Von der Wiederentdeckung der Edelkastanie

Faszination „Keschtn“: Auf den Sonnenhängen des Oberen Drautales ist der Edelkastanien-Baum seit Jahrhunderten, wenn nicht seit Jahrtausenden heimisch.

Bevor sich die Kartoffel ab dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa als Grundnahrungsmittel durchsetzte, galten die braunen Früchte der Edelkastanie in manchen europäischen Regionen als eine Art Lebensversicherung für den Winter. Später geriet die Qualität dieses Baumes, dessen Holz eine besondere Widerstandsfähigkeit aufweist, vielerorts in Vergessenheit. Der Verein IG Edelkastanien Oberes Drautal will das besondere Potenzial der Edelkastanie wieder stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankern und dem Schwinden der Kastanienbaum-Bestände im Drautal entgegenwirken. Seit der Vereinsgründung im Jänner 2016 wurden schon weit über 250 junge Bäume gepflanzt.

Die Interessensgemeinschaft Edelkastanien Oberes Drautal setzt sich aktuell aus sechs Mitgliedern zusammen. Sie kommen aus den Ortschaften Irschen, Dellach, Berg und Greifenburg. „Von Berg ausgehend ist zwischenzeitlich auch ein erster `Keschtn-Weg` im Entstehen. 30 Edelkastanien-Bäume finden sich entlang des Weges, der sich vom Schwimmbad Berg bis hinauf zum Hotel Glocknerhof und weiter bis zur Aussichtswiese am Klock zieht. Der `Keschtn-Weg` soll, mit Infotafeln versehen, in naher Zukunft für Besucher noch attraktiver gestaltet werden. Die Bepflanzung und Pflege der Bäume übernimmt im Allgemeinen unser Verein, die Kosten werden über Baumpatenschaften und Mitgliedsbeiträge finanziert. Beim `Keschtn-Weg` setzt man auch auf EU-Gelder aus einem Leader-Projekt“, informiert Pirker. „Unabhängig von unseren Aktivitäten beschäftigen sich zwischenzeitlich auch einige private Kastanien-Begeisterte mit dem Schutz der Edelkastanien“, freut er sich über Erfolge. Ein besonderes Projekt sei eine Kastanien-Plantage in Irschen. „Hier hat sich ein Bauer davon überzeugen lassen, dass man Edelkastanien-Bäume kultivieren kann. Mit Unterstützung eines Züchters aus Südtirol, der den Standort begutachtet hat, wurden bereits 120 Bäume gepflanzt.“

 

Alfons Hannes Pirker: „Edelkastanien gedeihen am besten in humusreichen und leicht sauren Böden, die zudem einen hohen Gehalt an Kalium und Phosphor aufweisen sollten.”

 

Initiator des Vereins ist der Drautaler Alfons Hannes Pirker. Von Beruf Fotograf, haben es dem zweifachen Vater die Kastanienbäume besonders angetan. „In meiner Kindheit bin ich auf der Suche nach Kastanien durch die heimischen Wälder gestreift. Damals haben mich nur die Früchte interessiert, die wir zu Hause auf dem Herd geröstet haben. Heute schließt mein Interesse auch das Holz dieses wunderbaren Baumes, der in unserer Region, begünstigt durch das illyrische Mikroklima und ein mediterranes Strömungsfenster aus der Ochsenschlucht, besonders gut wächst, mit ein.“ Der 48-Jährige weiß viel über die Geschichte der Edelkastanie zu erzählen: „Sie wurde in der Antike von Etruskern und Römern nach Mitteleuropa gebracht und spielte in der Neuzeit eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Die Edelkastanie lieferte Bau- und Brennholz sowie Pfähle und Stangen für den Wagen-, Wein- und Hopfenanbau. Die Früchte wurden für die Brotzubereitung und als Viehfutter verwendet. Die ältesten, noch heute erhaltenen Bäume hier bei uns im Oberen Drautal gehen auf die Zeit Maria Theresias zurück. Sie ließ im gesamten Reich an geeigneten Standorten Edelkastanien pflanzen, um das Holz zu nutzen. Größere Bestände gibt es am Kerschbaum oberhalb von Greifenburg und in Emberg/Gemeinde Berg. Leider wurden die Kastanienwälder in den vergangenen Jahren durch einen eingeschleppten Pilzparasit (Kastanienkrebs) drastisch reduziert. Auch aus diesem Grund ist es so wichtig, möglichst viele junge Bäume nachzupflanzen.”

 

Edelkastanien erreichen in Mitteleuropa ein Alter von etwa 200 Jahren, im Mittelmeerraum können die Bäume über tausend Jahre und älter werden. Sie erreichen eine Höhe von 30 bis 35 Metern und einen Stammdurchmesser von etwa zwei Metern.

 

Die Interessensgemeinschaft Edelkastanien Oberes Drautal setzt sich aktuell aus sechs Mitgliedern zusammen. Sie kommen aus den Ortschaften Irschen, Dellach, Berg und Greifenburg. „Von Berg ausgehend ist zwischenzeitlich auch ein erster `Keschtn-Weg` im Entstehen. 30 Edelkastanien-Bäume finden sich entlang des Weges, der sich vom Schwimmbad Berg bis hinauf zum Hotel Glocknerhof und weiter bis zur Aussichtswiese am Klock zieht. Der `Keschtn-Weg` soll, mit Infotafeln versehen, in naher Zukunft für Besucher noch attraktiver gestaltet werden. Die Bepflanzung und Pflege der Bäume übernimmt im Allgemeinen unser Verein, die Kosten werden über Baumpatenschaften und Mitgliedsbeiträge finanziert. Beim `Keschtn-Weg` setzt man auch auf EU-Gelder aus einem Leader-Projekt“, informiert Pirker. „Unabhängig von unseren Aktivitäten beschäftigen sich zwischenzeitlich auch einige private Kastanien-Begeisterte mit dem Schutz der Edelkastanien“, freut er sich über Erfolge. Ein besonderes Projekt sei eine Kastanien-Plantage in Irschen. „Hier hat sich ein Bauer davon überzeugen lassen, dass man Edelkastanien-Bäume kultivieren kann. Mit Unterstützung eines Züchters aus Südtirol, der den Standort begutachtet hat, wurden bereits 120 Bäume gepflanzt.“

 

Je nach Sorte sind Edelkastanien bis zu minus 20 Grad Celsius winterhart, allerdings erst nach mehreren Jahren. Junge Pflanzen müssen im Winter vor Frost geschützt werden. Vom Einpflanzen des Samens bis zur ersten Ernte können gut 15 bis 25 Jahre vergehen. Veredelte Pflanzen können bereits nach drei Jahren die ersten Früchte tragen.

 

Für den Naturfreund ist das Holz des Kastanienbaumes auch der ideale Werkstoff für seine Leidenschaft, die Holzbearbeitung. Vom modernen Holztisch bis zur urigen Badewanne reicht die Palette der kunstvollen Unikate, die er gemeinsam mit einem Tischler fertigt. In einem Nebengebäude, einem früheren Stall, lagert der Oberkärntner große Stapel an Brettern, die zum Teil von einem 300 Jahre alten Baum stammen. „Mit Motorsäge, Flex und Schleifscheiben komme ich gut zurecht“, sagt er. „Die Oberfläche der Möbel wird mit Leinöl eingelassen. Derzeit bereite ich einen neuen Tisch für das Kulturzentrum in Berg vor.“ www.edelkastanieoberesdrautal.at

 

 

Text: E. Hilgartner, Fotos: Martin Lugger, Alfons Pirker

30. September 2017 um