Gletscher: Viltragenkees zog sich um 43 Meter zurück

Der Gletscherbericht des Alpenvereins zeigt mit 10,3 Metern durchschnittlichem Verlust im Jahre 2014 eine geringere Abschmelzung der Eisriesen als in den Vorjahren.

Nachdem 2013 erstmals nach langer Zeit wieder vorstoßende Gletscher registriert werden konnten, hat auch das Wetter im Jahr 2014 den Eisriesen relativ gut getan – auch die größten Rückgänge blieben unter der 100 Meter-Marke. Den Sommer praktisch verschlafen haben Gletscher in jenen Gebieten, wo es im Winter davor große Schneemengen gab. Zu diesen Gebirgsgruppen gehören neben den Karnischen und den Ötztaler Alpen auch die Hohen Tauern in Osttirol. Trotzdem verzeichnete das Viltragenkees im Innergschlöß – Gemeinde Matrei in Osttirol – mit 43 Metern den drittstärksten Rückgang aller österreichischen Gletscher. Einen ziemlich starken Verlust musste auch das Umbal Kees in Prägraten hinnehmen (22 Meter).

Die Einmessung der Gletscherzungen erfolgt teilweise mit differentiellem GPS.

Die Einmessung der Gletscherzungen erfolgt teilweise mit differentiellem GPS.

Rekordhalter war im Jahr 2014 der Gepatschferner in den Ötztaler Alpen mit 91 Metern Rückgang. Österreichs größter Gletscher – die Pasterze in der Glocknergruppe – zog sich um 53,6 Meter zurück. Insgesamt sind von den 86 beobachteten Gletschern 86% zurückgeschmolzen, 9% gleich geblieben und 5% – das sind vier Gletscher – vorgestoßen. „Von einer Periode des Gletscherwachstums, wie etwa in den 1980er-Jahren, sind wir allerdings noch weit entfernt. Damals sind mehr als die Hälfte der Gletscher gewachsen, und auch das Mittel der Längenänderungen war deutlich positiv“, kommentiert Gletscherforscherin Dr. Andrea Fischer den Gletscherbericht 2014, den der Alpenverein am Dienstag nach Ostern veröffentlichte.

Das Gletschermessteam des Alpenvereins steht seit 2010 unter der Leitung von Dr. Andrea Fischer. Aktuell sind 20 Ehrenamtliche - sie werden auch Gletscherknechte genannt - und zahlreiche HelferInnen für den Gletscherbericht des Alpenvereins im Einsatz.

Das Gletschermessteam des Alpenvereins steht seit 2010 unter der Leitung von Dr. Andrea Fischer. Aktuell sind 20 Ehrenamtliche – sie werden auch „Gletscherknechte“ genannt – und zahlreiche HelferInnen für den Gletscherbericht im Einsatz.

Obwohl das Jahr 2014 sowohl global als auch in Österreich als wärmstes Jahr der Messgeschichte in die Annalen der Klimatologie einging, war der Rückgang der Gletscher verglichen mit den Jahren davor moderat. In der entscheidenden Phase im August, in der die schützende Schneedecke abschmilzt, waren die Temperaturen unterdurchschnittlich. Dadurch konnten die in Summe leicht überdurchschnittlichen Temperaturen des Sommers den Eisriesen nicht allzu viel anhaben.

Drei Gletscher waren zum Zeitpunkt der Messungen im Spätsommer und Herbst sogar noch schneebedeckt. Die extremen Schneefälle im Süden waren der Grund dafür. „Die Gletscher verschwanden deshalb bis lange in den Sommer hinein unter einer mächtigen Schneedecke, und die Schmelzsaison war nur kurz“, erklärt dazu Andrea Fischer.

Gletscherbericht des Alpenvereins hier zum Download

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: ÖAV, A. Fischer, G. Lieb

 

07. April 2015 um