Schloss Bruck stellt Taistens Fresken in den Fokus

„Meister Symon – Mal mir den Himmel“ heißt die Ausstellung, die ab 18. Mai 2018 die Arbeiten Simon von Taistens in der Schlosskapelle in den Mittelpunkt stellt.

Mit ihrer klaren, frischen Bildsprache und ihrem Reichtum an erzählerischen Details begeistern die Werke des Malers Simon von Taistens bis heute. Er stammte aus dem nur wenige Kilometer von Osttirol entfernten Ort Welsberg-Taisten im Südtiroler Pustertal und wurde dort am Marenkl-Hof vermutlich kurz nach der Mitte des 15. Jahrhunderts geboren. Ungewöhnlich für die Epoche der Spätgotik ist, dass Simon von Taisten Zeit seines Lebens daheim arbeitete. Am Marenkl-Hof dürfte sich wohl auch die Werkstatt des Meisters befunden haben, die Werkstätten der meisten anderen Künstler dieser Zeit konzentrierten sich hingegen auf städtische Zentren.

Die Fresken in der Kapelle von Schloss Bruck zählen neben seinen Arbeiten in der Wallfahrtskirche Maria Schnee in Virgen/Obermauern zu Simon von Taistens Hauptwerken.

Wer den Spuren Simon von Taistens in Ost- und Südtirol sowie im Oberkärntner Drautal folgt, dem öffnet sich ein Fenster in eine Zeit, in der die Malkunst in Tirol vielleicht ihre größte Blütezeit erlebte. Seine Werke schmücken die Wallfahrtskirche Maria Schnee in Virgen/Obermauern genauso, wie die Kirchen von Heiligenblut, Lavant oder Olang und Schloss Stein im oberen Drautal.

Eine der Kirchen in Taisten ist dem Hl. Georg geweiht. An der Apsis-Außenmauer malte Simon von Taisten eine thronende Gottesmutter mit dem Christkind. Im Kircheninneren werden ihm u.a. zwei Fresken und die Schlussstein-Täfelchen am Deckengewölbe eindeutig zugewiesen. Am Marenkl-Hof links neben der Kirche wurde der Malerfürst vermutlich geboren.

Die zwei Geschoße umfassende Kapelle des Görzer Residenzschlosses Bruck in Lienz schmückte Simon von Taisten in den 90er-Jahren des 15. Jahrhunderts mit Fresken. Besonders farbenprächtig ist auch die Darstellung jener Heiligen, die im Spätmittelalter als Nothelfer in vielen Kirchen im gesamten deutschen Sprachraum und weit darüber hinaus verehrt wurden. Diesen Fresken und dem Künstler, der sie schuf, widmet sich die heurige Sommerausstellung „Meister Symon – Mal mir den Himmel“ auf Schloss Bruck. „Die Ausstellung setzt sich aus zwei Teilen zusammen, nämlich der ikonographischen Aufarbeitung der Fresekeninhalte und der Werktechnik Simon von Taistens“, berichtet Museumsleiterin Silvia Ebner. Interaktiv erhält man auf einem Terminal alle Informationen zu Geschichte und Inhalt der einzelnen Fresken.

Ein monumentales, mit Inschriften verziertes Gemälde Simon von Taistens in der Schlosskapelle zeigt Maria mit weit ausgespanntem Schutzmantel. Engel halten das Tuch, unter dem sich Menschen drängen. Auch das Stifterehepaar Leonhard und Paola hat der Meister hier verewigt.

Wie arbeiteten Freskenmaler in der Spätgotik? Wer waren die Auftraggeber für die Werke? Wie kann man sich das Tagwerk eines Freskenmalers vorstellen? Wie entstand z.B. das Bildprogramm der Schlosskapelle? Welche Farben wurden verwendet? Diese und ähnliche Fragen werden im Teil „Werkprogramm“ behandelt und können ebenfalls am Terminal ausgewählt werden. „Auch verborgene Details – wie z.B. die Malereien in der oberen Apsis der Kapelle – sind am Bildschirm zu sehen. Auf die spannende Ausstellung über das Werk Simon von Taistens darf man sich jetzt schon freuen“, so die Museumsleiterin.

Das Museum Schloss Bruck feiert heuer sein 75-Jahr-Jubiläum. Im Jahre 1942 ging die Burg um 150.000 Reichsmark in den Besitz der Stadt Lienz über. Am 13. Juni 1943 konnte Schloss Bruck als „Osttiroler Heimathaus“ der Öffentlichkeit vorgestellt und zugänglich gemacht werden.

Die Schau „Meister Symon – Mal mir den Himmel“ wird von den Museumsräumen bis zum Rittersaal eingerichtet, Herzstück ist natürlich die Schlosskapelle mit den Fresken Simon von Taistens. Die Ausstellung läuft vom 18. Mai bis zum Nationalfeiertag 26. Oktober.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute, Martin Lugger

17. Januar 2018 um