Durchreiseplatz in Leisach kommt doch nicht

Der geplante Durchreiseplatz für fahrende Völker scheiterte an den hohen Kosten für die Erdbewegungsarbeiten und am laufenden Raumordnungskonzept der Gemeinde.

Enttäuscht zeigten sich Soziallandesrätin Dr. Christine Baur und Grundeigentümer David Holzer am Freitagnachmittag, 24. Mai 2014, bei einem Lokalaugenschein am Areal des geplanten Durchreiseplatzes für Roma, Sinti und Jenische im Leisacher Ortsteil Burgfrieden. Zuvor war die Landesrätin mit Bürgermeister Dietmar Zant und Vertretern der Gemeinde zusammengetroffen. „Ich habe schon vor drei Jahren als Landtagsabgeordnete einen Antrag eingebracht, in Tirol einen Durchreiseplatz für fahrende Völker zu errichten, als Landesrätin habe ich diesen Plan wieder auf meiner Agenda“, so Baur.

Sie habe sich sehr gefreut, als der Leisacher David Holzer ein Grundstück für einen derartigen Platz angeboten habe. „Roma sind die größte Minderheit in Europa. Wir sind auch in Tirol verpflichtet, Durchreiseplätze zu errichten. Als Wohlstandsgesellschaft, die schon so lange in Frieden lebt, sollten wir es uns außerdem leisten, ein möglichst konfliktfreies Reisen dieser Menschen zu ermöglichen“, so Baur. Diese Minderheiten würden auch heute noch vielerorts Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren und seien sogar Zielscheibe für gewaltsame Übergriffe und rassistische Verfolgung.

David Holzer wollte ein Grundstück in Leisach im Ausmaß von rund einem halben Hektar als Durchreiseplatz zur Verfügung stellen.

David Holzer will ein Grundstück im Ausmaß von rund einem halben Hektar als Durchreiseplatz zur Verfügung stellen.

Die Landesrätin gestand Fehler in der Kommunikation ein, weil sie die Medien noch vor dem Leisacher Bürgermeister über einen möglichen Durchreiseplatz in Osttirol informiert habe. „Auch ich bin natürlich lernfähig und kann die Kommunikation noch optimieren. Die Errichtung von solchen Durchreiseplätzen ist vielfach von Gerüchten und Ablehnung begleitet. In Braunau und Linz, wo es Durchreiseplätze gibt, hat sich die Skepsis der Bevölkerung aber recht schnell gelegt“, erklärte die Landesrätin.

Das Grundstück von David Holzer nicht weit von der Drautalstraße B 100 sei geographisch sehr gut für einen Durchreiseplatz geeignet, weil es an den gängigen Reiserouten der fahrenden Völker liege. Nun müsse das Projekt aber vorerst auf Eis gelegt werden, weil die Kosten zu hoch sind, und es in der Gemeinde Leisach derzeit durch das laufende Raumordnungskonzept einen Widmungsstop gäbe. Die Adaptierung des Geländes inklusive Sanitäranlagen würde 200.000 bis 300.000 Euro kosten, und das Land Tirol hätte festgestellt, dass die Erdarbeiten für die Begradigung des Geländes bis zu einer Million Euro verschlingen würden.

In diesem Bauernhof bietet David Holzer betreutes Wohnen und Tagesbetreuung an.

In diesem Bauernhof bietet David Holzer betreutes Wohnen und Tagesbetreuung an.

Für die Landesrätin ist ein Durchreiseplatz in Tirol aber keineswegs vom Tisch. „Wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendwo eine Möglichkeit. Schön wäre es, wenn es irgendwann in Osttirol und in Nordtirol einen Durchreiseplatz für fahrende Völker geben würde“, so Baur. Grundeigentümer David Holzer bietet auf seinem Bauernhof derzeit betreutes Wohnen mit drei ständigen Plätzen und Tagesbetreuung an. Er will auf seinem Grund Roma, Sinti und Jenische auch ohne offiziellen Durchreiseplatz campieren lassen. „Nicht nur diese fahrenden Völker, jeder kann bei mir campieren. Rund um meinen Hof ist genügend Platz, und ich finde, die Wohnwagen passen gut zu unserem Angebot des betreuten Wohnens dazu“, meinte Holzer.

Text und Fotos: Raimund Mühlburger 

24. Mai 2014 um