Von Do bis Do: „Singen isch unsa Freid!“

Vor drei Jahren hat Barbara Mattersberger das Kinderensemble „Von Do bis Do“ gegründet – fünf Kinder treffen sich seitdem ein Mal pro Woche, um gemeinsam zu singen.

Mag. Barbara Mattersberger stammt aus einer durch und durch musikalischen und v.a. dem Gesang besonders verbundenen Familie. Gemeinsam mit ihren Eltern Karl und Traudl sowie ihren Geschwistern übte sie sich seit frühester Kindheit im Singen. Während ihr Bruder Andreas Mattersberger heute ein international gefragter Opernsänger ist, leitet Florian Mattersberger den Matreier Kirchenchor und ist Mitglied des Extrachors am Tiroler Landestheater. Barbara selbst singt beim Matreier Kirchenchor sowie beim Dreigesang „Matreier Sängerinnen“ und wirkt bei verschiedenen Projekten mit. „Als mein jüngster Sohn Josef fünf Jahre alt war, konnte ich auch bei ihm ein Gesangstalent feststellen. Ich habe mich gefragt, wie ich seine Begabung abseits eines klassischen Stimmbildungsunterrichtes fördern könnte“, erzählt die Pädagogin, die an der HAK und am BG/BRG Lienz Ethik, Philosophie, Psychologie und Persönlichkeitsbildung unterrichtet. „Da diesbezüglich kein Angebot bestand, habe ich mich dazu entschlossen, gleichaltrige Kinder mit Gesangstalent zu suchen und gemeinsam mit ihnen ein Ensemble zu bilden.

v.l.n.r.: Mag. Barbara Mattersberger, Kenneth Bogusch, Josef Mair, Marlen Weichsler, Stella Mattersberger und Mirjam Oblasser

v.l.n.r.: Mag. Barbara Mattersberger, Kenneth Bogusch, Josef Mair, Marlen Weichsler, Stella Mattersberger und Mirjam Oblasser

Singen in der Gruppe bedeutet meiner Ansicht nach ein ständiges Aufeinander-Hören. Gemeinsam lässt sich das Gespür für Tonfolgen und -intervalle wesentlich besser entwickeln, und nicht zuletzt spielt auch der soziale Aspekt eine nicht unwesentliche Rolle.“ Mit sechs Kindern im Alter von etwa sechs Jahren gründete Barbara Mattersberger im Sommer 2013 den Kinderchor „Von Do bis Do“. Der Ensemble-Name basiert auf dem Singen mit den Solmisationssilben DO, RE, MI, FA, SO, LA, TI, DO. „Jeder Ton der Oktav wird dabei mit einer Silbe und nicht mit dem Notennamen ausgedrückt. Außerdem weckt der Name natürlich auch andere Assoziationen, was durchaus beabsichtigt ist“, meint sie. Von hier bis da – Ortsbestimmung, Landschaft, das Repertoire, die Altersstufe der Kinder – und vieles mehr könne man mit „Von Do bis Do“ verbinden.

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Zum Repertoire des Ensembles gehören klassische und deutsche Kinderlieder ebenso wie Alpenländische Volkslieder. „Die Kinder bevorzugen die Volkslieder, die auch bei Auftritten besonders gut ankommen. Ich persönlich bin ein Fan deutscher Kinderlieder.“ Besonders wichtig ist der Ensembleleiterin, bei „ihren“ Mädchen und Buben das Verständnis für Gesangsliteratur zu wecken. „Viele Chöre klagen über Nachwuchsprobleme. Ich bin davon überzeugt, dass man dieser Entwicklung am besten entgegenwirken kann, wenn man Kinder schon sehr früh für klassische Lieder wie auch Alpenländische Volkslieder begeistert.“

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Singen ist für die Matreierin auch eine Persönlichkeitsschulung. „Beim gemeinsamen Singen – vor allem auch bei einem kleinen Ensemble wie dem unsrigen – muss jedes einzelne Kind nicht nur mit seiner Stimme, sondern mit seiner gesamten Persönlichkeit präsent sein. Man gibt beim Singen viel von sich preis. Man kommuniziert mit den Gesangskollegen und mit den Zuhörern in hohem Maße auch auf emotionaler Ebene“, betont sie. Selbstbewusstsein, Individualität, Kreativität, Disziplin und vor allem auch die Interaktion werden beim gemeinsamen Singen gefördert und weiterentwickelt. „Der Stimmausdruck ist das wohl Persönlichste an einem Menschen. Du bist deine Stimme. Es gibt niemanden, der klingt wie du. Singen ist noch viel emotionaler als das gesprochene Wort – für den Sänger genauso wie für den, der zuhört.“

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Dass gemeinsames Singen wieder mehr praktiziert wird – zu Hause, im Kindergarten und in
den Schulen – ist Barbara Mattersberger ein großes Anliegen. Das Alpenländische Volkslied werde ihrer Meinung nach in letzter Zeit stark vernachlässigt und vor allem im Musikunterricht bei Kindern wenig eingesetzt. Dabei fördere es das so genannte ,saubere Singen‘ wohl am besten. „Damit meine ich, dass Töne punktgenau getroffen. Außerdem kann man Kindern mit Volksliedern viel von ihren Wurzeln mitgeben. Volkslieder wecken Sehnsüchte – an die Heimat, an die Herkunft. Wenn sich Heranwachsende intensiv mit dieser Literatur beschäftigen, werden sie die Lieder auch an nächste Generationen weitertragen.“

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Musikantenhoangaschte, Volksmusikabende, Adventsingen sowie Feierlichkeiten verschiedenster Art sind Gelegenheiten für öffentliche Auftritte des Kinderensembles „Von Do bis Do“. Ein besonderer Höhepunkt war bisher das Mitwirken in der ServusTV-Sendung „Hin über d’Alm“. Auf einer vor Kurzem veröffentlichten CD geben die jungen Sängerinnen und Sänger aus dem Iseltal insgesamt 15 Alpenländische Volkslieder, Deutsche Kinderlieder und Weihnachtslieder zum Besten. „Vor drei Jahren haben wir mit dem einstimmigen Singen begonnen. Inzwischen sind die Kinder in der Lage, auch mehrstimmige Literatur zu singen. Wer weiß, was sich noch alles aus unserem kleinen Projekt entwickelt“, so Barbara. Demnächst werden sich die Kinder und sie der Herausforderung stellen, beim Volksmusikwettbewerb in Innsbruck vor eine Fachjury zu treten. „Wir alle freuen uns schon sehr auf diese neue Erfahrung“, meint sie abschließend.

www.vondobisdo.com

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Andreas Mattersberger, Osttirol heute/Hotzler

10. September 2016 um