Karin erzählt mit bewegten Bildern Geschichten

Viel Zeit für die Menschen nimmt sich Karin Kleinlercher, wenn sie für ServusTV, den ORF und andere Sender als Drehbuchautorin und Regisseurin Reportagen gestaltet.

Nach einem Skitag in ihrer Heimat trafen wir Karin Kleinlercher in St. Jakob zum Gespräch. Aufgewachsen ist sie in der Deferegger Gemeinde St. Veit. Hier hat sie die Reimmichl-Volksschule besucht und bei der örtlichen Musikkapelle Klarinette gespielt. „Durch die Mitgliedschaft in einem Verein lernt man, wie Gemeinschaft funktioniert. Man trifft auf unterschiedliche Charaktere und arbeitet, unterstützt von erfahrenen Instrumentalisten, an gemeinsamen Zielen. Das Musizieren in der Kapelle hat mir in jungen Jahren sehr geholfen, mich nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich
weiter zu entwickeln. Dies kommt mir auch heute in meinem Beruf als Regisseurin sehr zugute.“

2004 zog die Osttirolerin nach Salzburg, um dort Kommunikationswissenschaften zu studieren. Über einen längeren Zeitraum ist sie regelmäßig noch zur Musikprobe nach Hause gefahren, berichtet sie. Schon während ihres Studiums jobbte sie im heimischen Mediensektor. „Wenn ich Zeitungsartikel schrieb, hatte ich allerdings immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Um eine Geschichte zu erzählen, brauche ich das bewegte Bild. So wurde ich Videojournalistin“, blickt sie auf die Anfänge ihrer journalistischen Tätigkeit zurück. Mit Kamera und diversem Video-Equipment ausgestattet, arbeitete sie in der Folgezeit an Interviews oder Porträts, bevorzugt aus dem Bereich Sport. „Mir hat das gefallen, aber letztendlich nicht wirklich zufriedengestellt. Ich erkannte, dass ich sehr gerne mit Menschen und vor allem im Team arbeite.“

2008 fand sie in der Redaktion von Salzburg TV und ein Jahr später bei ServusTV eine Anstellung. „In der Anfangsphase war ich z.B. Redakteurin für ein 45-minütiges Servicemagazin. Gemeinsam mit KollegInnen konnte ich bald aber auch neue Ideen entwickeln und selbst produzieren. Die Sendung ,Mit Servus durchs Land‘ ist beispielsweise ein Format, das ich bei ServusTV als Redaktionsleiterin betreut habe.“ 2013 machte sich die gebürtige Defereggerin als Regisseurin und Drehbuchautorin selbstständig. „Musik, Brauchtum, Trachten, Handwerk und besondere Menschen in den verschiedenen Regionen zu porträtieren – das alles bereitet mir sehr viel Freude und erfüllt mich“, beschreibt sie das, was heute ihre Profession ist.

Für die Sendung „Hoagascht“ von ServusTV verfasst sie regelmäßig das Drehbuch, führt Regie und ist gemeinsam mit dem Cutter im Schnitt tätig. Zuletzt hat sie für den beliebten Salzburger Sender eine 80-minütige Weihnachtssendung gedreht. „Nach Fertigstellung des 20-seitigen Drehbuches und Erstellung des Drehplans starteten Mitte November die Dreharbeiten, u.a. in Innsbruck bei den Wiltener Sängerknaben, in der Lebzelterei Pirker in Mariazell und im Kunsthistorischen Museum in Wien. Die Dreharbeiten nahmen zehn Tage in Anspruch. Danach folgten Schnitt und Abnahme, die Vertonung mit einem professionellen Sprecher, Korrektur und Nachbearbeitung. Drei bis vier Tage vor der eigentlichen Ausstrahlung habe ich die fertige Sendung schließlich an ServusTV übermittelt“, beschreibt Karin Kleinlercher den Ablauf von der Planung bis zur Ausstrahlung der Sendung. „Die Themensuche erfolgt in enger Abstimmung mit dem Sender, ich liefere Vorschläge“, sagt sie.

Seit 2015 gestaltet die gebürtige Defereggerin auch für den ORF Sendungen. Für ihr erstes Österreich-Bild zum Thema „Pilgern in Oberösterreich“ war sie auf der Via Nova unterwegs. Mit Biogärtner Karl Ploberger wird sie heuer bereits zum zweiten Mal nach Südengland reisen, um die dortige Gartenkultur in Bildern einzufangen und Gärtner und Gartenbesitzer zu porträtieren. Als einen Höhepunkt ihrer bisherigen Tätigkeit bezeichnet sie die Arbeit, die sie 2014 für die Sendung „Hin über d’Alm“ ins heimatliche Defereggental führte. „Die Dreharbeiten auf der Jagdhausalm, bei Jürgen Stemberger auf der Bruggeralm oder daheim bei Hans-Jürgen Blassnig, der besonders steile Hänge in St. Veit bewirtschaftet, waren für mich etwas ganz Besonderes.“

Sich Zeit für die Menschen zu nehmen und sich mit ihren Geschichten und Leidenschaften zu beschäftigen, ist für Karin an ihrem Beruf das Allerschönste. „Es geht dabei vor allem um Emotionen. Ich will die Menschen in der Sendung so zeigen, wie sie sind und leben.“ Für die Geschichte über den Fotschen-Macher Helmut Stemberger erhielt sie viel positives Feedback. „Ich denke, dass viele in der heutigen Zeit, in der die Digitalisierung immer mehr unser aller Leben bestimmt, sich gerne rückbesinnen auf das, was echte Tradition, Handwerk und Brauchtum bedeuten“, meint Karin Kleinlercher auf die Frage, warum sie glaubt, dass ihre Sendungen so gut ankommen.

Neben dem Skifahren ist übrigens das „Garteln“ das bevorzugte Hobby der vielbeschäftigten Regisseurin. Salat,Spinat, Karotten, Radieschen – das alles sprießt und gedeiht auf ihrer Dachterrasse in Salzburg-Aigen. „Beim Garteln kann ich entspannen. Etwas in die Erde zu setzen, dabei zu sein, wenn es langsam wächst, um dann am Ende die Früchte zu ernten, ist einfach etwas ganz Besonderes.“

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Privat

12. Februar 2017 um