Kein gutes Zeugnis für Tiroler Landesregierung

Die Bürgermeister von Prägraten, Virgen und Matrei i.O. präsentierten am 4.5. eine Umfrage zum Thema Natura 2000. Bevölkerung mit Vorgehen der Landesregierung unzufrieden.

Am Freitag, 8. Mai 2015, endet die Begutachtungsfrist zum Ausweisungsvorschlag des Landes Tirol in Sachen Natura 2000-Gebiet in Osttirol. Heute, Montag, 4.5., luden die Bürgermeister der Gemeinden Prägraten, Virgen und Matrei i.O. zum Pressegespräch, um die Ergebnisse einer von der Gemeinde Virgen beauftragten Umfrage vorzustellen. Im April 2015 hatte das Linzer Meinungsforschungsinstitut Market 300 Personen in den drei Gemeinden telefonisch befragt, um unter anderem etwa den Informationsstand in Sachen Natura 2000, die Zufriedenheit mit der Vorgehensweise der Landesregierung oder befürchtete Auswirkungen des geplanten Naturschutzgebietes zu eruieren.

Die Ergebnisse der Befragung stellen der Tiroler Landesregierung kein gutes Zeugnis aus: Die betroffene Bevölkerung äußert darin ganz klar ihre Unzufriedenheit mit der Natura 2000-Politik in Innsbruck, 45 % sind gar nicht und 27 % weniger zufrieden. Mehr als zwei Drittel halten das Naturschutzgebiet „Gletscherflüsse“ überhaupt für ungerechtfertigt, drei Viertel der Befragten rechnen bei Realisierung mit Verschlechterungen für die Region. Bürokratische Hürden und Einschränkungen in der Landwirtschaft werden diesbezüglich am häufigsten genannt. Interessant ist auch, dass der Informationsstand in der direkt betroffenen Bevölkerung ein beinahe durchgängiger ist: In allen befragten Altersklassen (ab 18 Jahren, von 18 bis 29 Jahren, von 30 bis 49 Jahren und 50 Jahre und älter) wussten weit mehr als 90 Prozent sehr gut über die Thematik Bescheid und dies trotz der mangelhaften Informationspolitik der Landesregierung. 82,6 Prozent bezeichneten die Informationsbemühungen des Landes und die Einbindung der Bevölkerung in den Natura 2000-Prozess als unzureichend. Dass nur Teile des Kalserbaches ausgewiesen wurden, obwohl dort sehr viele Tamarisken vorkommen, beurteilten 77,8 Prozent der Befragten als nicht gerecht. Mehr als 70 Prozent erklärten, dass sie in die Beschlussfassung miteingebunden werden möchten.

Wie gespannt das Verhältnis der Bevölkerung des hinteren Iseltales zur schwarz-grünen Landesregierung in Innsbruck ist, wurde schließlich auch in der Beantwortung der Frage deutlich, ob die betroffenen Gemeinden Maßnahmen gegen die Natura 2000-Ausweisung und das Naturschutzgebiet einleiten sollten und zwar dort, wo es von der EU nicht verlangt wird. Knapp drei Viertel halten Gegenmaßnahmen für notwendig. 50 % traten für Volksbefragungen, 30 % für Klagen, Anrufung der Rechnungs- und Gerichtshöfe und 23 % für diverse Protestaktionen ein.

Die Bürgermeister von Prägraten, Virgen und Matrei i.O. wollen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, sollte es zu ungerechtfertigten Ausweisungen kommen. Wie heute bekannt wurde, wurden zahlreiche Einsprüche gegen die geplante Gebietsausweisung für Natura 2000 in Osttirol eingereicht.

Für Osttirol heute war Harald Kraner beim Pressegespräch vor Ort. Hier die Market-Umfrage für alle Interessierten im Detail als Download

04. Mai 2015 um