Kritische Stimmen nach Volksbefragung

Die Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental, der WWF und die Grünen kritisieren Vorgangsweise der Projektwerber sowie der Bürgermeister vor und während der Wahl.

„Wenn man bedenkt, dass die Befragung ein halbes Jahr vorverlegt wurde, PR-Profis monatelang Virgentaler Köpfe auf ein Kraftwerk eingeschworen und die Bevölkerung mit einseitiger Meinungsmache überrannt wurde, dann ist das Ergebnis dieser Volksbefragung sicher keine Niederlage für uns“, heißt es in einer ersten Stellungnahme der Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental. Die BI-Mitglieder kritisieren, dass neben den teuren Werbemaßnahmen mit Transparenten, Postwürfen, Veranstaltungen und Umfragen die Bürgermeister beispielsweise am Recyclinghof und vor dem Supermarkt Prospekte verteilt hätten und auch bei Muttertags- und Seniorenfeiern das Kraftwerk anzupreisen versucht hätten. Diese einseitige Werbekampagne gipfelte laut Bürgerinitiative in „zweifelhaften“ Aktionen am Wahltag. „Zum Beispiel wurde nachweislich eine Frau von der Sonderwahlkommission aufgesucht und zur Wahl aufgefordert, ohne diese beantragt zu haben“, erklären die BI-Mitglieder in ihrer heutigen Aussendung. Bedenklich sei auch, in welcher Form sich die Bürgermeister zum Nationalpark, zum Tourismusverband und zur Natura-2000-Nominierung geäußert hätten. „Keine Gelegenheit wurde ausgelassen, öffentlich über die Verbände herzuziehen und diese für alle Missstände im Tal verantwortlich zu machen“, so die Stellungnahme der Bürgerinitiative weiter. Außerdem sei es unverantwortlich, jetzt sofort die Projektgesellschaft zu gründen. „Bevor weitere Schritte in die Wege geleitet werden, hoffen wir auf eine offizielle Stellungnahme des Landes Tirol.“

Mag. Christoph Litschauer, Flussexperte des Worldwide Fund For Nature (WWF), erklärte dazu heute, dass dorfinterne Abstimmungen eine Sache von Gemeinden seien und vom WWF natürlich zur Kenntnis genommen werden. „Das Ergebnis kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass das Kraftwerk ökologisch nicht genehmigungsfähig ist“, so Litschauer. Nun sei Umweltminister DI Nikolaus Berlakovich gefordert. Litschauer: „Der Umweltminister muss sich nun für einen Schutz der Isel aussprechen und der Tiroler Landesregierung erklären, dass ein Kraftwerksprojekt an einer ökologisch derart hochwertigen Fließstrecke nicht möglich ist.“

Auch Mag. Ingrid Felipe, Tiroler Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, und ihr Osttiroler Pendant, Thomas Haidenberger, sehen ihre Befürchtungen bestätigt: „Wenn die Profis von gleich zwei PR-Agenturen gegen eine Handvoll NaturschützerInnen antreten, ist ein solches Ergebnis erwartbar. Der Ausgang der Befragung spiegelt dies in seiner Deutlichkeit wider, wenngleich wir uns als Grüne über die hohe Wahlbeteiligung freuen.“ Haidenberger schließt optimistisch: „Ein Ziel ist erreicht: Das Kraftwerk wird in aller Munde bleiben und auch wir damit nicht müde werden, einen alternativen, realistischen und nachhaltigen Standpunkt anzubieten.“

Text: Redaktion, Foto: Brunner Images

18. Juni 2012 um