Aguntum: Archäologischer Landschaftspark entsteht

Die einzige Römerstadt auf Tiroler Boden soll für Besucher attraktiver werden – in Dölsach ist ein in den Alpen einzigartiger blühender archäologischer Landschaftspark geplant.

Von einer richtungsweisenden Entscheidung und einem großen Schritt nach vorne sprach Dr. Leo Gomig, Obmann des Vereins Curatorium pro Agunto, nach einer mit österreichischen, italienischen, slowenischen und deutschen Experten besetzten Fachkonferenz am Donnerstag, 23. Oktober 2014, in Aguntum. Seit mehr als hundert Jahren herrscht auf dem Areal der einst blühenden Römerstadt reges Treiben – es wird gegraben, konserviert, rekonstruiert, ausgestellt und geforscht. Ein klares Konzept für eine langfristige wissenschaftliche und touristische Positionierung fehlte bisher. Nun hat der Verein gemeinsam mit Wissenschaftlern, dem Bundesdenkmalamt, dem Land Tirol und der heimischen Firma Revital Integrative Naturraumplanung GmbH ein Leitbild für Aguntum erstellt.

DI Klaus Michor: „Wir wollen einen Park mit Zugang über das Museum und unter Einbeziehung der südlichen Auwälder entwickeln. Es geht um eine klare Wegeführung mit Hilfe von zurückhaltender Vegetation. Die Stadtmauer soll die Begrenzungsachse bilden."

DI Klaus Michor: „Wir wollen einen Park mit Zugang über das Museum und unter Einbeziehung der südlichen Auwälder entwickeln. Es geht um eine klare Wegeführung mit Hilfe von zurückhaltender Vegetation. Die Stadtmauer soll die Begrenzungsachse bilden.“

Im Zuge eines mehrstufigen integrativen Prozesses wurde die derzeitige Situation kritisch analysiert, Schwächen und Potenziale aufgezeigt, diskutiert und festgeschrieben. „Die Herausforderung war, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Kernvision des Leitbildes ist, dass aus Aguntum ein archäologischer Landschaftspark werden soll. Eingebettet zwischen dem Nationalpark Hohe Tauern und den Lienzer Dolomiten soll ein verdichteter arkadisch anmutender Landschaftsraum entstehen“, erklärte DI Klaus Michor von Revital. Mehr Natur, Vegetation und Pflanzen sollen die fünf Hektar große historische Stätte zu einem archäologischen Erlebnisraum machen. „Die einzelnen Viertel der Stadt waren unterschiedlich bepflanzt – teils karg, teils üppig. Wenn wir jetzt mehr Natur nach Aguntum bringen, soll das den Besucher auch leiten und die einzelnen Stadtteile – etwa Handwerksviertel oder Forum – klarer abgrenzen“, erklärte Michor.

v.l.n.r.: DI Klaus Michor, Landeskonservator DI Walter Hauser und Obmann Dr. Leo Gomit stellten das Leitbild für einen künftigen archäologischen Landschaftspark Aguntum vor.

v.l.n.r.: DI Klaus Michor, Landeskonservator DI Walter Hauser und Obmann Dr. Leo Gomig stellten das Leitbild für einen künftigen archäologischen Landschaftspark Aguntum vor.

Der langjährige Grabungsleiter Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler begrüßte das Vorhaben, Aguntum für den Besucher noch attraktiver zu machen. „Für mich ist Aguntum auch heute schon attraktiv. Manche Konzepte sind mir als Grabungsleiter zu radikal. Man versucht, in historischen Stätten die Bepflanzung normalerweise eher einzudämmen, um die Mauern zu schützen. Aber vielleicht gibt es ja Pflanzen, die mit den Mauern harmonieren“, ließ Tschurtschenthaler auch kritische Töne anklingen. Dass die Konservierung und Sanierung der alten Mauern weiter an oberster Stelle der Prioritätenliste stehen, betonten sowohl Obmann Leo Gomig als auch die Vertreter des Bundesdenkmalamtes und der Dölsacher Bürgermeister Josef Mair.

Das Bild zeigt eine im heurigen Sommer von Revital umgesetzte Probefläche im Bereich des Forums zur technischen Abdichtung und Drainage.

Das Bild zeigt eine im heurigen Sommer von Revital umgesetzte Probefläche im Bereich des Forums. Das entwickelte Konzept zur technischen Abdichtung und Drainage kam bei der Konservierung der Mauerwerke zur Anwendung. Es handelt sich um Mauervorschüttungen mit einem spezifischen schichtweisen Aufbau und darauf aufsetzender Vegetationsschicht.

„Wir wollen mit dem Leitbild neue Konzepte für alte Mauern entwickeln. Das Umsetzungskonzept sieht einerseits die weitere Sanierung der Mauern und andererseits die Entwicklung eines Archäologieparkes vor“, hielt der Obmann des Vereins Curatorium pro Agunto fest. Wo ist der Park in 20 Jahren? Diese Frage müsse man sich laut dem Tiroler Landeskonservator DI Walter Hauser vom Bundesdenkmalamt stellen. „Es geht aber auch um die Frage, wie man im alpinen Gelände konserviert. Mit einem Archäologiepark in Aguntum sollen die Ruinen mit der Landschaft verbunden werden. Es soll eine Landschaft entstehen, die uns gut tut. Ich denke, dass es konservatorisch kein Nachteil ist, wenn man mehr Vegetation in die alte Römerstadt bringt“, so Hauser. Der Landeskonservator nannte als gelungenes Beispiel für die Verbindung von alten Mauern und Landschaft das Schloss und die botanischen Gärten von Trauttmansdorff bei Meran.

Text: Raimund Mühlburger, Visualisierung: Revital/Lukas Jungmann, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger, Revital

24. Oktober 2014 um