf der Tagesordnung des Gemeinderates: Bericht über den Projektstand der Arbeitsgruppe Hochstein und der Dringlichkeitsantrag der beiden FPÖ-Mandatare Josef Blasisker und Anton Raggl (betreffend Hochstein-Vollausbau und das Erstellen eines Strategiepapiers).

In der ersten Phase des vom Gemeinderat beschlossenen Entwicklungsprozesses beschäftigten sich die Betroffenen am Hochstein (Wirtschaftstreibende, Land-, Forst- und Gastwirte, Agrargemeinschaften, der Skiclub etc.) mit möglichen Zukunftsszenarien. Gesteuert wird die Gruppe vom Ausschuss für Wirtschaft und Standortentwicklung mit Obmann GR Christian Steininger. Zehn Arbeitssitzungen hat es bisher im Zweiwochen-Rhythmus gegeben, außerdem wurde eine Exkursion nach Bruneck durchgeführt. Insgesamt 23 Personen haben sich bisher beteiligt. „Uns ist gleich klar geworden, dass die Perspektive Berg zu klein ist. Die Destination und die regionale Ebene müssen ebenso einbezogen werden wie die Trends im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft“, so Oskar Januschke vom Stadtmarketing, der den Entwicklungsprozess und die Arbeitsgruppe leitet.

Die Stärken und Ressourcen des Hochsteins wurden definiert. „Die Nähe zur Stadt, die Funktion als Aussichtsberg, die unberührte Natur sowie die Landwirtschaft sind beispielsweise wichtige Stärken“, so Januschke. Wandlungsprozesse in 16 anderen Skigebieten bzw. Bergbahnen-Gesellschaften in Südtirol, Österreich, der Schweiz, Slowenien und Deutschland wurden angeschaut. In einer schon etwas älteren Umfrage sei herausgekommen, dass die Einheimischen im Winter mit 43% einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der Frequenz haben, in anderen Skigebieten liege der Anteil nur bei etwa 4%. Zu berücksichtigen sei in diesem Zusammenhang, dass Osttirol in Tirol der einzige Bezirk mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung und auch die Prognose negativ sei. Der Sommertourismus sei rückläufig, der Wintertourismus in den letzten Jahren nur leicht angestiegen. „Im Vergleich mit anderen Destinationen ist die Tourismusintensität im Lienzer Talboden insgesamt schwach, die Entwicklung der Gästebetten stark rückläufig“, so Januschke. 30 Leitprojekte zu fünf Hauptfeldern wurden definiert.

In einem zweiten Schritt wird die Arbeitsgruppe nun erweitert. „Jeder ist eingeladen, am weiteren Entwicklungsprozess mitzuarbeiten“, so Bgm. Elisabeth Blanik (SPÖ). Wie sie bedankte sich auch Vize-Bgm. Kurt Steiner (ÖVP) bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe und bei Oskar Januschke für die bisherige Arbeit. GR Josef Blasisker (FPÖ) stellte die Frage in den Raum, warum es mit dem Hochstein und mit den Lienzer Bergbahnen insgesamt so weit kommen konnte. „Bisher wurde konzeptlos gearbeitet. Erst als Bergbahnen-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Diemling im Jänner aufgrund des negativen Cash Flows Alarm geschlagen hat, kam der Stein ins Rollen. Im nächsten Winter wird es noch Normalbetrieb am Hochstein geben. Aber dann muss es ein Konzept geben. Wir arbeiten mit der Arbeitsgruppe daran, der Tourismusverband mit Kohl & Partner“, so die Bürgermeisterin.

Im zweiten Schritt des Entwicklungsprozesses werden auch die Fraktionsführungen der Gemeinderatsparteien in die Arbeitsgruppen einbezogen. Am Strategiepapier – wie es von der FPÖ gefordert wird – werde also mit Nachdruck gearbeitet. „Auch die FPÖ ist herzlich eingeladen, in der Arbeitsgruppe mitzuarbeiten. Wir von der SPÖ-Fraktion werden dem Dringlichkeitsantrag der FPÖ nicht zustimmen“, so die Bürgermeisterin. „Losgelöst von historischen und populistischen Seitenhieben wird in der Arbeitsgruppe engagiert an einer Lösung gearbeitet. Wir laden alle herzlich ein, ihre Ideen einzubringen“, so Christian Steininger (ÖVP). „In der Arbeitsgruppe gibt es Raum genug, um auf Grundlage der bisherigen Erkenntnisse und des Datenmaterials konstruktiv weiterzuarbeiten“, so Gerlinde Kieberl (Grüne) in ihrer Stellungnahme. Für den Dringlichkeitsantrag stimmten nur die beiden FPÖ-Mandatare, die ÖVP-Gemeinderäte enthielten sich der Stimme. Die Mandatare von SPÖ, Grünen und LSL stimmten dagegen.

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Martin Lugger

19. Juli 2017 um