Schlagabtausch rund um Natura 2000 geht weiter

LA DI Kuenz (VP) schießt in Richtung NR Bgm. Mag. Hauser (FP), Wiener Umweltdachverband geht auf BR Bgm. Dr. Köll (VP) los und LA Schett (vorwärts Tirol) fordert Land zum Handeln auf. 

Mit „Bewusste Falschinformation der FPÖ an Tirols Bürgermeister“ hat der VP-Landtagsabgeordnete DI Hermann Kuenz aus Dölsach am Donnerstag, 7.8., seine Aussendung an die Medien betitelt. In seinem Schreiben spricht er von „blauer Panik-Mache“ und von „Angstschüren“. Mit Hinweis auf den Osttiroler Nationalrat und Bürgermeister der von Natura 2000 direkt betroffenen Gemeinde St. Jakob i.D., Mag. Gerald Hauser, wirft er diesem vor, die letzte Natura 2000-Sitzung in Kals „geschwänzt“ zu haben. Auf die massiven Anschuldigungen durch Kuenz reagiert Hauser gegenüber Osttirol heute mit großem Unverständnis. „Hermann Kuenz weiß ganz genau, dass ich mich zum Zeitpunkt der zweiten Runde zu Natura 2000 in Kals mit meiner Familie auf Urlaub befand. Ich wurde ordnungsgemäß durch Vize-Bgm. Dietmar Hafele in Kals vertreten und dieser hat Kuenz auch den Grund meines Fernbleibens mitgeteilt. Die Vorwürfe von Hermann Kuenz sind äußerst unqualifiziert und unsachlich und entbehren jeder Grundlage. Es scheint ihm wirklich an sachlichen Argumenten zu fehlen, weshalb er unter der Gürtellinie agieren muss!“

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Mit Unverständnis reagiert der Osttiroler FP-Politiker NR Bgm. Mag. Gerald Hauser auf eine Aussendung von LA DI Hermann Kuenz (VP).

Während sich Kuenz auf seinen Politiker-Kollegen aus Osttirol einschießt, kommen die Angriffe auf den Bundesrat und Bürgermeister von Matrei, Andreas Köll, aus Wien. In einer Aussendung des Umweltdachverbandes vom 7.8. wird auch hier vom „bewussten Schüren von Verunsicherung“ gesprochen. Der in dem Schreiben zitierte ehrenamtl. Präsident des Umweltdachverbandes, Dr. Gerhard Heilingbrunner, meint u.a., dass „Kraftwerke in einem europaweiten Schutzgebiet nichts verloren haben.“ Natura 2000 an der Isel und ihren Zubringern sei, so Heilingbrunner, keine Bürde, sondern würde vielmehr nicht nur den Lebensraum europaweit bedrohter Tier- und Pflanzenarten sichern, sondern auch die Intaktheit des Erlebnis- und Erholungsraumes garantieren.

BR Bgm. Dr. Andreas Köll wehrt sich gegen Angriffe aus Wien.

BR Bgm. Dr. Andreas Köll wehrt sich gegen Angriffe aus Wien.

„Wir Osttiroler brauchen keine Belehrungen aus Wien. Heilingbrunner belügt unsere Bevölkerung!“, sagt dazu Bgm. Köll, der den Medien heute seine Stellungnahme (hier das Schreiben als PDF zum Download) zu den Vorwürfen des Umweltdachverbandes übermittelt hat. „Wir Matreier leben seit fast 20 Jahren – im Unterschied zu Gerhard Heilingbrunner, der in Wien agitiert – mitten im größten Natura 2000-Gebiet Österreichs, dem Nationalpark Hohe Tauern. Ich bin damit auch Bürgermeister der größten österreichischen Natura 2000-Gemeinde mit derzeit schon 157 km² strengem Naturschutzgebiet. Wir wissen daher genau, was Natura 2000 für unsere Bevölkerung sowie unsere Landwirtschafts- und Wirtschaftsbetriebe bedeutet und brauchen deshalb keinerlei eigennützige und falsche Belehrungen aus Wien!“ Aufgrund seiner intensiven grünen Seilschaften nach Brüssel solle Heilingbrunner, so Köll, persönlich mit dem in wenigen Wochen scheidenden Umweltkommissar sprechen, ihn aber mit derartigen Unterstellungen in Ruhe lassen.

Ein wirtschaftliches und touristisches Entwicklungskonzept für Osttirol und die Iselregion im Zusammenhang mit der Natura 2000-Ausweisung verlangt der Osttiroler Landtagsabgeordnete Josef Schett in seiner Aussendung, ebenfalls vom 7. August. Schett fordert die schwarz-grüne Landesregierung auf, …„ein Förderprogramm unter Einbeziehung aller nationalen und EU-Fördermittel zur Stärkung und Weiterentwicklung der Tourismus- und Gewerbebetriebe in der Iselregion auszuarbeiten.“ Die schwarz-grüne Regierung habe sich bisher nur dadurch hervorgetan, Bahnverbindungen abzuschaffen und durch unattraktive Busse zu ersetzen. Auch eine jährlich fixe Dotierung des Marketingbudgets für den Tourismusverband Osttirol sei unbedingt notwendig, so der Tourismussprecher von vorwärts Tirol. „Das bisher von der ÖVP praktizierte Kokettieren mit dem Verarmungssyndrom Osttirols und dem sich regelmäßig wiederholenden Betteln um Fördermittel und die anschließende gnädige Gewährung ist für mich ein unwürdiges Schauspiel“.

Text: E. Hilgartner, Fotos: Parlamentsdirektion/WILKE, Expa/Groder/Osttirol heute

08. August 2014 um