Süchtig nach Bienen – Tag des offenen Bienenstocks in Kals

Sebastian und Josef Bauernfeind betreuen in ihrer Imkerei in Kals sieben Bienenvölker. Am Sonntag, 31. Mai, laden sie zum „Tag des offenen Bienenstocks“ nach Niederarnig.

Vor zwei Jahren erst hat Sebastian Bauernfeind, der am Niederarnigerhof aufgewachsen ist und jetzt in Matrei lebt, mit der Imkerei begonnen. „Der Mann meiner Tante ist ein begeisterter Imker. Ihm habe ich oft bei der Arbeit mit den Bienen über die Schulter geschaut. Fasziniert von der Arbeit mit Bienen, haben mein Bruder und ich beschlossen, selbst mit der Imkerei zu beginnen“, erzählt er uns. Mit zwei Bienenvölkern starteten Sebastian und Josef – er ist der Bauer am Niederarnigerhof –, inzwischen betreuen sie in der liebevoll ausgestatteten Imkerei oberhalb des Bauernhofes im Kalser Ortsteil Niederarnig sieben Bienenvölker. „Ich bin ein Jungimker, der noch viel lernen muss. Es scheint aber, dass ich durch einen Bienenstich mit der Imkerei infiziert worden und seitdem süchtig nach meinen Bienen bin“, schmunzelt er.

Die Bienenkönigin ist mit einem Farbpunkt gekennzeichnet. Sie regiert das Volk und teil die Arbeiterinnen ein.

Die Bienenkönigin ist mit einem Farbpunkt gekennzeichnet. Sie regiert das Volk und teil die Arbeiterinnen ein.

Jetzt im Frühjahr herrscht Hochbetrieb in und rund um die Bienenstände. „Die Flugbienen sammeln auf ihren Ausflügen Pollen und Nektar, das Brutnest der Königin wächst. Die Altbienen werden durch die Jungbienen ersetzt“, erklärt Sebastian, was sich zu dieser Jahreszeit im Bienenstock abspielt. Im Winter haben sich die Bienen zur Winterruhe zurückgezogen, eine Traube rund um die Königin gebildet und diese damit gewärmt. Im Februar, wenn die Temperaturen wieder etwas ansteigen, unternehmen die Insekten Reinigungsflüge, entleeren die Kotblase und säubern den Bienenstock. „In den Monaten Mai und Juni ist das Volk in der Regel voll entwickelt. Die Königin schwärmt mit einem Teil ihres Volkes aus und sucht sich einen neuen Bienenstock. Wenn im abgeschwärmten Stock eine neue Königin schlüpft, hat sich das Volk entsprechend vermehrt“, erzählt Sebastian.

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Ende Juli kann geschleudert werden. Das heißt, jede Wabe kommt in eine Schleuder, und mit Hilfe der Fliehkraft wird der Honig herausgeschleudert. Ab Juni tragen die starken Völker zur Freude des Imkers sehr viel Pollen und Nektar ein. Viel Arbeit gibt es jetzt für ihn mit der Erweiterung der Bienenwohnungen oder auch mit dem Schröpfen, um die Ablegerbildung in Grenzen zu halten. Der Juli ist in unseren Breiten geprägt vom Ende der Honigernte, es gibt kaum noch einträgliche „Trachten“. Auch die Brut- und Bautätigkeit nimmt im August ab. Dann ist Fingerspitzengefühl gefragt – der Imker muss genügend Winterfutter einlagern, und es sollten doch noch so genannte Winterbienen schlüpfen, die im nächsten Frühjahr den Start erleichtern. Die Drohnen werden endgültig aus den Völkern getrieben. Sie werden erst im Frühjahr wieder zur Begattung von Königinnen benötigt.

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Im September beginnen für den Imker wieder ruhigere Zeiten. Die Bienenstände müssen gereinigt und aufgeräumt, Werkzeuge sachgemäß eingelagert und die Fluglöcher vor Eindringlingen gesichert werden. Nun hat der Imker mehr Zeit, sich um den Honig und die Gesundheit der Bienen zu kümmern. „Der wirtschaftliche Aspekt – also die Vermarktung des Honigs – steht bei uns absolut im Hintergrund. Viel wichtiger ist, dass wir Imker uns um die Gesundheit der Bienenvölker sorgen. Eine große Bedrohung ist die Varroamilbe, ein Blutsauger. Dieser legt Eier in die Brut, und die Bienen können sich nicht mehr entwickeln“, erzählt der Imker von dem in unserer Gegend stark verbreiteten Schädling. Die Fortpflanzung der Milbe wird durch tiefe Temperaturen unterbrochen. Milde Winter – wie sie immer häufiger werden – stellen in dieser Hinsicht ein Problem dar.

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17 Imker gibt es derzeit in der Gemeinde Kals am Großglockner. Ihren Honig bieten sie auf  Märkten, in Bauern- und Bienenläden, vor allem aber auch direkt an. Vermarktungsstrategien sind nicht erforderlich, da die Nachfrage meist größer als das Angebot ist. „Unter dem Namen `Glocknerbiene` wollen wir Kalser Imker in Zukunft verstärkt gemeinsam auftreten. Der Honig ist ein sehr gesundes Lebensmittel, das natürliche Substanzen enthält, die sich vor allem auf das Immunsystem positiv auswirken“, weiß der Imker zu berichten.

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Die Fremdbestäubung durch Bienen ist Plan und Absicht der Natur. Die Bienen sind also lebensnotwendig für Obstkulturen, Kräuter, Blumen und Wiesen. Bienen müssten also auch gehalten werden, wenn sie keinen Honig produzieren würden. Durch die Bestäubungstätigkeit der Bienen wird weltweit schätzungsweise ein Drittel der Lebens- und Futtermittelproduktion begünstigt und abgesichert. Bei diesem natürlichen Kreislauf aktiv dabei zu sein, ist für Sebastian nicht nur eine sinnvolle Arbeit, sondern vor allem auch Entspannung und Ausgleich zum Beruf. „Du lebst im Jahreskreis mit den Tieren mit. Wenn ich nach der Arbeit in unserem Bienenstand vorbeischaue, schalte ich ab. Ich kann es jedes Jahr kaum erwarten, dass die Saison wieder losgeht. Ich glaube wirklich, dass ich süchtig nach Bienen bin“, philosophiert Sebastian Bauernfeind entspannt auf der Bank vor der gemütlichen Hütte seiner Imkerei.

Zum „Tag des offenen Bienenstocks“ laden Sebastian und Josef Bauernfeind am Sonntag, 31. Mai 2015, von 10.00 bis  17.00 Uhr, in ihre Imkerei nach Kals/Niederarnig. Die Imker werden Informationen zu Bienen und Imkerei geben. Man kann den Bienen im Schaubienenstock bei der Arbeit zusehen, auch das Honigschleudern wird vorgeführt.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Hotzler

05. Mai 2015 um