Virgental: Opferwidder wird immaterielles Kulturerbe
Die Widderprozession nach Obermauern wurde in das Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe der UNESCO“ aufgenommen. Am 11. April wird der Brauch wieder gepflegt.
Das Brauchtum des Virgentaler Opferwidders gründet sich auf ein Verlöbnis aus dem 17. Jahrhundert. Damals herrschte in der Region eine verheerende Pestepidemie. Laut Überlieferung schworen die Bewohner des Tales im Jahre 1635, dass sie in jedem Jahr, in dem sie von der Pest verschont bleiben, eine Wallfahrt mit einem weißen Widder in das ca. 40 Kilometer entfernte Lavant bei Lienz durchführen.
Seit 1920 wird der „Lauantwidder“, wie er umgangssprachlich auch heute noch genannt wird, nicht mehr nach Lavant, sondern nach Obermauern zur Wallfahrtskirche Maria Schnee geführt. Das Brauchtum des Virgentaler Opferwidders hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Früher wurde der Widder versteigert. Heute werden Lose verkauft, und der Erlös daraus kommt den Pfarrgemeinden Virgen und Prägraten zugute. Während die gemeinschaftliche Prozession früher dabei half, etwa traumatische Erfahrungen von Seuchen zu verarbeiten, dient sie heute der Stärkung der Dorfgemeinschaft und der Identität.
Nun wird der Virgentaler Opferwidder in das österreichische Verzeichnis des „Immateriellen Kulturerbes der UNESCO“ aufgenommen. Die offizielle Verleihung an die Gemeinden Prägraten und Virgen finden am Sonntag, 26. April 2015, in Oberösterreich statt. Eine Empfehlung gab auch Universitätsprofessor Dr. Olaf Bockhorn ab. Der Ethnologe hat sich eingehend mit diesem Brauchtum beschäftigt und eine ausführliche Dokumentation verfasst. Auch der aus Virgen stammende Volkskundler Mag. Reinhard Bodner und der gebürtige Matreier Mag. Karl C. Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, haben sich ausführlich mit dem Virgentaler Opferwidder auseinandergesetzt.
Heuer findet die Prozession am Samstag, 11. April 2015, statt. Die Teilnehmer treffen sich um 7.30 Uhr in Prägraten und um 8.15 Uhr in Virgen. Die beiden Bittprozessionen kommen in Obermauern zusammen und ziehen gemeinsam in die Wallfahrtskirche, wo um 9.00 Uhr der Gottesdienst gefeiert wird. Danach findet die Widderverlosung vor der Kirche statt.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images
