„Öffis“ sind die Welt von Hans-Peter Kurz

Wenn Hans-Peter Kurz aus Berg im Drautal mit dem Zug unterwegs ist, dann ist er in seinem Element. Das Hobby des 16-Jährigen sind Fahrpläne und die Verkehrspolitik.

„Angefangen hat alles im Alter von drei Jahren. Ich kann mich erinnern, dass ich damals von einem Lego-Zug total fasziniert war. Inzwischen gilt mein Interesse großen Loks – wie zum Beispiel der Mehrsystem-Lok 1216, die früher beim Regionalexpress zwischen Lienz und Innsbruck im Einsatz war und rund 87 Tonnen schwer ist“, erzählt der junge Oberkärntner bei unserem Spaziergang über das Areal des Lienzer Bahnhofs. 1.177 Fotos von Zügen und Bussen hat er aktuell auf die Internet-Plattform bahnbilder.de gestellt. Die Fotos stammen von seinen Zugfahrten – vom Weg zur Schule und retour oder von Ausflügen, die er mit seinem Vater unternommen hat. „Im Mölltal – kurz bevor man in den Bahnhof Penk einfährt – passiert man Österreichs höchste Eisenbahnbrücke. Der Blick auf die Viadukte und ins Tal hinein ist einfach herrlich“, kommt Hans-Peter ins Schwärmen. Sich intensiv mit Fahrplänen, mit der Linienplanung oder mit Takten auseinanderzusetzen, beschäftigt den  Oberkärntner, seit er zehn Jahre alt ist. „Irgendwann bin ich auf Stadtfahrpläne gestoßen, und damit wurde auch meine Leidenschaft für Busse geweckt.“ Heute verfügt er über ein breites Wissen und hat,  auch einen guten Einblick in die österreichische Verkehrspolitik gewinnen können.

Hans-Peter Kurz hat auch Österreichs höchste Eisenbahnbrücke bei Penk im Mölltal fotografiert.

Hans-Peter Kurz hat auch Österreichs höchste Eisenbahnbrücke bei Penk im Mölltal fotografiert.

„Bus- und Bahnverkehr sind österreichweit am besten in Vorarlberg organisiert, was mit der Nähe zur Schweiz zu tun.“ Für Hans-Peter stellt die Schweiz in Sachen öffentlicher Verkehr eine Art Schlaraffenland dar. „Bahn, Bus, Schiff und teilweise sogar Seilbahnen kann man in unserem Nachbarland mit einem einzigen Jahresticket nützen. Die Fahrplaninformationen sind vorbildhaft gestaltet und bestens auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt. Laufende Investitionen sind Grundlage des Systems. Aktuell wird z.B. an einem S-Bahn-Projekt zwischen St. Gallen und Vorarlberg oder am Ausbau der Strecke durch Liechtenstein (im Halbstundentakt) gearbeitet“, lässt er uns an seinem Wissen teilhaben. Besonders gut in Erinnerung geblieben ist dem Schweiz-Fan eine Fahrt mit der Berninabahn – einer Schmalspurbahn der Rhätischen Bahn. „Ich konnte damals in der Kabine des Lokführers von Pontresina bis Tirano mitfahren.“ Weitere Highlights waren Reisen mit der Gornergratbahn oder mit der Zahnradbahn von Grindelwald auf die Kleine Scheidegg im Berner Oberland.

Ein Highlight im bisherigen Leben des Oberkärntners war die Fahrt mit der Gornergratbahn, einer elektrisch betriebenen Zahnradbahn in der Monte Rosa-Region in der Schweiz.

Ein Highlight im bisherigen Leben des Oberkärntners war die Fahrt mit der Gornergratbahn, einer elektrisch betriebenen Zahnradbahn in der Monte Rosa-Region in der Schweiz.

Zurzeit beschäftigt sich der jungen Oberkärntner intensiv mit der Zukunft der Gailtalbahn von Hermagor nach Kötschach und hat dazu auch schon Berichte verfasst. „Der Erhalt derartiger Strecken ist mir ein großes Anliegen“, sagt er, der auch Fahrpläne aus aller Welt sammelt. Heute gehören  Fahrpläne aus Ländern wie Israel, Japan oder den USA zu seinem Fundus. „Fahrpläne liegen meist nur mehr in digitaler Form vor, gedruckte Kursbücher werden immer seltener. Ich persönlich bevorzuge Kursbücher, da sie nicht nur den besten Überblick über die Strecken bieten, sondern auch Informationen darüber enthalten, wie Fahrpläne konzipiert wurden und welche Überlegungen hinter der Planung stecken“, weist der 16-jährige auf Details seines außergewöhnlichen Hobbys hin. Dazu gehört auch, dass er sich Pdf-Dateien von Fahrplänen von Österreich oder auch Deutschland aus dem Internet herunterlädt und damit eigene Kursbücher erstellt.“

So bleibt der junge Kärntner – was die Fahrpläne, aber auch die Verkehrspolitik betrifft – sprichwörtlich immer auf Schiene. Mit dem Themenkreis „Bahn und öffentlicher Verkehr“ hat schließlich auch sein  Berufswunsch zu tun: „Nach dem Abschluss der Fachschule für Mechatronik in Lienz möchte ich die Abendmatura absolvieren und dann entweder Lokführer oder Verkehrsplaner werden.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Hans-Peter Kurz

07. Februar 2016 um